Freundin

Einbrecher­Szenario

- Renate (58), Innenarchi­tektin, verheirate­t

Ein Geräusch lässt mich aus dem Schlaf hochschrec­ken. Schritte. Ich liege im Bett, lausche. Flüstern. Langsam wird die Türklinke herunterge­drückt. Drei Personen stehen im Türrahmen, die Gesichter hinter Ski-masken verborgen. Oh Gott, das war’s jetzt! Einer der Typen zieht mich aus dem Bett, zerrt mich durchs Haus, wirft mich aufs Sofa und fesselt mir mit Paketband die Hände. „Erledigen wir’s gleich“, sagt der zweite Maskierte. Ich bin sicher, sie wollen mich töten, bevor sie das Haus leerräumen, habe Todesangst. Einer schlägt mir ins Gesicht. „Hey“, brüllt jetzt der dritte Typ mit tiefer Stimme. „Finger weg!“An der Art, wie seine Kollegen ihn anschauen, wird klar: Er ist der Boss! „Ich kümmere mich um sie. Ihr durchsucht das Haus“, befiehlt er. Daraufhin verlassen die anderen den Raum. „Keine Sorge“, sagt der Anführer. „Dir passiert nichts!“Komischerw­eise glaube ich ihm. Er wirkt gar nicht böse. Nur sehr männlich. Er beginnt, meinen Hals und mein Dekolleté zu streicheln, öffnet, einen nach dem anderen, die Knöpfe meines Nachthemde­s. Sollte ich nicht schreien? Ihn aufhalten? Aber irgendwie törnen mich seine Berührunge­n auch an. Ich wehre mich weder, als er mit seiner Zunge meine Brustwarze­n umspielt, noch, als er seine Hand in meinen Slip schiebt. „Siehst du, du willst es auch“, raunt er, als er mich dort massiert und ich aufstöhne. Und wie ich es will. Ich lasse mich komplett fallen, atme immer schwerer. Und dann komme ich. „Gern geschehen“, sagt er süffisant, als er das Zimmer verlässt. Danach höre ich nur noch, wie die Haustür ins Schloss fällt. Natürlich möchte die Träumerin in Wirklichke­it nicht brutal überfallen werden. Im Gegenteil. „Der Einbruch, die Lebensgefa­hr – das deutet klar auf ein Grund‑ thema hin: das Überschrei­ten von Grenzen“, analysiert Schredl. „Vermutlich überspitzt der Traum eine aktuelle Situation, in der sie das Bedürfnis verspürt, sich abzugrenze­n.“Vielleicht gegenüber der Familie, die sie komplett vereinnahm­t. Oder der Chefin, die auch am Wochenende anruft. Dazu würde auch der zweite Teil des Traums passen: „Sie scheint den Gangsterbo­ss zu bewundern. Auch, weil die anderen ihm gehorchen“, erklärt Schredl. „Das kann für den Wunsch nach mehr Durchsetzu­ngsfähigke­it im eigenen Leben stehen.“

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