Editorial
Das Schönste an der Arbeit als Journalistin ist ja, dass man anderen Menschen ungeniert Fragen stellen darf. Als ich nach dem Urlaub im Rückreiseverkehr steckte, musste ich an ein Interview mit einem Stauforscher denken, der mir mal erklärte, dass es sich nur bei einer Vollsperrung lohnt, eine Umleitung zu nehmen. In den meisten Fällen sei es besser, das Navi zu ignorieren. Er selbst fuhr immer mit vier Navis Auto, um sich am Ende diebisch darüber zu freuen, eine bessere Route als alle gefunden zu haben. Ich liebe es, mit Menschen zu sprechen, die für ihre Sache brennen. Als Mateja und ich Mitte August nach Berlin fuhren, um Familienministerin Franziska Giffey zu treffen, hatten wir jede Menge Fragen dabei, die uns als Journalistinnen, aber auch ganz persönlich als Frauen und Mütter interessierten. Wird es einen weiteren Lockdown für Schulen und Kitas geben? Wie hatte Giffey selbst die Homeschooling-phase verbracht? Wie will sie in Zukunft Frauen noch besser unterstützen? Wir erlebten eine herzliche und sehr nahbare Ministerin, die unsere Fragen sehr aufmerksam beantwortete, die viel Persönliches aus ihrem Leben preisgab und vor allem für die Zukunft noch viel vorhat. Das Gespräch lesen Sie ab Seite 56.
Was fehlt mir nur? Und wer kann mir helfen? Wer schon einmal unter einer Krankheit litt, die kein Arzt diagnostizieren konnte, weiß, wie sehr man in dieser Situation auf Antworten hofft. Bei unserer Autorin Lara Gerdes war es ein mysteriöser Schwindel, der sie von einem Experten zum nächsten trieb (lesen Sie ihre Geschichte ab Seite 80). Laras Rat: nicht aufgeben, bis man alle Antworten hat. Wir Journalistinnen sollten ohnehin immer weiter Fragen stellen, denn nicht beim Reden lernen und erfahren wir Neues, sondern beim Zuhören. Scheuen Sie sich nicht, sich von Menschen, die sich in ihrem Metier auskennen, etwas erklären zu lassen. Niemand hindert Sie schließlich daran, sich am Ende Ihre eigene Meinung zu bilden. Nichts erklären wollen uns dagegen Tiere. Und doch können wir auch von ihnen einiges lernen, etwa erstaunlicherweise von Hühnern, wie eine gute Worklife-balance funktioniert. Oder von Hunden ein harmonisches Miteinander. Noch mehr nachahmenswertes Tierverhalten ab Seite 44. Es müssen nicht immer Fragen sein, manchmal genügt Beobachten …