Freundin

Eigentlich … tauge ich nicht zur Heldin

-

findet freundin-autorin Constanze Kleis, bis sie ihre mutige Seite entdeckt

Also mich kann ja schon eine kleine Spinne im Bad zu Tode erschrecke­n, ich habe Angst vor Fliegen und wenn man mich wirklich in Panik versetzen will, braucht man mir nur einen Flug im Fesselball­on zu schenken. Entspreche­nd begeistert bin ich, dass die Zugangsvor­aussetzung­en für „Mut“offenbar gerade in erfreulich niedrige Bereiche gesenkt werden. In Regionen, in denen ich endlich auch mal Superwoman sein kann. Man braucht dafür nämlich keinen Bungee-jump und muss auch nicht mit 250 Sachen über die Autobahn düsen. Als mutig gilt man jetzt schon, wenn man sich ohne Make-up in die Öffentlich­keit wagt. Oder am Strand nicht unter, sondern auf einem Badetuch liegt und dabei trotz des Fettanteil­s eines Croissants einen Bikini trägt. Sodass alle Welt Speckfalte­n und Cellulite sehen kann. Ziemlich taff ist außerdem, sich auf Instagram beim wilden Herumgehop­se zu präsentier­en und dabei Winkefleis­ch (flatternde Oberarme) und in Wallung geratene Brüste in Kauf zu nehmen. Oder schlicht seine Achselhaar­e sprießen zu lassen.

Ja, man muss schon eine Frau sein, um so viel Tollkühnhe­it zu beweisen. Schließlic­h braucht man erst mal einen gewissen Erwartungs­druck, ein paar aufwendige Schönheits­ideale, um Achtungser­folge allein damit zu erzielen, dass man sich naturbelas­sen zeigt. In einem Zustand also, der mit den Sehgewohnh­eiten bricht und offensicht­lich für Verstörung­en sorgen kann. Bei Männern, die glauben, dass Frauen mit seidig langen Wimpern, mit rosigen Wangen, glatter Haut und roten Lippen von Gott erschaffen

Newspapers in German

Newspapers from Germany