Was nützt die Philosophie?
Herr Ostritsch, was macht am Philosophieren Spaß?
Das Nachdenken über abstrakte Dinge und das sprichwörtliche Licht, das einem dabei aufgehen kann. Wenn man etwas nach viel Denkarbeit verstanden hat, dann ist es, als ob sich eine geistige Verkrampfung löst. Dann ist alles klar.
Das klingt recht theoretisch. Hat das Philosophieren auch einen praktischen Nutzen?
Die Philosophie beschäftigt sich zuallererst mit grundsätzlichen Fragen ohne erkennbaren Nutzen, die uns aber alle bewegen. Immanuel Kant hat einmal die vier Grundfragen der Philosophie so formuliert: Was kann ich wissen, was soll ich tun, was darf ich hoffen, was ist der Mensch? Dass wir uns diese Fragen stellen, das unterscheidet uns vom Tier. Die Philosophie
macht den Versuch, diese Fragen zu ergründen – durch Nachdenken, auf vernünftige Art und Weise.
Ist diese Art des vernünftigen Denkens momentan in Gefahr?
Es gibt eine Polarisierung und Emotionalisierung, in öffentlichen Debatten wie im privaten Umgang miteinander. Als Philosoph muss man dagegen rational argumentieren – seine Überzeugungen begründen können.
Was sehen Sie noch als Stärke der Philosophie?
Das Hinterfragen von Selbstverständlichkeiten. Warum halten wir dieses oder jenes überhaupt für selbstverständlich? Man wird so zwar nicht zwangsläufig zum besseren Menschen. Aber einen echten Philosophen prägt und verändert diese Denkweise. Idealerweise ist das kein Job, sondern eine Lebensform.