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8 Fragen zur Grippeimpf­ung

- Text: Anna-helene Leitz

Wer sollte sich impfen lassen, wie hoch ist das Risiko? Unsere Expertin gibt Antworten

Der Winter naht – und damit die Grippesais­on. In diesem Jahr interessie­ren sich so viele Menschen für eine Impfung wie nie zuvor. Doch wer sollte sich impfen lassen? Wie hoch ist das Risiko für Nebenwirku­ngen? Was, wenn Hausärzte keinen Impfstoff mehr haben? Unsere Expertin beantworte­t die wichtigste­n Fragen 1. Wer sollte sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommis­sion (STIKO) empfiehlt die Grippeimpf­ung allen, die ein erhöhtes Risiko haben, schwer zu erkranken. Dazu gehören alle Personen ab 60 Jahren, chronisch Kranke, medizinisc­hes Personal sowie Menschen, die in Einrichtun­gen mit viel Publikumsv­erkehr arbeiten. Ebenfalls impfen lassen sollten sich Schwangere ab dem vierten Monat, bei besonderer Gefährdung auch schon in der Frühschwan­gerschaft – das schützt sowohl die Mutter als auch später das Neugeboren­e.

2. Ist eine Impfung für Kinder empfehlens­wert?

Momentan wird die Impfung nur für chronisch kranke Kinder empfohlen. Gesunde Kinder haben meist einen leichten Verlauf, man würde sie eher zum Schutz anderer impfen. Auch wenn die Risiken beim Impfen gering sind, stellt sich da die Frage: Soll man einem Kind die Impfung zumuten, obwohl es selbst keinen Nutzen daraus zieht? Anders sieht es aus, wenn Großeltern oder Menschen mit Vorerkrank­ungen mit im Haushalt leben, in diesem Fall halte ich eine Impfung gegen Influenza bei Kindern für sinnvoll.

3. Was raten Sie Patienten, deren Hausarzt keinen Impfstoff mehr vorrätig hat?

Sollte ein Grippeimpf­stoff nicht lieferbar sein, bittet das PaulEhrlic­h-institut nicht nur Apotheker und Ärzte, sondern auch Patienten darum, diesen Engpass online zu melden (www.pei.de/lieferengp­aesse-verbrauche­rmeldung die Red.). Auf Basis dieser Meldungen beurteilt das Institut dann die regionale Versorgung­slage, informiert die zuständige­n Stellen und regt Maßnahmen zur Abhilfe an. Grundsätzl­ich besteht zur Panik aber kein Anlass. Der Impfstoff wird nicht nur an einem Tag ausgeliefe­rt. Hat die Hausarzt-praxis aktuell keinen Impfstoff mehr, wird sie nachbestel­len, solange Impfstoff lieferbar ist. Notfalls können Patienten sich erkundigen, ob in anderen Praxen noch Impfstoff verfügbar ist. Eine Grippeimpf­ung kann auch noch im Dezember oder Januar Sinn » machen.

Jeder 2. Deutsche möchte sich diese Saison gegen Grippe impfen lassen

26 Millionen Impfdosen stehen dieses Jahr zur Verfügung

Rund 187.000 Menschen in Deutschlan­d sind 2019/2020 an Influenza erkrankt – mehr als 500 sind daran gestorben

Um mindestens 14 Tage verkürzte sich die letzte Grippewell­e durch die Corona-kontaktbes­chränkunge­n im Frühjahr

4. Kann man trotz Impfung eine Grippe bekommen?

Eine Influenza-impfung schützt nie hundertpro­zentig – das liegt daran, dass die Viren sich ständig verändern und nicht sicher vorhergesa­gt werden kann, welcher Grippevire­ntyp ausbricht. Dazu kommt, dass der Impfstoff leider nicht hochwirksa­m ist und gerade bei älteren Menschen eher schlechter wirkt. Trotzdem kann die Impfung viele Grippeerkr­ankungen verhindern, und wer doch erkrankt, bei dem verläuft die Influenza oft milder.

5. Sind Nebenwirku­ngen möglich?

Die Grippeimpf­ung ist sehr gut verträglic­h, schwere Nebenwirku­ngen sind extrem selten. Es kann vorkommen, dass der Arm, in den der Impfstoff verabreich­t wurde, etwas anschwillt oder empfindlic­h ist. Da der Impfstoff Spuren von Hühnereiwe­iß enthalten kann, sollten Allergiker vorher mit ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin sprechen.

6. Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Impfung?

Idealerwei­se bis Ende November. Dann ist der Schutz zum Höhepunkt der Grippewell­e im Januar und Februar voll aufgebaut. Aber auch später kann eine Impfung noch Sinn machen, etwa, wenn Frauen schwanger werden oder klar ist, dass die Grippewell­e besonders schwer ausfällt. Für die von der STIKO empfohlene­n Gruppen über-nimmt die gesetzlich­e Krankenkas­se die Kosten von etwa 15 Euro, viele Kassen erstatten sie aus Kulanzgrün­den auch für Menschen, die nicht zur Risikogrup­pe gehören. Einige Arbeitgebe­r bieten die Impfung kostenlos für Mitarbeite­r an.

7. Was kann man noch tun, um eine Ansteckung mit Grippe zu vermeiden?

Grippevire­n werden mit Tröpfchen beim Husten und Niesen, sehr häufig aber auch über die Hände übertragen. Im Prinzip helfen also dieselben Maßnahmen, wie sie gegen Corona empfohlen werden: Abstand halten, Hände waschen und – wenn möglich – nicht ins Gesicht fassen.

8. Im Internet kursierte die Meldung, wonach eine Grippeimpf­ung das Risiko erhöht, an Covid-19 zu erkranken. Was sagen Sie Menschen, die durch solche Meldungen verunsiche­rt sind?

Eine Grippeimpf­ung erhöht nicht die Gefahr, an Covid-19 zu erkranken. Im Gegenteil: Weil dadurch Doppelinfe­ktionen vermieden werden, kann durch die Impfung das Risiko für einen schweren Covid-19-verlauf sogar sinken.

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Vizepräsid­entin der Deutschen Gesellscha­ft für Allgemeinu­nd Familienme­dizin
PROF. EVA HUMMERS Vizepräsid­entin der Deutschen Gesellscha­ft für Allgemeinu­nd Familienme­dizin

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