8 Fragen zur Grippeimpfung
Wer sollte sich impfen lassen, wie hoch ist das Risiko? Unsere Expertin gibt Antworten
Der Winter naht – und damit die Grippesaison. In diesem Jahr interessieren sich so viele Menschen für eine Impfung wie nie zuvor. Doch wer sollte sich impfen lassen? Wie hoch ist das Risiko für Nebenwirkungen? Was, wenn Hausärzte keinen Impfstoff mehr haben? Unsere Expertin beantwortet die wichtigsten Fragen 1. Wer sollte sich impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeimpfung allen, die ein erhöhtes Risiko haben, schwer zu erkranken. Dazu gehören alle Personen ab 60 Jahren, chronisch Kranke, medizinisches Personal sowie Menschen, die in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr arbeiten. Ebenfalls impfen lassen sollten sich Schwangere ab dem vierten Monat, bei besonderer Gefährdung auch schon in der Frühschwangerschaft – das schützt sowohl die Mutter als auch später das Neugeborene.
2. Ist eine Impfung für Kinder empfehlenswert?
Momentan wird die Impfung nur für chronisch kranke Kinder empfohlen. Gesunde Kinder haben meist einen leichten Verlauf, man würde sie eher zum Schutz anderer impfen. Auch wenn die Risiken beim Impfen gering sind, stellt sich da die Frage: Soll man einem Kind die Impfung zumuten, obwohl es selbst keinen Nutzen daraus zieht? Anders sieht es aus, wenn Großeltern oder Menschen mit Vorerkrankungen mit im Haushalt leben, in diesem Fall halte ich eine Impfung gegen Influenza bei Kindern für sinnvoll.
3. Was raten Sie Patienten, deren Hausarzt keinen Impfstoff mehr vorrätig hat?
Sollte ein Grippeimpfstoff nicht lieferbar sein, bittet das PaulEhrlich-institut nicht nur Apotheker und Ärzte, sondern auch Patienten darum, diesen Engpass online zu melden (www.pei.de/lieferengpaesse-verbrauchermeldung die Red.). Auf Basis dieser Meldungen beurteilt das Institut dann die regionale Versorgungslage, informiert die zuständigen Stellen und regt Maßnahmen zur Abhilfe an. Grundsätzlich besteht zur Panik aber kein Anlass. Der Impfstoff wird nicht nur an einem Tag ausgeliefert. Hat die Hausarzt-praxis aktuell keinen Impfstoff mehr, wird sie nachbestellen, solange Impfstoff lieferbar ist. Notfalls können Patienten sich erkundigen, ob in anderen Praxen noch Impfstoff verfügbar ist. Eine Grippeimpfung kann auch noch im Dezember oder Januar Sinn » machen.
Jeder 2. Deutsche möchte sich diese Saison gegen Grippe impfen lassen
26 Millionen Impfdosen stehen dieses Jahr zur Verfügung
Rund 187.000 Menschen in Deutschland sind 2019/2020 an Influenza erkrankt – mehr als 500 sind daran gestorben
Um mindestens 14 Tage verkürzte sich die letzte Grippewelle durch die Corona-kontaktbeschränkungen im Frühjahr
4. Kann man trotz Impfung eine Grippe bekommen?
Eine Influenza-impfung schützt nie hundertprozentig – das liegt daran, dass die Viren sich ständig verändern und nicht sicher vorhergesagt werden kann, welcher Grippevirentyp ausbricht. Dazu kommt, dass der Impfstoff leider nicht hochwirksam ist und gerade bei älteren Menschen eher schlechter wirkt. Trotzdem kann die Impfung viele Grippeerkrankungen verhindern, und wer doch erkrankt, bei dem verläuft die Influenza oft milder.
5. Sind Nebenwirkungen möglich?
Die Grippeimpfung ist sehr gut verträglich, schwere Nebenwirkungen sind extrem selten. Es kann vorkommen, dass der Arm, in den der Impfstoff verabreicht wurde, etwas anschwillt oder empfindlich ist. Da der Impfstoff Spuren von Hühnereiweiß enthalten kann, sollten Allergiker vorher mit ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin sprechen.
6. Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Impfung?
Idealerweise bis Ende November. Dann ist der Schutz zum Höhepunkt der Grippewelle im Januar und Februar voll aufgebaut. Aber auch später kann eine Impfung noch Sinn machen, etwa, wenn Frauen schwanger werden oder klar ist, dass die Grippewelle besonders schwer ausfällt. Für die von der STIKO empfohlenen Gruppen über-nimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten von etwa 15 Euro, viele Kassen erstatten sie aus Kulanzgründen auch für Menschen, die nicht zur Risikogruppe gehören. Einige Arbeitgeber bieten die Impfung kostenlos für Mitarbeiter an.
7. Was kann man noch tun, um eine Ansteckung mit Grippe zu vermeiden?
Grippeviren werden mit Tröpfchen beim Husten und Niesen, sehr häufig aber auch über die Hände übertragen. Im Prinzip helfen also dieselben Maßnahmen, wie sie gegen Corona empfohlen werden: Abstand halten, Hände waschen und – wenn möglich – nicht ins Gesicht fassen.
8. Im Internet kursierte die Meldung, wonach eine Grippeimpfung das Risiko erhöht, an Covid-19 zu erkranken. Was sagen Sie Menschen, die durch solche Meldungen verunsichert sind?
Eine Grippeimpfung erhöht nicht die Gefahr, an Covid-19 zu erkranken. Im Gegenteil: Weil dadurch Doppelinfektionen vermieden werden, kann durch die Impfung das Risiko für einen schweren Covid-19-verlauf sogar sinken.