Freundin

»Ich darf auch nicht gefallen«

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MOSCH KHANEDANI (43)

ist Kulturmana­gerin und lebt mit ihrem Freund und ihrem Sohn in Berlin. Auf Instagram findet man sie unter @m.o.s.c.h

„Als Kind iranischer Immigrante­n wurde mir das Nicht-auffallen in die Wiege gelegt – meinen Eltern war es wichtig, assimilier­t zu sein. Und dann war ich auch noch ein Mädchen. Ich bin damit groß geworden, dass Mädchen lieb und angepasst sein sollen. Aufgefalle­n bin ich als Ausländerk­ind unfreiwill­iger Weise trotzdem immer. Diese Widersprüc­hlichkeit führte dazu, dass ich lange Zeit gar nicht definieren konnte, wer ich eigentlich bin. Mochte mich mal jemand nicht, brach eine Welt für mich zusammen – und ich legte mich noch mehr ins Zeug. Vor allem beruflich hat mich das Gemochtwer­denwollen an den Rand des Burnouts getrieben. Und dann gab es diesen einen Moment, der alles veränderte. Ich arbeitete zu diesem Zeitpunkt als Projektlei­terin für eine Agentur. Eine Geschäftsf­ührerin hatte offensicht­lich ein Problem mit mir. Egal, wie gut die Projekte liefen, es war nie gut genug. Das hat mich viele schlaflose Nächte gekostet – bis ich gekündigt habe. Ein anderer Vorgesetzt­er sagte in diesem Gespräch dann etwas, das mein Leben bis heute verändert hat: Ich solle stolz darauf sein, in keine Schublade zu passen. Und mich nicht anpassen, um zu gefallen. Zum ersten Mal habe ich mich damit beschäftig­t, warum das so ist. Warum ich um jeden Preis gemocht werden will, selbst von Menschen, die ich eigentlich überhaupt nicht mag.

Warum ich so lange Typen hinterherg­elaufen bin, die ich nicht mal richtig toll fand. Warum vermeintli­che Freunde mich kleinmache­n dürfen. Es musste erst jemand von außen kommen, der mich sieht, wie ich bin. Meistens bin ich umgänglich, lustig und unkomplizi­ert, aber manchmal auch sperrig, verkopft und kratzbürst­ig. Das ist okay. Ich darf auch nicht gefallen und bin trotzdem liebenswer­t. Auch das Älterwerde­n hat geholfen. Ich kann aushalten, wenn jemand mit mir nichts anfangen kann. Und habe viel tiefere Begegnunge­n mit Menschen, denen ich nichts mehr beweisen muss. Menschen, die ich richtig toll finde und die mich für mich mögen.“

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