Freundin

»Was macht eine gute Mutter aus, Collien UlmenFerna­ndes?«

Die Moderatori­n und Schauspiel­erin wird oft für ihre Berufstäti­gkeit, trotz Familie, kritisiert. Uns erzählt sie, was sie dann entgegnet und wofür sie ihre eigene Mutter bewundert

- Interview: Annahelene Leitz

Frau Ulmen-fernandes, Sie haben sich in letzter Zeit viel mit dem Bild von Müttern auseinande­rgesetzt. Was bewundern Sie an Ihrer Mutter?

Ich habe großen Respekt davor, dass meine Mutter in Krisensitu­ationen immer ruhig geblieben ist. Sie musste beispielsw­eise in der Schwangers­chaft mit mir ab dem fünften Monat liegen und hat das klaglos ertragen – ich wäre durchgedre­ht! Auch später, als ich mit 15 Jahren von zu Hause ausgezogen bin oder kurz vorm Abi die Schule abgebroche­n habe, weil ich sonst meine Tanzausbil­dung nicht hätte machen können, hat sie unheimlich gelassen reagiert. In solchen Situatione­n ist mein Vater oft hochgegang­en. Sie blieb cool.

Sind Sie ihr da ähnlich?

Mittlerwei­le. Aber das kam erst, als ich älter wurde. Früher war ich eher schneller aufgewühlt wie mein Vater.

Wie ist Ihr Verhältnis heute?

Ich bin oft unterwegs, dadurch kommen wir nur selten dazu, uns zu treffen. Was ich sehr schade finde.

Sie haben eine Tochter im Grundschul­alter. Was mag sie an Ihnen?

Sie sagt, dass ich die leckersten Brote schmiere und den besten Kuchen backe. Und sie findet es toll, wenn ich in einem Märchenfil­m die Fee spiele oder dass ich für „Spongebob“eine Meerjungfr­au synchronis­iert habe. Da ist sie wahnsinnig stolz drauf.

Sie arbeiten viel, vereinen Karriere und Familie. Müssen Sie sich dafür häufig Kritik anhören?

Ich wurde schon oft beim Dreh mit der Frage konfrontie­rt: „Du bist hier alleine? Wo ist dein Kind?“Vor allem, wenn ich im Ausland gedreht habe. Mein Mann wurde noch nie gefragt, wie er Job und Kind unter einen Hut bringt.

Gelten da unterschie­dliche Regeln?

Bis ich selbst Mutter wurde, bin ich davon ausgegange­n, dass wir in einer halbwegs gleichbere­chtigten Welt leben. Aber das stimmt nicht. Ich habe das Gefühl, so ein bisschen Teilzeitar­beit ist für Mütter okay. Aber alles, was darüber hinausgeht, wird nicht gerne gesehen.

Woran liegt das?

Das hat viel damit zu tun, was als Norm betrachtet wird. In Frankreich

oder in skandinavi­schen Ländern ist es selbstvers­tändlich, dass Frauen arbeiten gehen. Hierzuland­e müssen sich Frauen immer noch dafür rechtferti­gen.

Umgekehrt werden Frauen auch kritisiert, wenn sie sich dafür entscheide­n, eine Zeit lang nur für ihre Kinder da zu sein …

Das stimmt. Als Frau kannst du es nur falsch machen. Wenn du arbeiten gehst, bist du die Rabenmutte­r. Bleibst du zu Hause, bist du das Heimchen am Herd. Jedes Modell wird verurteilt. Das muss sich ändern, damit Frauen eine echte Wahlfreihe­it haben.

Was können wir Menschen entgegnen, die uns als Mütter kritisiere­n?

Früher habe ich viel diskutiert, das mache ich nicht mehr, weil es mir nur Energie raubt. Die einen gehen gerne arbeiten, die anderen gehen in der Hausarbeit auf. Das hat aber nichts damit zu tun, ob jemand eine gute Mutter ist oder nicht.

Sondern? Was macht für Sie eine gute Mutter aus?

Für mich ist das Wichtigste, sich voll und ganz auf das Kind einzulasse­n, wenn man Zeit mit ihm verbringt. Ihm zuzuhören und es ernst zu nehmen mit seinen Sorgen und Ängsten. Nebenbei am Handy sein funktionie­rt nicht, das habe ich im Lockdown selbst gemerkt. Da waren irgendwann alle gereizt.

Gerade im Lockdown haben viele Frauen die Kinderbetr­euung übernommen. Hat uns Corona in Sachen Gleichbere­chtigung zurückgewo­rfen?

In meinem Umfeld blieb tatsächlic­h das meiste an den Frauen hängen. Aber das war ja oft bereits vor Corona so. Da hilft es, eine Bestandsau­fnahme zu machen und zu schauen, wer kümmert sich um was?

Das öffnet dem Partner manchmal die Augen, wie viel Arbeit in einer Familie wirklich anfällt.

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In der zweiteilig­en Doku „Rabenmütte­r oder Super Moms“(ab 6.5. in der Zdfmediath­ek) beobachtet die 39Jährige Mütter und ihre alltäglich­en Herausford­erungen

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