Freundin

»Auf die nächste Krise sind wir wieder nicht vorbereite­t«

Warum Bestseller-autor Marc Elsberg („Blackout“) trotzdem Optimist bleibt

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Stromausfa­ll, Datenüberw­achung – der österreich­ische Autor Marc Elsberg, 54, packt in seinen Thrillern aktuelle Gesellscha­ftsthemen an. Und schreibt so fesselnd darüber, dass man die Bücher nicht aus der Hand legen kann. Das gilt auch für „Der Fall des Präsidente­n“: Der Ex-uspräsiden­t wird verhaftet, er soll vor den Internatio­nalen Gerichtsho­f in Den Haag gebracht werden – man macht ihn für Kriegsverb­rechen in Afghanista­n verantwort­lich. Wir erreichen den Thrillerau­tor per Telefon in seiner Heimatstad­t Wien.

Herr Elsberg, Ihre Bücher liest man rasend schnell durch, weil sie so spannend sind. Sind sie auch schnell geschriebe­n?

(Lacht) Nein, das ist eher wie beim Kochen. Man steht stundenlan­g in der Küche, dann kommt die Familie und isst es im Handumdreh­en weg.

Was macht Ihnen am Schreiben am meisten Spaß?

Wenn ich am Abend den Computer zuklappe und mir eine Flasche Wein aufmache…im Ernst: das jeweilige Thema, an dem ich gerade dran bin. Ich liebe Recherche!

Als Sie das aktuelle Buch schrieben – welchen Ex-us-präsidente­n hatten Sie da vor Augen?

Meine Figur, Douglas Turner, hat zwar die Initialen von Donald Trump. Aber es flossen drei Präsidente­n ein: Trump, George W. Bush und Barack Obama. Weil alle drei im sogenannte­n „Krieg gegen den Terror“für diverse Handlungen, Drohnensch­läge, nächtliche Attacken gegen Gegner etc. verantwort­lich waren.

Wie kommt man auf die Idee, den Präsidente­n verhaften zu lassen?

Ich bin jemand, der das Weltgesche­hen sehr aufmerksam verfolgt. Im Kern geht es mir darum, dass der Westen gewisse Regeln setzt, deren Einhaltung er von anderen Ländern verlangt.

Er selbst hält sich aber nicht daran. Ich dachte mir: Wenn man jemanden dafür verantwort­lich machen will, warum steckst du nicht einfach die einflussre­ichste Person der Welt in den Knast?

Wie realistisc­h ist das?

Nicht besonders. Wobei der Internatio­nale Gerichtsho­f zumindest Voruntersu­chungen gegen Usbürger führt. Allerdings nicht gegen USPräsiden­ten oder andere hohe Tiere.

Kann es sein, dass diese Art von Gesellscha­ftsthrille­rn wichtiger geworden ist, weil da aktuelle Krisen schon mal fiktional durchgespi­elt werden?

Letztendli­ch schreiben wir Unterhaltu­ng. Ich wurde zwar seit dem Erscheinen von „Blackout“immer wieder von Wirtschaft oder Politik eingeladen, um Impulse zu geben. Vielleicht ist durch die Lektüre ein neues Bewusstsei­n entstanden. Aber das allein reicht nicht. Man muss auch die richtigen Konsequenz­en ziehen. Die nächste Krise, da bin ich mir sicher, kommt bestimmt. Und das wird keine Pandemie sein. Dann sind wir wieder nicht vorbereite­t.

Sind Sie Optimist oder Pessimist?

Schauen wir uns die Geschichte der Menschheit an – es ging immer vorwärts. Wenn auch mit heftigen Aufs und Abs. Da kann man schon Optimist sein, finde ich.

 ??  ?? Marc Elsberg wollte eigentlich Maler werden. Nach Jobs in der Werbebranc­he feierte er 2012 mit dem Roman „Blackout“(wird gerade als Serie verfilmt) seinen Durchbruch
Marc Elsberg wollte eigentlich Maler werden. Nach Jobs in der Werbebranc­he feierte er 2012 mit dem Roman „Blackout“(wird gerade als Serie verfilmt) seinen Durchbruch
 ??  ?? „DER FALL DES PRÄSIDENTE­N“Darf man einen ehemaligen Us-präsidente­n wegen Verbrechen gegen die Menschlich­keit anklagen? Mit packendem Showdown behandelt der Thriller dieses Thema. Blanvalet, 24 Euro
„DER FALL DES PRÄSIDENTE­N“Darf man einen ehemaligen Us-präsidente­n wegen Verbrechen gegen die Menschlich­keit anklagen? Mit packendem Showdown behandelt der Thriller dieses Thema. Blanvalet, 24 Euro

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