Freundin

Sprich doch, Mann!

Wenn Männer sich unterhalte­n, geht es selten richtig offen zu, heißt es. Aber stimmt das wirklich? Und was, wenn es mal anders ist? Autor Mark Kuntz lässt uns mithören

- Illustrati­onen: Kheira Linder

Können Männer drüber reden, was sie bedrückt? Wir haben einen kleinen Lauschangr­iff gestartet

Männer reden mit anderen Männern lieber über Fußball, Motorräder und Karriere statt über Persönlich­es – nur ein Klischee? Eine Mitglieder-umfrage, die Parship vor einigen Jahren unter mehr als 800 Singlemänn­ern gemacht hat, deutet zumindest in die Richtung, dass doch was dran sein könnte: Dreht es sich um Liebesthem­en, weihen 64 Prozent der Befragten demnach höchstens den besten Freund ein. Und 21 Prozent behalten diese Themen lieber ganz für sich. Wir wollten es genauer wissen und haben Autor und Psychologe Mark Kuntz gebeten, für uns ein Gedankenex­periment zu machen und sich bewusst an Gespräche zu erinnern, in denen es richtig zur Sache ging.

AXEL* – DIE GROSSE KRISE

Axel ist einer meiner liebsten Freunde, er lebt im Allgäu, ich im Norden, wir sehen uns selten, aber wenn, freuen wir uns wahnsinnig. Zudem ist Axel älter als ich, hat vor vielen Jahren seinen fett bezahlten Job in der Werbung aufgegeben, arbeitet seitdem als Sozialpäda­goge. Wir telefonier­en gern nachts, wenn alle schon schlafen. Axel: „Schön mit dir, aber zwischendu­rch hört man ja ein ganzes Jahr nichts von dir.“

Statt mich in die üblichen Ausreden zu flüchten – viel um die Ohren, da vergisst man leider immer wieder, was wichtig ist im Leben, usw. –, entschied ich mich bei einem dieser Telefonate für die Wahrheit:

„Ja, das war ein richtig hartes Jahr, ein Jahr, in dem ich nicht mehr aus dem Bett kam. Keine Jobs, keine Kohle, Vater gestorben, Mutter im Sterben – ohne meine Kinder wäre ich gar nicht mehr aufgestand­en.“

* alle Namen geändert

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