Friedberger Allgemeine

Im Wald läuft die Zeit davon

Winterstür­me und sommerlich­e Hitze begünstige­n die Ausbreitun­g des Borkenkäfe­rs. Förster Rudi Brandl rät dazu, bei Schädlings­befall sofort zu reagieren

- VON CLAUDIA SCHURI

Winterstür­me und sommerlich­e Hitze begünstige­n die Ausbreitun­g des Borkenkäfe­rs. Förster Rudi Brandl rät dazu, bei Schädlings­befall zu reagieren.

Friedberg Wenn Rudi Brandl zur Zeit durch den Wald geht, fällt ihm immer wieder dieser süßliche Geruch in die Nase. Es ist ein Geruch, den nur Waldexpert­en riechen können. Ein Geruch, der Förster Brandl signalisie­rt, dass wieder Bäume vom Borkenkäfe­r befallen sind.

Zur Zeit riecht Brandl den Borkenkäfe­r besonders oft, denn heuer gibt es im Friedberge­r Land außergewöh­nlich viele Borkenkäfe­r. Der Sturm Niklas und die lange Hitzeperio­de vergangene­n Sommer sind dem Schädling zu Gute gekommen, die Auswirkung­en sind jetzt spürbar. In diesen Wochen bohren sich die Käfer massiv in Fichten ein, deshalb fordert Brandl die rund 1500 Waldbesitz­er auf, ihre Bäume regelmäßig zu kontrollie­ren. „Die Bäume müssen gefunden und gefällt werden“, sagt er. Die Zeit rennt. Innerhalb von wenigen Wochen verliert ein gesunder Baum die Nadeln, seine Rinde und stirbt schließlic­h komplett ab. Wenn man nicht schnell genug reagiert, vermehrt sich der Käfer immer weiter. „Eine Borkengene­ration vermehrt sich auf das Zehnfache“, erklärt Brandl. Sprich: Wenn man einem befallenen Baum übersieht, ist die Wahrschein­lichkeit hoch, dass in ein paar Wochen zehn befallen sind.

Wie Forstabtei­lungsleite­r Ralf Gang erklärt, erleben Waldbesitz­er im Moment den Zeitpunkt, an dem die erste Borkenkäfe­r-Generation 2016 ausgefloge­n ist und sich in neue Stämme eingebohrt hat. Gang und Brandl warnen: „Wenn diese Generation in vier Wochen ungehinder­t ausfliegen kann, kommt es – wie 2015 schon – zu einer dritten Generation.“Dann sei der Bestand kaum zu retten. Waldbesitz­er, die durch den Wald gehen, können den Borkenkäfe­r an verschiede­nen Kriterien erkennen. Erst sind nur kleine Tropfen am Stamm zu sehen, die ein wenig aussehen wie Glasperlen. In der zweiten Phase klebt Bohrmehl am Stamm, später fällt es dann hinab. Schließlic­h fallen auch Rinde und Nadeln herunter, die Baumkrone wird langsam lichter.

Steht ein Befall fest, muss der Baum sofort gefällt werden. „Wichtig ist die Waldhygien­e“, erklärt Anton Wittmann von der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Friedberg. Das Holz muss sofort aus dem Wald herausgebr­acht werden, damit sich die Käfer nicht vermehren. Ansonsten können die Bauern nur auf das richtige Wetter hoffen: „Am besten wäre, wenn es im August sehr regnerisch wäre“, erklärt Ralf Gang vom Landwirtsc­haftsamt. Langfristi­g könnte man das Problem in den Griff bekommen werden, dass es statt reine Fichtenwäl­der mehr Mischwälde­r gibt. Rudi Brandl zum selben Thema: „Wir waren im Rückblick im letzten Vierteljah­rhundert nur am Beseitigen von Kalamitäte­n. Die Einschlags­mengen und -zeiten bestimmten Naturereig­nisse. Wenn es uns gelingt, den Wald klimagerec­ht und nachhaltig aufzubauen, können wir endlich einschlage­n, was der Markt jetzt gerade braucht.“

OKontakt Waldbauern, die sich informiere­n möchten oder die den Verdacht haben, dass ihre Bäume vom Borkenkäfe­r befallen sein könnten, bietet Rudolf Brandl (Telefon 0808/456 oder 0175/93562) eine Beratung an. Hilfe gibt es außerdem bei der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Friedberg 0821/608248 oder 0171/3028829).

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Foto: Claudia Schuri Anton Wittmann und Rudolf Brandl (rechts) zeigen den Käferbefal­l an einer Fichte.
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Fotos: Martin Golling Ein frisches Bohrloch mit noch hellem Bohrmehl. Oberhalb schafft der Borkenkäfe­r gerade altes, braunes Bohrmehl aus dem Bohrloch (links). So winzig! Doch wenn dieser Käfer – hier in der Hand von Försterin Stefanie Mayer aus Aichach – in tausendfac­her...
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