Im Wald läuft die Zeit davon
Winterstürme und sommerliche Hitze begünstigen die Ausbreitung des Borkenkäfers. Förster Rudi Brandl rät dazu, bei Schädlingsbefall sofort zu reagieren
Winterstürme und sommerliche Hitze begünstigen die Ausbreitung des Borkenkäfers. Förster Rudi Brandl rät dazu, bei Schädlingsbefall zu reagieren.
Friedberg Wenn Rudi Brandl zur Zeit durch den Wald geht, fällt ihm immer wieder dieser süßliche Geruch in die Nase. Es ist ein Geruch, den nur Waldexperten riechen können. Ein Geruch, der Förster Brandl signalisiert, dass wieder Bäume vom Borkenkäfer befallen sind.
Zur Zeit riecht Brandl den Borkenkäfer besonders oft, denn heuer gibt es im Friedberger Land außergewöhnlich viele Borkenkäfer. Der Sturm Niklas und die lange Hitzeperiode vergangenen Sommer sind dem Schädling zu Gute gekommen, die Auswirkungen sind jetzt spürbar. In diesen Wochen bohren sich die Käfer massiv in Fichten ein, deshalb fordert Brandl die rund 1500 Waldbesitzer auf, ihre Bäume regelmäßig zu kontrollieren. „Die Bäume müssen gefunden und gefällt werden“, sagt er. Die Zeit rennt. Innerhalb von wenigen Wochen verliert ein gesunder Baum die Nadeln, seine Rinde und stirbt schließlich komplett ab. Wenn man nicht schnell genug reagiert, vermehrt sich der Käfer immer weiter. „Eine Borkengeneration vermehrt sich auf das Zehnfache“, erklärt Brandl. Sprich: Wenn man einem befallenen Baum übersieht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass in ein paar Wochen zehn befallen sind.
Wie Forstabteilungsleiter Ralf Gang erklärt, erleben Waldbesitzer im Moment den Zeitpunkt, an dem die erste Borkenkäfer-Generation 2016 ausgeflogen ist und sich in neue Stämme eingebohrt hat. Gang und Brandl warnen: „Wenn diese Generation in vier Wochen ungehindert ausfliegen kann, kommt es – wie 2015 schon – zu einer dritten Generation.“Dann sei der Bestand kaum zu retten. Waldbesitzer, die durch den Wald gehen, können den Borkenkäfer an verschiedenen Kriterien erkennen. Erst sind nur kleine Tropfen am Stamm zu sehen, die ein wenig aussehen wie Glasperlen. In der zweiten Phase klebt Bohrmehl am Stamm, später fällt es dann hinab. Schließlich fallen auch Rinde und Nadeln herunter, die Baumkrone wird langsam lichter.
Steht ein Befall fest, muss der Baum sofort gefällt werden. „Wichtig ist die Waldhygiene“, erklärt Anton Wittmann von der Forstbetriebsgemeinschaft Friedberg. Das Holz muss sofort aus dem Wald herausgebracht werden, damit sich die Käfer nicht vermehren. Ansonsten können die Bauern nur auf das richtige Wetter hoffen: „Am besten wäre, wenn es im August sehr regnerisch wäre“, erklärt Ralf Gang vom Landwirtschaftsamt. Langfristig könnte man das Problem in den Griff bekommen werden, dass es statt reine Fichtenwälder mehr Mischwälder gibt. Rudi Brandl zum selben Thema: „Wir waren im Rückblick im letzten Vierteljahrhundert nur am Beseitigen von Kalamitäten. Die Einschlagsmengen und -zeiten bestimmten Naturereignisse. Wenn es uns gelingt, den Wald klimagerecht und nachhaltig aufzubauen, können wir endlich einschlagen, was der Markt jetzt gerade braucht.“
OKontakt Waldbauern, die sich informieren möchten oder die den Verdacht haben, dass ihre Bäume vom Borkenkäfer befallen sein könnten, bietet Rudolf Brandl (Telefon 0808/456 oder 0175/93562) eine Beratung an. Hilfe gibt es außerdem bei der Forstbetriebsgemeinschaft Friedberg 0821/608248 oder 0171/3028829).