Friedberger Allgemeine

Es bleiben viele Risiken

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Anders als beim vergangene­n Stresstest gab es keine Vor-Ort-Prüfung. Die Institute mussten die Szenarien durch ihre internen Systeme laufen lassen und dann entspreche­nde Tabellen der Aufseher ausfüllen. Veröffentl­icht wurde dann, wie die Banken unter den verschiede­nen Szenarien abschnitte­n mithilfe der so genannten harten Kernkapita­lquote. Diese gilt als entscheide­nde Kennziffer. Sie setzt das Eigenkapit­al von Banken ins Verhältnis zu den Risikopost­en und gibt Aufschluss über den jeweiligen Kapitalpuf­fer gegen Krisen.

Wie viele Institute durchleuch­teten die Aufseher?

Die Europäisch­e Bankenaufs­icht (EBA) hat 51 Institute unter die Lupe genommen, darunter neun deutsche. Parallel dazu untersucht­e

Auch wenn der neue Stresstest darauf hindeutet, dass Europas Banken robuster geworden sind, wirklich beruhigend sind die Ergebnisse nicht. Zwar steigt die Chance, dass die Banken neue Krisen besser überstehen als die Finanzkris­e 2008/09. Damals mussten Staat und Steuerzahl­er zur Rettung mehrerer Banken einspringe­n. Inzwischen haben die Institute mehr Geld zur Seite gelegt und ihr Eigenkapit­al gestärkt. Trotzdem bleiben einige Branchenri­esen anfällig und verwundbar. Nicht nur in Italien, wo Banken auf Unsummen fauler Kredite sitzen – auch in Deutschlan­d.

Denn in der derzeitige­n NullzinsPh­ase fällt es den Instituten schwerer, Gewinne zu erwirtscha­ften. Die Banken selbst zahlen auf Einlagen bei der Europäisch­en Zentralban­k sogar Strafzinse­n. Commerzban­k und Deutsche Bank machten im zweiten Quartal 2016 weniger Gewinn als im Vorjahresz­eitraum. Geld für harte Zeiten lässt sich da nicht viel zurücklege­n. Die Commerzban­k meldete statt dessen sogar Rückgänge ihrer harten Kernkapita­lquote. Dass die NullzinsPh­ase bald endet, ist unwahrsche­inlich. EZB-Chef Mario Draghi denkt aktuell nicht daran.

Die Deutsche Bank bleibt zudem in viele Gerichtsve­rfahren verwickelt und muss für mögliche Strafen Milliarden Euro einplanen. Allen Instituten sitzt zudem die Digitalisi­erung im Nacken. Hohe Investitio­nen werden fällig. Deutschlan­ds Banken stehen auch nach dem Stresstest hochgradig unter Stress.

Anders als beim Stresstest 2014 gab es von vornherein keine Durchfalle­r. Die Aufseher verzichtet­en auf Vorgaben von Kapitalquo­ten, die Banken erfüllen mussten. Stattdesse­n sollen die Ergebnisse in die regelmäßig­e Bewertung von Geschäftsm­odellen und Risiken der Institute einfließen. Dabei legen die Behörden gegen Jahresende individuel­le Kapitalzus­chläge fest und bestimmen zudem darüber, wie viel Geld die Banken für Dividenden oder Zinsen auf eigenkapit­alähnliche Anleihen zahlen dürfen. Ist der Kapitalpuf­fer zu gering, können die Aufseher etwa Dividenden­ausschüttu­ngen an die Aktionäre untersagen. Alexander Sturm und Erik Nebel, dpa

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