Friedberger Allgemeine

Ein Hauch von Woodstock liegt über dem Dekanatsga­rten

So vielfältig und meisterlic­h wie selten: Internatio­nale Stars und lokale Künstler feiern die Weltmusik

- VON ERIC ZWANG-ERIKSSON

Mit internatio­nalen Top-Acts, die in ihrer stilistisc­hen Vielfalt begeistert­en, überrascht­e das Festival der Kulturen in diesem Jahr. Die zahlreiche­n Besucher erlebten Weltmusik meisterlic­h dargeboten wie selten – eine großartige Leistung des Kurators Girisha Fernando. Waren die „großen“Namen der nationalen und internatio­nalen Ensembles auf der Hauptbühne im Annahof anzutreffe­n, traten im angrenzend­en Dekanatsga­rten nicht minder interessan­te Gruppierun­gen lokaler Herkunft auf.

Mit seinen auf der Wiese sitzen- den Gästen und dem in der Luft liegenden Weihrauch trug der Garten einen Hauch von Woodstock. Das Angebot reichte von Pop (Stacia, Ala & Yasar) über Country Folk Pop (Boothill Society) und Hiphop (Ebow) bis zur Musikperfo­rmance (Die Dame in Prosa und der Kavalier am Klavier) und Oriental Jazzrock (Harrycane Orchestra).

Weltmusik von Weltklasse bot sich derweil auf der großen Bühne im Annahof._Am Freitagabe­nd eröffnete der aus Mazedonien stammende Sefer den bunten Reigen. Allein von Gitarre und Cajon begleitet, lieferte der in Augsburg lebende Sänger und Keyboarder eingängige­n Pop mit Einflüssen von Funk und Soul ab. Das aus Polen stammende Laboratori­um Pies ’Ni, das sich mit altem Liedgut aus Polen, Russland, der Ukraine, Bulgarien und Skandinavi­en beschäftig­te, folgte auf dem Fuße: sechs Sängerinne­n, die mit atemberaub­ender Polyphonie und minimaler Begleitung von archaische­n Rahmentrom­meln einen mystischen Zauber entfachten. Mit Liedgut aus Bulgarien, Serbien, Mazedonien, Syrien und dem Libanon und einer Bauchtänze­rin sprengte das multinatio­nal besetzte Haïdouti Orkestar aus Paris zum Finale des ersten Abends den Rahmen durchschni­ttlicher Balkan Brass Bands.

Am zweiten Festival-Abend, zu dem die Augsburger Marching Band „Drums & Brass“vom Rathauspla­tz aus geleitete, feuerten vier Musiker aus Ägypten, Irak und Palästina unter dem Namen Alef ein Feuerwerk an orientalis­chem Psychedeli­c Rock ab. Die Mischung aus orientalis­chen Instrument­en (Oud, Buzuq), elektronis­chen Klängen und psychedeli­schen Stilelemen­ten funktionie­rte derart gut, dass sich die Frage stellte, ob der Psychedeli­c Rock nicht eigentlich aus Arabien stamme. Mit dem 73-jährigen Julius Orlando und seinen Heliocentr­ics präsentier­te sich der Afrobeat in höchster Vollendung. Kraftvoll blies das Urgestein in sein Instrument, während die Band druckvoll nach vorne rauschte und die Besucher zum ausgelasse­nen Tanz bewegte.

Nicht minder tanzforder­nd und als Höhepunkt zum Abschluss zeigte sich der Sänger und Gitarrist Omara Bombino Moctar mit seinem Quartett. Mit der Musik der Tuareg aus Niger im Blut, lebt Bombino den Desert Rock mit jeder Faser seines Körpers.

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Foto: Eric Zwang-Eriksson Eine Legende des Afrobeat: der 73-jährige Julius Orlando im Annahof.

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