Ein Hauch von Woodstock liegt über dem Dekanatsgarten
So vielfältig und meisterlich wie selten: Internationale Stars und lokale Künstler feiern die Weltmusik
Mit internationalen Top-Acts, die in ihrer stilistischen Vielfalt begeisterten, überraschte das Festival der Kulturen in diesem Jahr. Die zahlreichen Besucher erlebten Weltmusik meisterlich dargeboten wie selten – eine großartige Leistung des Kurators Girisha Fernando. Waren die „großen“Namen der nationalen und internationalen Ensembles auf der Hauptbühne im Annahof anzutreffen, traten im angrenzenden Dekanatsgarten nicht minder interessante Gruppierungen lokaler Herkunft auf.
Mit seinen auf der Wiese sitzen- den Gästen und dem in der Luft liegenden Weihrauch trug der Garten einen Hauch von Woodstock. Das Angebot reichte von Pop (Stacia, Ala & Yasar) über Country Folk Pop (Boothill Society) und Hiphop (Ebow) bis zur Musikperformance (Die Dame in Prosa und der Kavalier am Klavier) und Oriental Jazzrock (Harrycane Orchestra).
Weltmusik von Weltklasse bot sich derweil auf der großen Bühne im Annahof._Am Freitagabend eröffnete der aus Mazedonien stammende Sefer den bunten Reigen. Allein von Gitarre und Cajon begleitet, lieferte der in Augsburg lebende Sänger und Keyboarder eingängigen Pop mit Einflüssen von Funk und Soul ab. Das aus Polen stammende Laboratorium Pies ’Ni, das sich mit altem Liedgut aus Polen, Russland, der Ukraine, Bulgarien und Skandinavien beschäftigte, folgte auf dem Fuße: sechs Sängerinnen, die mit atemberaubender Polyphonie und minimaler Begleitung von archaischen Rahmentrommeln einen mystischen Zauber entfachten. Mit Liedgut aus Bulgarien, Serbien, Mazedonien, Syrien und dem Libanon und einer Bauchtänzerin sprengte das multinational besetzte Haïdouti Orkestar aus Paris zum Finale des ersten Abends den Rahmen durchschnittlicher Balkan Brass Bands.
Am zweiten Festival-Abend, zu dem die Augsburger Marching Band „Drums & Brass“vom Rathausplatz aus geleitete, feuerten vier Musiker aus Ägypten, Irak und Palästina unter dem Namen Alef ein Feuerwerk an orientalischem Psychedelic Rock ab. Die Mischung aus orientalischen Instrumenten (Oud, Buzuq), elektronischen Klängen und psychedelischen Stilelementen funktionierte derart gut, dass sich die Frage stellte, ob der Psychedelic Rock nicht eigentlich aus Arabien stamme. Mit dem 73-jährigen Julius Orlando und seinen Heliocentrics präsentierte sich der Afrobeat in höchster Vollendung. Kraftvoll blies das Urgestein in sein Instrument, während die Band druckvoll nach vorne rauschte und die Besucher zum ausgelassenen Tanz bewegte.
Nicht minder tanzfordernd und als Höhepunkt zum Abschluss zeigte sich der Sänger und Gitarrist Omara Bombino Moctar mit seinem Quartett. Mit der Musik der Tuareg aus Niger im Blut, lebt Bombino den Desert Rock mit jeder Faser seines Körpers.