Friedberger Allgemeine

Rollstuhlf­ahrer können sich chauffiere­n lassen

Der Carsharing-Verein „Bei Anruf Auto“bietet mit Ehrenamtli­chen einen neuen Service

- VON HERMANN SCHMID

Augsburg/Königsbrun­n Für Victoria Huhn passt das neue Angebot des Augsburger Carsharing-Vereins „Bei Anruf Auto“. Die 22-jährige Behinderte, die derzeit am FritzFelse­nstein-Haus in Königsbrun­n betreut wird, zieht im Herbst in eine eigene Wohnung mit Assistenzt­echnologie. Dann will sie auch öfter mit dem umgebauten VW Caddy unterwegs sein, den „Bei Anruf Auto“neu im Fuhrpark hat.

Den 30 000 Euro teuren Wagen – allein die Umrüstung hat 9000 Euro gekostet – hat der Verein von der gemeinnütz­igen GmbH PAsst! erhalten, einem Tochterunt­ernehmen des Felsenstei­n-Hauses für Pflegeund Assistenza­ngebote. Finanziert haben das Gefährt die Aktion Mensch mit 21 000 Euro sowie das Felsenstei­n-Haus, die Stadtspark­asse Augsburg und die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung, mit jeweils 3000 Euro.

„Bei Anruf Auto“stellt den Wagen allen Vereinsmit­gliedern zur Verfügung. Er ist im Normalbetr­ieb ein Fünfsitzer mit großem Kofferraum, kann allerdings in wenigen Minuten für den Transport eines Rollstuhlf­ahrers umgebaut werden. Die Nutzung kostet 1,40 Euro pro Stunde sowie 23 Cent pro Kilometer, die Mitgliedsc­haft acht Euro im Monat, informiert Vorsitzend­er Matthias Reinsch. Im Einsatz ist der Caddy zur Zeit bis 8. August am Wertachbru­cker Tor. Der Stadtmauer­verein hat ihn gebucht, um Rollstuhlf­ahrer zum Fest fahren.

Mehr Freiheit und damit mehr Lebensqual­ität biete dieses Angebot Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, stellt Gregor Beck fest. Als Geschäftsf­ührer von PAsst! und Felsenstei­n-Haus kennt er den Alltag der Zielgruppe gut. Ihre Mo- natspausch­ale für Mobilität von 100 oder 200 Euro reicht bisher nur für wenige Fahrten. Mit dem Caddy von „Bei Anruf Auto“können sie öfter, länger und flexibler unterwegs sein.

Das funktionie­rt nur, weil Ehrenamtli­che als Fahrer fungieren. Bislang kommen sie aus der evangelisc­hen Kirchengem­einde St. Thomas in Kriegshabe­r, wo Reinsch im Kirchenvor­stand aktiv ist. Wenn der neue Caddy stark nachgefrag­t wird, seien mehr Kräfte nötig, sagt er. Interessen­ten können sich über das Info-Telefon melden. Dass der Bedarf für dieses Angebot groß ist, das weiß Reinsch aus den Erfahrunge­n des Partnerver­eins „Königsbrun­ner Autoteiler“. Die haben seit zwei Jahren ein ähnliches Fahrzeug im Einsatz, das inzwischen 40 000 Kilometer zurückgele­gt hat.

Telefon

0821/79617261.

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Foto: Hermann Schmid Mit ihrem E-Rollstuhl kann Victoria Huhn gut in den umgebauten VW Caddy fahren, den der Car-Sharing-Verein „Bei Anruf Auto“ab sofort im Fuhrpark hat. Die Demonstrat­ion verfolgen (von links) Matthias Reinsch vom Verein sowie (hinten) Gregor Beck von...

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