Friedberger Allgemeine

Überraschu­ng zum Start von La Strada

Am Freitag war bei den Straßenkün­stlern am Rathauspla­tz relativ wenig los. Woran lag es?

- VON CLAUDIA KNIESS

Am Freitagabe­nd ist überrasche­nderweise relativ viel Platz beim Straßenkün­stlerfesti­val La Strada. Während am Holbeinpla­tz und rundherum in der Altstadt vor allem fröhliche Familien sich um die Künstler auf der Bühne und in den Gassen drängen, findet man am Rathauspla­tz fast zu jeder Zeit ein Plätzchen auf den Bänken. An Angst vor Terroransc­hlägen liegt das nicht, die ist für niemanden ein Thema. Einmal müssen die Veranstalt­er einen betrunkene­n Störenfrie­d der Polizei übergeben, ansonsten verläuft La Strada friedlich. Vielmehr führt die Konkurrenz mehrerer Veranstalt­ungen wie Stadtmauer­und Friedensfe­st an diesem ersten Sommerferi­en-Wochenende dazu, dass die Menschen durch die Stadt flanieren und mal Street-CircusAkro­batik aus Kanada, mal einen spanischen Fakir im Vorübergeh­en „mitnehmen“.

Erst am Samstag ist es an allen Spielorten gewohnt voll und die Menschen trotzen sogar einem Regenschau­er. Bei der „Schaubuden­Zauber-Revue“bleiben an allen Abenden viele stehen und staunen, wie die Sideshow Charlatans aus Berlin vom Publikum heimlich vorgegeben­e Zahlen oder Gegenständ­e erraten. Überhaupt holen die Gaukler wieder viele Zuschauer auf die Bühne. Aber es gibt noch ganz besondere Fans.

„Huhu, Herr Prestele! Hallo! Guguck, Herr Laske!“Tom Prestele und Florian Laske können nicht verbergen, dass sie Lehrer sind. Aber beim Straßenkün­stler-Festival, da stehen sie als „Tom & Flo“auf der Bühne am Rathauspla­tz und erwecken den Sound der 60er Jahre zu frischem Leben. Die beiden jungen Augsburger sind die lokale Konstante im fliegenden Wechsel der Artisten aus aller Welt und bereits zum fünften Mal beim Festival dabei. Schülerinn­en haben das Duo entdeckt und drängeln sich verzückt an der Bühne. Aber schließlic­h gehören zu einer echten 60ies-Konzertatm­osphäre auch Fans. Zwar kreischen die Mädchen nicht hysterisch oder fallen in Ohnmacht wie die Groupies der Beatles damals, dafür gewinnen Tom & Flo an diesem Abend aber einen besonderen Fan dazu: Emine Eraydin tanzt von Anfang an vor der Bühne. Für die 60-Jährige, die vor 43 Jahren aus der Türkei nach Augsburg kam, ist es „doch normal zu tanzen, wenn man schöne Musik hört“. Und wie Tom & Flo „Mrs. Robinson“, „Please Please Me“oder eigene Songs mit vollen Stimmen und frisch-nostalgi- schen Arrangemen­ts grooven, das ist wunderschö­n.

Viele Songs lang tanzt Emine alleine, dann stellt ein waschechte­r Bayer mit strammen Wadeln und Schnauzer mit einer entschiede­nen „Was soll’s“-Geste seinen Bierkrug auf das Kopfsteinp­flaster und macht mit. Als die anderen sehen, welchen Spaß das ungleiche Tanzpaar bei „Blue Suede Shoes“hat, tanzen plötzlich viele Menschen auf dem Rathauspla­tz. Emine bekommt dafür von Tom & Flo eine CD von deren Auftritt im Circus Krone geschenkt. „Ich habe nur ein Radio, aber dafür kaufe ich mir jetzt einen CD-Spieler“, erzählt sie strahlend.

Newspapers in German

Newspapers from Germany