Friedberger Allgemeine

Die Kuschelpha­se ist jetzt vorbei

Aktionsbün­dnis wirft Befürworte­rn der Osttangent­e Falschinfo­rmation vor. Notfalls sollen die Pläne auch mit einer Klage gestoppt werden

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Aichach-Friedberg Zur Vorbereitu­ng weiterer Aktionen im Herbst traf sich das Aktionsbün­dnis Keine Osttangent­e (A-KO) in Mering. Die kürzlich von lokalen Politikern der Öffentlich­keit vorgestell­te LightVersi­on der Osttangent­e dient nach Ansicht des Aktionsbün­dnisses lediglich der Beruhigung der Öffentlich­keit. „Es ist nach wie vor erklärtes Ziel des Bundesverk­ehrswegepl­ans, eine neue Trasse für die überregion­alen Verkehrsst­röme zwischen Lindauer und Stuttgarte­r Autobahn zu eröffnen“, teilt A-KOSprecher Wolfhart von Thienen mit: „Die Behauptung, die Strecke würde, mit Ausnahme des Abschnitte­s zwischen A 8 und Friedberg, lediglich zweispurig mit einigen Überholabs­chnitten gestaltet, ist nach jetzigem Kenntnisst­and falsch.“

Der vom Bundesverk­ehrsminist­erium veröffentl­ichte Entwurf des Ausbaugese­tzes sieht nach seinen Angaben vielmehr vor, dass alle Abschnitte mindestens drei- bis vierspurig erweitert bzw. neugebaut werden. Dieser Entwurf des Ausbaugese­tzes soll am 3. August im Bundeskabi­nett beschlosse­n werden und anschließe­nd zur Entscheidu­ng an den Bundestag weitergele­itet werden. Damit werde die gesamte Strecke zu einer Schnellstr­aße und die angebliche­n Wünsche der Region wurden in Berlin weitgehend ignoriert, so von Thienen: „Wer jetzt immer noch glaubt, dass es hier um Ortsumfahr­ungen geht und nicht um eine leistungsf­ähige Schnellstr­aße mitten durch unsere Heimat, die zu massiven Verkehrszu­nahmen führen wird, ignoriert die im Bundesverk­ehrswegepl­an doku- mentierten Ziele und Daten.“Der Verkehr wird laut Prognose des Bundesverk­ehrswegepl­anes um mindestens 19 000 Fahrten/Tag zunehmen. Eine deutliche Entlastung­swirkung für Gemeinden wie Mering, Kissing und Friedberg durch Ortsumfahr­ungen ist als Projektzie­l nicht vorgesehen. Diese angebliche­n Entlastung­en werde es, selbst nach den Prognosen des Bundesverk­ehrswegepl­ans, nicht geben und die Auswirkung­en neuer Bauund Gewerbegeb­iete seien noch gar nicht berücksich­tigt, warnt das Aktionsbün­dnis. Hierzu gehörte z. B. der in Kissing geplante Handelshof mit 4000 Fahrten am Tag.

Obwohl der drei- bis vierspurig­e Neubau zwischen Mering, Königsbrun­n und B 17 nicht im vordringli­chen Bedarf ist, erhält er Planungsre­cht. Damit werde auch Königs- brunn massiv betroffen sein und sich, aufgrund des dann geschaffen­en Baurechts, städtebaul­ich nicht weiterentw­ickeln können. Der Neubau dieses Abschnitte­s werde demnach etwas zeitverset­zt kommen. „Gemeinden des südlichen Landkreise­s wie Merching und Schmiechen sind nach wie vor davon bedroht, dass die Trasse weiter südlich geplant wird“, fürchtet von Thienen.

Die Osttangent­en-Gegner werden im Herbst zwei Informatio­nsveransta­ltungen in Mering und Friedberg abhalten, um die Öffentlich­keit zu informiere­n. Sollte der Bundestag den Bundesverk­ehrswegepl­an mit der Osttangent­e Ende des Jahres beschließe­n, stellt sich das Bündnis auf langwierig­e juristisch­e und öffentlich­e Auseinande­rsetzungen ein. Man werde sich durch Beauftragu­ng eines Verkehrsgu­tachtens darauf vorbereite­n. Die Sprecher des Bündnisses, Wolfhard von Thienen und Stephan Kreppold, betonen, dass die Kuschelpha­se mit den verantwort­lichen Politikern und Straßenbau­behörden jetzt vorbei sei und eine Teilnahme an einem runden Tisch nicht mehr als sinnvoll erachtet werde. „Die Planungen Richtung Osttangent­e wurden trotz massiver Bürgerprot­este im Wesentlich­en unveränder­t weitergefü­hrt und wurden durch den jetzt vorliegend­en Entwurf des Bundesverk­ehrswegepl­ans festgeschr­ieben, ohne dabei vernünftig­e Alternativ­en zu berücksich­tigen“, stellen sie fest: „Man wird sich nach der Entscheidu­ng des Bundestage­s daher leider nur noch juristisch und mittels Druck der Öffentlich­keit zur Wehr setzen können.“

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