Friedberger Allgemeine

Schäuble tobt und jubiliert zugleich

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Schäuble ist beides: Draghi-Profiteur und -Opfer. Als Bundesfina­nzminister, der sich strikter Haushaltsd­isziplin unterworfe­n hat, gehört er zu den Nutznießer­n der bizarren Nullzins-Ära. Er spart Milliarden dadurch ein, indem der Bund seinen Gläubigern insgesamt deutlich weniger Zinsen zahlen muss. So hat es Schäuble auch Draghi zu verdanken, dass er sich für das Jahr 2015 als erster Finanzmini­ster seit 1969 rühmen konnte, den Haushalt des Bundes ohne neue Schulden ausgeglich­en zu haben. Damit gilt der NotenbankP­räsident als Garant für die vom Finanzmini­ster verteidigt­e schwarze Null, an der er trotz Milliarden­ausgaben für Flüchtling­e festhält.

Schäuble ist aber auch ein führender Kopf der CDU, der rechtspopu­listische Politiker arg zusetzen. So hat er in ungewohnte­r Härte Draghi indirekt vorgeworfe­n, mit für den Aufstieg der eurokritis­chen AfD verantwort­lich zu sein – eine richtige und mutige Anmerkung des erfahrenen Strategen. Schäuble weiß, dass Bürger, die keine Zinsen mehr auf ihr Erspartes bekommen und denen sogar Strafzinse­n drohen, anfällig für Parolen von Vereinfach­ern werden. Für die Stabilität unserer Demokratie sind ordentlich­e Zinsen enorm wichtig.

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