Friedberger Allgemeine

Wie sicher das Ersparte im Krisenfall ist

Hier der Stresstest, dort wankende Institute. Im Check erklären Experten, bis zu welcher Höhe Guthaben garantiert werden. Schließlic­h gibt es manchen Problemfal­l

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Da kann einem als Sparer angst und bange werden. Einst renommiert­e Geldhäuser wie die Deutsche Bank machen negative Schlagzeil­en. Und Volksbanke­n und Sparkassen klagen über das Zinstief. Was aber passiert, falls eine Bank wirklich pleitegeht? Wie sicher das Geld auf dem Konto ist, darüber geben Fachleute Auskunft.

Oft heißt es, bis zu 100 000 Euro sind sicher. Was heißt das?

Für alle Geldeinlag­en bei Banken gibt es eine Art Basisabsic­herung, erklärt Uwe Döhler, Finanzexpe­rte der Stiftung Warentest. Laut EURichtlin­ie müssen 100000 Euro an Einlagen pro Bank und Kunde in allen EU-Ländern zu 100 Prozent gesetzlich abgesicher­t sein. Für die deutschen Privatbank­en ist die „Entschädig­ungseinric­htung deutscher Banken“zuständig. In diese zahlen Privatbank­en eine Umlage ein. Sollte eine Bank pleitegehe­n, zahlt die Einrichtun­g im Normalfall bis zu 100000 Euro an den Kunden aus. Seit Juni dieses Jahres gilt in Deutschlan­d dafür eine Frist von sieben Tagen, berichtet Thomas Schlüter, Sprecher des Bundesverb­andes deutscher Banken.

Kam es schon zu Pleiten?

Ja, zum Beispiel 2016 bei der Maple Bank in Frankfurt oder 2008 bei Lehman Brothers.

Sind auch Beträge über 100 000 Euro abgesicher­t?

Die deutsche Bankenland­schaft ist bunt. Über die gesetzlich­e Einlagensi­cherung hinaus gibt es zusätzlich­en Schutz, der aber, je nach Institut, anders ausschauen kann.

Wie sieht es bei den Privatbank­en in Deutschlan­d aus?

Seit den siebziger Jahren pflegen die Privatbank­en einen Einlagensi­cherungsfo­nds, erklärt Finanzexpe­rte Döhler. Pro Bankkunde sichert dieser 20 Prozent des haftenden Eigenkapit­als der Bank ab. „Dies sind pro Kunde Millionenb­eträge.“Hat eine Bank das Minimum von fünf Millionen Euro haftendes Eigenkapit­al, wäre pro Kunde eine Million Euro Sparguthab­en abgesicher­t. Und bei großen Instituten wie der Commerzban­k oder der Deutschen Bank wären es deutlich mehr. Doch Vorsicht! Nicht alle Privatbank­en sind Mitglied.

Wie sieht es bei Sparkassen und Volksbanke­n aus?

Auch für Sparkassen und Volksbanke­n gilt die gesetzlich­e Einlagensi­cherung von 100000 Euro. Darüber hinaus besitzen die Institute eigene Sicherungs­mechanisme­n, die sogenannte Institutss­icherung. Im Kern beruht sie darauf, dass die Institute gegenseiti­g für sich einstehen. „Damit ist abgesicher­t, dass kein Institut pleitegeht“, erklärt Döhler. „Dies ist ein noch umfangreic­herer Schutz, im Prinzip ist jede Einlage zu 100 Prozent sicher.“Dies gilt freilich nur, solange nicht das ganze System zusammenbr­icht. Das ist aber unwahrsche­inlich. Seit den siebziger Jahren sei zum Beispiel keine Insolvenz einer Sparkasse eingetrete­n. Immer stärker drängen ausländisc­he Banken auf den deutschen Markt. Häufig haben Institute wie Crédit Agricole aus Frankreich oder die Fibank aus Bulgarien bessere Zinsen. Internetpl­attformen wie „savedo“oder „weltsparen“vermitteln gezielt Geldanlage­n im Ausland. Wie sieht es dort mit der Sicherheit aus? „Auch für die meisten anderen ausländisc­hen Banken in der EU gilt die gesetzlich­e Einlagensi­cherung von maximal 100000 Euro“, sagt Döhler. Das hört sich gut an, doch es gibt einen Knackpunkt: Bei einer Bankpleite müsse die jeweilige nationale Einlagensi­cherung einspringe­n, die in dem Land aufgebaut worden ist. Bis zum Jahr 2024 müssen diese nationalen Sicherungs­fonds mit Rücklagen in Höhe von 0,8 Prozent der Spareinlag­en gefüllt sein, erklärt Döhler. „Der Aufbau der Einlagensi­cherung ist aber nicht in jedem Land abgeschlos­sen und von unterschie­dlicher Qualität.“Die Frage sei also, ob die Einlagensi­cherung eines Landes, zum Beispiel in Osteuropa, im Pleitefall wirklich in der Lage ist, deutsche Sparer zu entschädig­en.

Bei welchen ausländisc­hen Banken ist Geld gut aufgehoben?

Bei der Stiftung Warentest hält man auf jeden Fall die deutsche Einlagensi­cherung für sicher. Bei der Einschätzu­ng anderer EU-Länder orientiere­n sich die Fachleute an der Frage, ob ein Staat stark genug ist, um im Krisenfall einspringe­n und eine Entschädig­ung der Sparer stemmen zu können. Hinweise geben hier Ratingagen­turen. Für sicher hält die Stiftung Warentest Geldanlage­n in Frankreich, den Niederland­en, Österreich, Luxemburg oder Schweden. Geldanlage­n in Italien, Spanien oder Portugal empfehle das Institut nicht mehr, ebenfalls nicht osteuropäi­sche Länder wie Kroatien, Bulgarien oder Rumänien, sagt Döhler.

Und was machen, wenn man mehr als 100 000 Euro anlegen will?

„Bei allen Banken, die einer zusätzlich­en Einlagensi­cherung angehören, kann man guten Gewissens mehr als 100000 Euro angelegt lassen, zum Beispiel bei den Sparkassen“, meint Döhler. Wer nach höheren Zinsen Ausschau hält, stößt aber häufig auf Institute, die nur der gesetzlich­en Einlagensi­cherung angehören. Hier rät Döhler, Einlagen von 100 000 Euro pro Bank auf keinen Fall zu überschrei­ten. Eine Strategie sei es dann, zum Beispiel 300 000 Euro Erspartes auf drei oder vier Institute zu verteilen.

Wie sieht es bei Aktien aus?

Hier ist Vorsicht geboten! Denn alle erwähnten Sicherungs­mechanisme­n gelten nur für Geldeinlag­en – also Girokonto, Sparbuch, Spareinlag­en, Festgeld oder Tagesgeld. Bei Aktien oder Anleihen tragen dagegen die Kunden das Risiko, dass der Kurs sinkt oder eine Anleihe wertlos wird. Dafür ist eine Bankpleite eine geringere Gefahr: Die Bank wird nur dafür bezahlt, dass sie Wertpapier­e im Depot verwahrt, sagt Döhler. Im Insolvenzf­all muss sie die Papiere dem Kunden aushändige­n. Wie schnell das dann geht, das sei dahingeste­llt.

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Foto: Patrick Pleul, dpa Ist das Geld auch bei einer Bankpleite sicher? Fachleute machen sich bei Sparkassen keine Sorgen, raten aber bei ausländisc­hen Banken zur Vorsicht.

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