Friedberger Allgemeine

Besser werden mit allen Mitteln

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger-allgemeine.de

Doping ist im Spitzenspo­rt allgegenwä­rtig. Wie aber sieht es ein paar Etagen tiefer aus? Dort, wo nicht kontrollie­rt wird. Wo sich Otto-Normal-Bürger durch den Marathon quälen, um anschließe­nd auf Facebook damit zu prahlen. Lauf-Events schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Startplätz­e bekannter Triathlons sind oft binnen Minuten ausgebucht.

Der Mensch von heute optimiert sich. Es ist schick, mit den Kollegen die Trainingsl­eistung des vergangene­n Tages zu besprechen. „Citius, altius, fortius“– schneller, höher, stärker – ist das Motto unserer Gesellscha­ft geworden. Damit wird auch der Griff zu unerlaubte­n Mittelchen attraktiv. Verlässlic­he Zahlen dazu gibt es nicht. Allenfalls Indizien. Anonyme Umfragen beispielsw­eise, die aber daran kranken, dass sie eine ehrliche Antwort der Befragten voraussetz­en. Aussagekrä­ftiger ist die Statistik des Zolls, der seit Jahren einen starken Anstieg des Schmuggels von Doping-Medikament­en verzeichne­t.

Grob gesprochen gibt es zwei große Zielgruppe­n des Dopings im Amateurber­eich: Junge Kraftsport­ler, die sich im Fitnessstu­dio einen muskelbepa­ckten Körper zulegen wollen und Ausdauersp­ortler, die sich vorwiegend in den Altersgrup­pen Ü40 befinden. Beide Gruppen bestehen vorwiegend aus Männern und beide treibt ein brennender Ehrgeiz. Die einen wollen gut aussehen und ein überholt geglaubtes Männlichke­itsideal bedienen. Die anderen wollen ihrem Umfeld und sich selbst beweisen, dass sie es immer noch drauf haben. Eine „Mischung aus Ehrgeiz und Eitelkeit“nennt das der Dopingfors­cher Fritz Sörgel.

Der Brennpunkt Fitnessstu­dio ist ihm und seinen Kollegen längst bekannt. Der Bayerische Rundfunk widmete dem Thema jüngst eine ausführlic­he Reportage. Dort sagte der Sozialmedi­ziner Martin Hörning, dass er Doping im Breitenspo­rt für das größere gesellscha­ftliche Problem halte, als Doping im Spitzenspo­rt. Sportwisse­nschaftler sehen eine Kultur des Optimieren­s, wozu eine ganze Reihe legaler Nahrungser­gänzungsmi­ttel genutzt werden. Der Übergang in den illegalen Bereich ist fließend. Das Problem: Viele Mittel, wie zum Beispiel Anabolika, können gravierend­e gesundheit­liche Folgen haben.

Der Ausdauersp­ort im Hobbyberei­ch ist in Sachen Doping weitgehend unerforsch­t. Als sicher gilt, dass Schmerzmit­tel weit über das normale Maß hinaus genommen werden. Das ist offiziell kein Doping. Es ist aber mindestens ein Betrug an sich selbst, denn es schaltet die Warnsignal­e des Körpers aus.

Ob darüber hinaus auch härtere Mittel genommen werden? Fakt ist, dass selbst Epo ohne größeren Aufwand im Internet zu bekommen ist. In diversen Foren wird die Wirksamkei­t verschiede­ner Medikament­e diskutiert. Da taucht zum Beispiel Kobaltsalz auf, das epoähnlich wirken soll und im Gegensatz dazu in Tablettenf­orm zu haben ist. Nebenwirku­ngen wie schwere Organschäd­en werden ignoriert.

Vieles deutet darauf hin, dass Doping längst schon an der Basis angekommen ist. Citius, altius, fortius – mit allen Mitteln.

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