Wenn Bläser die Musik malen
Französischer Abend in ev. St. Ulrich
In die eigene französische Klangwelt entführten die Bläser des Münchner Trio Grande. Die Impressionisten Ravel und Debussy, Bizets iberisch angehauchte Kunst traten im neuen Gewand auf. Das Stammtrio mit Pierre Verrept, Johannes Thoma, Karl Nieler (Flöte, Klarinette, Fagott) wurde von Joachim Willberg und Monika Setzke (Oboe, Horn) zum Quintett erweitert.
Auf unterschiedliche Weise kamen so die großen Meister zum Klingen. Das Carillon aus der L’Arlésienne-Suite mit seiner GlockenWucht, den pastoralen elegischen Sequenzen, kernig geblasen, war als Prolog unverkennbar Bizet. Dieses Klangbild schien vertraut – noch mehr die Carmen-Habanera als umjubelte Zugabe.
Als teils neue Erfindungen präsentierten sich die Bläser-Versionen der Impressionisten. Die Märchenbilder „Ma Mère l’Oye“, für Klavier geschrieben, von Ravel auch für Orchester gesetzt, sind Verwandlung „gewohnt“. Eine scheinbar naive Textur, mit leeren Quinten, Quarten, pentatonischen Chinoiserien, gläsernen Zaubergebilden und Naturtönen – man hörte eindrucksvolles Changieren von Stimmungen, Ravel war auch hier authentisch. In neue Bereiche wurde man bei Debussys g-Moll-Streichquartett geführt. Die gestischen Veränderungen mit Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn führten zu anderen musikalischen Rollen. Die Harmonien blieben in der Wahrnehmung erkennbar, die Hell-dunkel-Mutationen, der Wechsel von Sonne und Schattenspielen. Andererseits schien der Bläserton, im Gegensatz zu den flirrenden Ausdrucksmöglichkeiten der Streicher, Debussys Impressionismus eher zu malen, als filigran zu schraffieren – ein interessantes Wagnis.
Wolfgang Kärner machte dazwischen die kleine Orgel-Suite „San Camillo“von Julien Bret (*1974) zu einem originellen Ereignis. Wie der Pariser Titular-Organist und Komponist die bizarre Biografie des italienischen Heiligen (1550 - 1614), seinen Wandel vom Soldaten und Kartenspieler zum karitativen Ordensgründer in Töne setzt, ist pralles Musiktheater. Manchmal schien man die absurde Poesie eines Satie zu hören, dann auch den kirmes-artigen Zugriff des Romantikers Lefébure-Wély, wenn es galt, drastischen Hedonismus, pastose Töne oder auch den elysischen „Tanz der Erwählten“(nach Fra Angelico) als schmissigen Walzer klingen zu lassen.