Friedberger Allgemeine

Sie hat ihrem Leben einen Sinn gegeben

Das vierte Werk von Claudia Mayr aus Rehling warnt Kinder vor Missbrauch. Die Präsentati­on hat die 33-jährige Autorin, die seit ihrer Jugend an einer unheilbare­n Stoffwechs­elkrankhei­t litt, nicht mehr erlebt

- VON GERLINDE DREXLER

Rehling Claudia Mayr aus dem Rehlinger Ortsteil Unterach hatte eine Mission: Ihre Bücher sollen Hoffnung und Glauben vermitteln und an Schulen als Lektüre verwendet werden. Ihr viertes Kinderbuch, das unter dem Titel „Ich geh nicht mit!“auf Missbrauch aufmerksam machen soll, hat sie in gedruckter Form nicht mehr gesehen. Claudia Mayr starb im März im Alter von 33 Jahren an der unheilbare­n Stoffwechs­elkrankhei­t Morbus Pompe.

Mit 14 Jahren war bei ihr Morbus Pompe diagnostiz­iert worden. Eine Krankheit, bei der die Muskeln immer schwächer werden. Seit ihrem 21. Lebensjahr musste die Rehlingeri­n im Rollstuhl sitzen und war rund um die Uhr auf ein Beatmungsg­erät angewiesen. Schreiben aber bedeutete für sie Freiheit. Sie veröffentl­ichte im Bauer-Verlag zwei Biografien, in denen sie über ihren Umgang mit der Krankheit und die Kunst, trotzdem die Hoffnung nicht aufzugeben, schreibt. Über Begegnunge­n mit Künstlern und die Erfüllung eines großen Wunsches: ein Telefonat mit Papst Franziskus. Den Kontakt hatte Claudias Firmspende­r Weihbischo­f Anton Losinger vermittelt. Während seines Deutschlan­dbesuchs hatte der Heilige Vater sie angerufen. Was sie besprochen haben, wird ein Geheimnis bleiben.

Trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer schweren Erkrankung hatte Claudia gelernt, ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben. Ihre Bücher vermitteln Optimismus und Lebensfreu­de. Ihr war es ein Anliegen, Kindern und Jugendlich­en zu zeigen, dass man trotz Behinderun­g viel erreichen kann.

2010 wurde ihr erstes Kinderbuch „Der kleine Käfer Muck“veröffentl­icht, mit elf fröhlichen und lehrreiche­n Geschichte­n. 2011 folgte ihr zweites Buch „Angst hab’ ich keine“, 2013 „Der liebe Gott ist überall“, in dem der kleine Jonas sich auf die Suche nach Gott macht. Mayr stellte ihre Bücher mehrfach an Marienschu­len, Grundschul­en und Kindergärt­en den Lesern vor. Lesungen hielt sie in Rehling, Augsburg und Kaufbeuren, in Affing, Friedberg, Stätzling, Hollenbach und Neusäß.

Ihr viertes Kinderbuch „Ich geh nicht mit!“wurde jetzt an der Rehlinger Grundschul­e vorgestell­t. Die gelernte Kinderpfle­gerin und Autorin wollte Kinder rechtzeiti­g auf Missbrauch­sgefahr aufmerksam machen und ihnen Hilfestell­ung geben. Das Buch wendet sich an Kinder von fünf bis zehn Jahren. In diese Altersgrup­pe gehört auch die achtjährig­e Lea, die Heldin des Buches. Sie lernt in der Schule von einem Polizisten, dass Kinder niemals mit Fremden mitgehen dürfen. Schon am nächsten Tag wird Lea von einem fremden Mann aus dem Auto heraus angesproch­en. Die Achtjährig­e verhält sich richtig und wird dafür von allen Seiten gelobt. Den Text hat Claudia Mayr verfasst. Kurze, leicht verständli­che Sätze hat sie dafür gewählt. Kombiniert mit ausdruckss­tarken Zeichnunge­n. Illustrier­t hat das 32 Seiten starke Buch Miriam Schneider aus Sonthofen. Für die leidenscha­ftliche Zeichnerin und zweifache Mutter ist es das erste Buch, das sie illustrier­t. Mayrs Wunsch war, dass ihre Bücher an Schulen verteilt und gelesen werden: „Meine Bücher sollen Hoffnung und Glauben vermitteln. Durch sie möchte ich so in Erinnerung bleiben, wie ich war. Durch die Bücher lebe ich weiter.“Als sie das sagte, wusste sie bereits, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte.

„Ich geht nicht mit!“von Claudia Mayr und Miriam Schneider (Illustrati­onen) ist im Bauer-Verlag erschienen, ISBN 9783955510­893, umfasst 32 Seiten und kostet fünf Euro.

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Fotos: Josef Abt
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Claudia Mayr

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