Sind die Beschäftigten der Stadt überlastet?
Zu viel Arbeit, Fehlzeiten und Krankheitstage: Die Personalvertreter machen sich Sorgen. Wie es dazu kam und was der Oberbürgermeister dagegen tun will
Das liest sich doch gut, wie die Stadt Augsburg in eigener Sache trommelt: „Mit über 6000 Beschäftigten zählt die Stadt zu den größten Arbeitgebern der Region. (...) Für die vielfältigen Aufgaben sucht die Stadt innovative, leistungsorientierte und engagierte Mitarbeiter, die zu einer positiven Entwicklung der Stadt beitragen.“Weniger gut hört sich dagegen an, wie Vertreter des Personals die Lage der Beschäftigten beurteilen.
Es gebe teils massive Überlastungen, hohe Fehlzeiten, viele Krankmeldungen. Die Situation sei eigentlich nicht mehr zumutbar, sagt Thomas Wünsch, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats. In Sitzungen des Personalausschusses, in dem die Stadträte über das Personal diskutieren, kommt das Thema seit Monaten zur Sprache. Der Personalrat ruft nicht zwingend nach mehr Personal. Hilfreich wäre es bereits, wenn Mitarbeiter wissen würden, welche Aufgaben sie eigentlich zwingend zu erledigen haben.
Die Stadträte nehmen die Sorgen ernst. In einzelnen Abteilungen ist nachgebessert worden: Im Grünamt werden in den nächsten zwei Jahren 13 zusätzliche Stellen geschaffen. Es ist eine Reaktion auf erhöhte Anforderungen an das Amt, aber auch auf Beschwerden der Bürger. Klagen gibt es zudem an anderer Stelle. Es geht um Ruhestörungen und Sachbeschädigungen in öffentlichen Anlagen. Und es spielt hier das Gefühl von Bürgern mit, nicht überall sicher zu sein. 14 Mitarbeiter zählt gegenwärtig der städtische Ordnungsdienst, der im Zuständigkeitsbereich von Referent Dirk Wurm liegt. Er sagt, mit mehr Personal könnten die Aufgaben sicher besser abgedeckt werden. Wünschenswert seien sechs neue Stellen. Es ist ein Beispiel von vielen, die sich durch die Stadtverwaltung ziehen.
Oberster Dienstherr ist Oberbürgermeister Kurt Gribl. Zum Thema Stellenneubesetzungen sagt er: „Es ist akut. Wir stehen seit geraumer Zeit bei Stellenneuschaffungen und Wiederbesetzungen auf der Bremse, obwohl die Arbeit zunimmt. Die Situation zu beobachten, gehört zur täglichen Arbeit in der Organisation einer Verwaltung.“Noch wirke sich die Situation aus Sicht von Gribl jedoch nicht so gravierend aus, dass im regulären Dienstbetrieb die Aufgaben nicht mehr zu bewältigen seien. Einschnitte gebe es aber: „Dennoch müssen manche Standards bei unseren Leistungen eingeschränkt werden.“Mögliche Alternative sei, „bei dauerhaften Zusatzbelastungen“doch zusätzliches Personal einzustellen. Zu entscheiden habe darüber der Stadtrat.
Mehr als 250 Millionen Euro zahlt die Stadt gegenwärtig an Personalkosten. Es ist fast schon ein Viertel des Gesamtetats. Tariferhöhungen und zusätzliche Stellen schlagen sich jährlich mit einer höheren Belastung in Millionenhöhe im städtischen Haushalt nieder. In der Vergangenheit gab es daher oftmals heftige Debatten zwischen Stadtregierung und Rathausopposition. Dagegen bestand bei den neuen Stellen im Grünamt Einigkeit. Dass Augsburg jährlich um bis zu 5000 Einwohner wächst und demnächst die Marke von 300000 Einwohnern übertrifft, wirkt sich auch auf die Arbeit der Verwaltung aus.
Zum Beispiel im Bürgeramt, im Kinderbetreuungs- und Schulwesen, in Büchereien, bei Baugenehmigungen und Erschließungen, aber auch im Sozialbereich (Transferleistungen, Jugendhilfe) und bei kulturellen Angeboten. Doch nicht nur das Wachstum der Stadt hat Folgen für organisatorische Maßnahmen und Stellen. Zum Beispiel kann eine Änderung der Rechtslage zu Stellenmehrungen führen, weil diese einen erhöhten Arbeitsaufwand erforderlich macht. Beispiele dafür sind etwa eine verschärfte Lebensmittelüberwachung oder ein komplexeres Verfahren bei der Ausstellung von Personalausweisen.
Dass Augsburg wächst, sieht Gribl als Chance: „Eine Stadt, die wächst, lebt.“Derzeit seien es viele junge und gut ausgebildete Menschen, die nach Augsburg ziehen – überwiegend aus dem Inland und aus Ländern der EU. Wenn sich ein solches Wachstum in Beschäftigungsverhältnissen und Steueraufkommen niederschlage, sei das ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Gribl: „Dies erfordert aber auch, dass die Infrastruktur einer Stadt mitwächst.“»Kommentar