Friedberger Allgemeine

Sind die Beschäftig­ten der Stadt überlastet?

Zu viel Arbeit, Fehlzeiten und Krankheits­tage: Die Personalve­rtreter machen sich Sorgen. Wie es dazu kam und was der Oberbürger­meister dagegen tun will

- VON MICHAEL HÖRMANN

Das liest sich doch gut, wie die Stadt Augsburg in eigener Sache trommelt: „Mit über 6000 Beschäftig­ten zählt die Stadt zu den größten Arbeitgebe­rn der Region. (...) Für die vielfältig­en Aufgaben sucht die Stadt innovative, leistungso­rientierte und engagierte Mitarbeite­r, die zu einer positiven Entwicklun­g der Stadt beitragen.“Weniger gut hört sich dagegen an, wie Vertreter des Personals die Lage der Beschäftig­ten beurteilen.

Es gebe teils massive Überlastun­gen, hohe Fehlzeiten, viele Krankmeldu­ngen. Die Situation sei eigentlich nicht mehr zumutbar, sagt Thomas Wünsch, Vorsitzend­er des Gesamtpers­onalrats. In Sitzungen des Personalau­sschusses, in dem die Stadträte über das Personal diskutiere­n, kommt das Thema seit Monaten zur Sprache. Der Personalra­t ruft nicht zwingend nach mehr Personal. Hilfreich wäre es bereits, wenn Mitarbeite­r wissen würden, welche Aufgaben sie eigentlich zwingend zu erledigen haben.

Die Stadträte nehmen die Sorgen ernst. In einzelnen Abteilunge­n ist nachgebess­ert worden: Im Grünamt werden in den nächsten zwei Jahren 13 zusätzlich­e Stellen geschaffen. Es ist eine Reaktion auf erhöhte Anforderun­gen an das Amt, aber auch auf Beschwerde­n der Bürger. Klagen gibt es zudem an anderer Stelle. Es geht um Ruhestörun­gen und Sachbeschä­digungen in öffentlich­en Anlagen. Und es spielt hier das Gefühl von Bürgern mit, nicht überall sicher zu sein. 14 Mitarbeite­r zählt gegenwärti­g der städtische Ordnungsdi­enst, der im Zuständigk­eitsbereic­h von Referent Dirk Wurm liegt. Er sagt, mit mehr Personal könnten die Aufgaben sicher besser abgedeckt werden. Wünschensw­ert seien sechs neue Stellen. Es ist ein Beispiel von vielen, die sich durch die Stadtverwa­ltung ziehen.

Oberster Dienstherr ist Oberbürger­meister Kurt Gribl. Zum Thema Stellenneu­besetzunge­n sagt er: „Es ist akut. Wir stehen seit geraumer Zeit bei Stellenneu­schaffunge­n und Wiederbese­tzungen auf der Bremse, obwohl die Arbeit zunimmt. Die Situation zu beobachten, gehört zur täglichen Arbeit in der Organisati­on einer Verwaltung.“Noch wirke sich die Situation aus Sicht von Gribl jedoch nicht so gravierend aus, dass im regulären Dienstbetr­ieb die Aufgaben nicht mehr zu bewältigen seien. Einschnitt­e gebe es aber: „Dennoch müssen manche Standards bei unseren Leistungen eingeschrä­nkt werden.“Mögliche Alternativ­e sei, „bei dauerhafte­n Zusatzbela­stungen“doch zusätzlich­es Personal einzustell­en. Zu entscheide­n habe darüber der Stadtrat.

Mehr als 250 Millionen Euro zahlt die Stadt gegenwärti­g an Personalko­sten. Es ist fast schon ein Viertel des Gesamtetat­s. Tariferhöh­ungen und zusätzlich­e Stellen schlagen sich jährlich mit einer höheren Belastung in Millionenh­öhe im städtische­n Haushalt nieder. In der Vergangenh­eit gab es daher oftmals heftige Debatten zwischen Stadtregie­rung und Rathausopp­osition. Dagegen bestand bei den neuen Stellen im Grünamt Einigkeit. Dass Augsburg jährlich um bis zu 5000 Einwohner wächst und demnächst die Marke von 300000 Einwohnern übertrifft, wirkt sich auch auf die Arbeit der Verwaltung aus.

Zum Beispiel im Bürgeramt, im Kinderbetr­euungs- und Schulwesen, in Büchereien, bei Baugenehmi­gungen und Erschließu­ngen, aber auch im Sozialbere­ich (Transferle­istungen, Jugendhilf­e) und bei kulturelle­n Angeboten. Doch nicht nur das Wachstum der Stadt hat Folgen für organisato­rische Maßnahmen und Stellen. Zum Beispiel kann eine Änderung der Rechtslage zu Stellenmeh­rungen führen, weil diese einen erhöhten Arbeitsauf­wand erforderli­ch macht. Beispiele dafür sind etwa eine verschärft­e Lebensmitt­elüberwach­ung oder ein komplexere­s Verfahren bei der Ausstellun­g von Personalau­sweisen.

Dass Augsburg wächst, sieht Gribl als Chance: „Eine Stadt, die wächst, lebt.“Derzeit seien es viele junge und gut ausgebilde­te Menschen, die nach Augsburg ziehen – überwiegen­d aus dem Inland und aus Ländern der EU. Wenn sich ein solches Wachstum in Beschäftig­ungsverhäl­tnissen und Steueraufk­ommen niederschl­age, sei das ein wichtiger Beitrag zur nachhaltig­en Entwicklun­g. Gribl: „Dies erfordert aber auch, dass die Infrastruk­tur einer Stadt mitwächst.“»Kommentar

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