Beim Thema Brückensanierung sind Stadträte misstrauisch
Die Hauptprüfung hat Mängel ergeben. Darum sollten eigentlich zwei Bauwerke erneuert werden. Doch angesichts der Kosten müssen die Ingenieure noch mal ran
Friedberg Über 200 000 Euro für eine Brücke, die meist nur von Landwirten, Radlern und Fußgängern benutzt wird? Da schrillten bei den Friedberger Stadträten die Alarmglocken. So einfach mochten sie den Empfehlungen des Ingenieurbüros Schäperdöns Consult nicht folgen, auch wenn man dort einen Neubau für die langfristig beste Lösung hält und von jedem Versuch der Sanierung dringend abriet. Vor einer Entscheidung sollen nun weitere Untersuchungen Klarheit bringen. „Das war wieder eine Stunde Diskussion sinnloser Art“, stellt SPD-Fraktionschef Roland Fuchs im Anschluss fest.
Zwei kleinere Brücken standen auf der Tagesordnung bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses: die Brücke über die Friedberger Ach am Wulfertshauser Sportplatz und die Brücke über den Hagenbach an der Lindenauer Straße. Bei beiden hatten die letzte Hauptprüfung im Jahr 2012 so starke Beschädigungen ergeben, dass eine Sanierung als nicht mehr wirtschaftlich erschien. Der Stadtrat stellte darum bei seinen Haushaltsberatungen für das Jahr 2016 die nötigen Mittel bereit.
Doch im Bauausschuss drehte sich jetzt die Debatte, als die Ingenieure die Kosten nannten. 210000 Euro fallen an, um die Brücke zum Sportplatz in Wulfertshausen zu erneuern und gleich mit einem gehund Radweg zu versehen. Geht das nicht billiger? Nein, sagen die Ingenieure, die verschiedene Formen der Sanierung geprüft und verworfen hatten. Das Problem ist: Es werden dabei nur die festgestellten Mängel beseitigt, die Fundamente bleiben erhalten. Für die Firma Schäperdöns ist aber nicht ersichtlich, in welchem Zustand sich die Widerlager befinden. Auch Bestandsunterlagen aus der Zeit des Baus gibt es nicht. Die Ingenieure lehnen darum jede Gewährleistung ab.
Manfred Losinger (CSU) verwies darauf, dass die Brücke quasi allein in der Landschaft stehe. Wozu brauche man da einen Geh- und Radweg, wie in das Planungsbüro vorschlägt. Auch Roland Fuchs (SPD) bezweifelte, dass das Bauwerk von so großer Bedeutung sei. „Für so ein Brücklein ist das ein ganz schönes Maul voll“, kommentierte er die veranschlagten Kosten in sechsstelliger Höhe. Aus Sicht von Claudia Eser-Schuberth (Grüne) kommt allenfalls eine Erneuerung analog zum Bestand in Frage. „Wir haben bei Brücken schon so viel erlebt, ich glaube das alles nicht mehr“, kommentierte Jakob Eichele (Freie Wähler) die Ausführungen der Fachleute. Wenn man in Venedig die gleichen Maßstäbe ansetzen würde die in Friedberg, könnte man die ganze Lagunenstadt abreißen, sagte Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger).
Schließlich hatte vor einigen Jahren der Neubau der Achbrücke in Stätzling für erhebliche Mehrkosten gesorgt. Beim Abriss des alten Bauwerks stellte sich heraus, dass die Fundamente nicht nur wie ein Katen unter dem Flussbett hindurch gingen, sondern auch noch äußerst solide ausgeführt waren. Und von derselben Baufirma stammt auch die Brücke in Wulfertshausen. Nicht auszuschließen, dass dort nach demselben Verfahren gebaut wurde.
Auch Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) hielt vor diesem Hintergrund weiterführende Untersuchungen für sinnvoll. Um die Kosten nicht unnötig in die Höhe zu treiben, soll der Bauhof in Absprache mit den Ingenieuren die Fundamente teilweise freilegen, um deren Zustand beurteilen zu können. Gleichwohl sei das Problem nicht zu verharmlosen, so Eichmann, die Stadt habe eine Sorgfaltspflicht. Für Thomas Kleist (CSU) stellt sich ebenfalls die Frage nach der Haftung, wenn etwas passiert. „Wir haben Kenntnis, dass hier etwas faul ist“, erinnerte er.
Noch einmal geprüft werden soll auch die Erneuerung der Brücke am Hagenbach, deren Kosten mit 83 000 Euro veranschlagt sind. Manfred Losinger könnte sich vorstellen, den Graben nur durch ein großes Rohr zu führen, über dem dann wieder zugeschüttet wird. Kommunalreferent Wolfgang Basch machte die Stadträte auf die Möglichkeit aufmerksam, eine Brücke auch ganz aus dem Verkehr zu ziehen. Das wäre dann die kostengünstigste Lösung. »Kommentar