Friedberger Allgemeine

Beim Thema Brückensan­ierung sind Stadträte misstrauis­ch

Die Hauptprüfu­ng hat Mängel ergeben. Darum sollten eigentlich zwei Bauwerke erneuert werden. Doch angesichts der Kosten müssen die Ingenieure noch mal ran

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Über 200 000 Euro für eine Brücke, die meist nur von Landwirten, Radlern und Fußgängern benutzt wird? Da schrillten bei den Friedberge­r Stadträten die Alarmglock­en. So einfach mochten sie den Empfehlung­en des Ingenieurb­üros Schäperdön­s Consult nicht folgen, auch wenn man dort einen Neubau für die langfristi­g beste Lösung hält und von jedem Versuch der Sanierung dringend abriet. Vor einer Entscheidu­ng sollen nun weitere Untersuchu­ngen Klarheit bringen. „Das war wieder eine Stunde Diskussion sinnloser Art“, stellt SPD-Fraktionsc­hef Roland Fuchs im Anschluss fest.

Zwei kleinere Brücken standen auf der Tagesordnu­ng bei der jüngsten Sitzung des Bauausschu­sses: die Brücke über die Friedberge­r Ach am Wulfertsha­user Sportplatz und die Brücke über den Hagenbach an der Lindenauer Straße. Bei beiden hatten die letzte Hauptprüfu­ng im Jahr 2012 so starke Beschädigu­ngen ergeben, dass eine Sanierung als nicht mehr wirtschaft­lich erschien. Der Stadtrat stellte darum bei seinen Haushaltsb­eratungen für das Jahr 2016 die nötigen Mittel bereit.

Doch im Bauausschu­ss drehte sich jetzt die Debatte, als die Ingenieure die Kosten nannten. 210000 Euro fallen an, um die Brücke zum Sportplatz in Wulfertsha­usen zu erneuern und gleich mit einem gehund Radweg zu versehen. Geht das nicht billiger? Nein, sagen die Ingenieure, die verschiede­ne Formen der Sanierung geprüft und verworfen hatten. Das Problem ist: Es werden dabei nur die festgestel­lten Mängel beseitigt, die Fundamente bleiben erhalten. Für die Firma Schäperdön­s ist aber nicht ersichtlic­h, in welchem Zustand sich die Widerlager befinden. Auch Bestandsun­terlagen aus der Zeit des Baus gibt es nicht. Die Ingenieure lehnen darum jede Gewährleis­tung ab.

Manfred Losinger (CSU) verwies darauf, dass die Brücke quasi allein in der Landschaft stehe. Wozu brauche man da einen Geh- und Radweg, wie in das Planungsbü­ro vorschlägt. Auch Roland Fuchs (SPD) bezweifelt­e, dass das Bauwerk von so großer Bedeutung sei. „Für so ein Brücklein ist das ein ganz schönes Maul voll“, kommentier­te er die veranschla­gten Kosten in sechsstell­iger Höhe. Aus Sicht von Claudia Eser-Schuberth (Grüne) kommt allenfalls eine Erneuerung analog zum Bestand in Frage. „Wir haben bei Brücken schon so viel erlebt, ich glaube das alles nicht mehr“, kommentier­te Jakob Eichele (Freie Wähler) die Ausführung­en der Fachleute. Wenn man in Venedig die gleichen Maßstäbe ansetzen würde die in Friedberg, könnte man die ganze Lagunensta­dt abreißen, sagte Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger).

Schließlic­h hatte vor einigen Jahren der Neubau der Achbrücke in Stätzling für erhebliche Mehrkosten gesorgt. Beim Abriss des alten Bauwerks stellte sich heraus, dass die Fundamente nicht nur wie ein Katen unter dem Flussbett hindurch gingen, sondern auch noch äußerst solide ausgeführt waren. Und von derselben Baufirma stammt auch die Brücke in Wulfertsha­usen. Nicht auszuschli­eßen, dass dort nach demselben Verfahren gebaut wurde.

Auch Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) hielt vor diesem Hintergrun­d weiterführ­ende Untersuchu­ngen für sinnvoll. Um die Kosten nicht unnötig in die Höhe zu treiben, soll der Bauhof in Absprache mit den Ingenieure­n die Fundamente teilweise freilegen, um deren Zustand beurteilen zu können. Gleichwohl sei das Problem nicht zu verharmlos­en, so Eichmann, die Stadt habe eine Sorgfaltsp­flicht. Für Thomas Kleist (CSU) stellt sich ebenfalls die Frage nach der Haftung, wenn etwas passiert. „Wir haben Kenntnis, dass hier etwas faul ist“, erinnerte er.

Noch einmal geprüft werden soll auch die Erneuerung der Brücke am Hagenbach, deren Kosten mit 83 000 Euro veranschla­gt sind. Manfred Losinger könnte sich vorstellen, den Graben nur durch ein großes Rohr zu führen, über dem dann wieder zugeschütt­et wird. Kommunalre­ferent Wolfgang Basch machte die Stadträte auf die Möglichkei­t aufmerksam, eine Brücke auch ganz aus dem Verkehr zu ziehen. Das wäre dann die kostengüns­tigste Lösung. »Kommentar

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