Sind jetzt alle völlig wahnsinnig?
Jakub Blaszczykowski ist zurück. Schön für die Bundesliga, schön für den VfL Wolfsburg. Von vier Millionen Euro Ablöse ist die Rede. Ein Schnäppchen. Den genauen Betrag verschweigen Wolfsburger und Dortmunder. Ist ihnen wahrscheinlich peinlich. Vier Millionen – klingt inzwischen, als müsse man in Wolfsburg inzwischen aufs Geld schauen.
An wen die Wolfsburger bei dem Transfer nicht gedacht haben, sind schreibende Journalisten. Für sie ist Bla-s-z-c-z-y-kowski eine Katastrophe – vor allem, wenn es schnell gehen muss. Hätten die Dortmunder dafür Lukasz Piszczek abgegeben, wäre die Sache halbwegs ausgeglichen. Andererseits muss man froh sein, dass noch kein Bundesligist den Athen-Legionär Anatolijowytsch Tschyhrynskyi entdeckt hat.
Wer denkt bei Blaszczykowski an die Redakteure?
Notfalls hätten sich die Redakteure auch mit dem bundesligafernen Export des Bremers Gebreselassie (auch Gebre Selassie), nicht aber Gebrselassie – das war der äthiopische 10000-m-Olympiasieger – als Tausch für Bla-sz-c-z-y-kowski zufrieden gegeben. Stattdessen verlässt Leroy Sané den deutschen Fußballraum. Mit ihm geht auch der accent aigu über dem „é“, was ja wohl keinen angemessene Entschädigung ist.
Dafür kommen wenigstens 50 Millionen Euro ins Land, heißt es. Auch hier verschweigen die Händler die genaue Summen, wiewohl man sich ihrer nicht schämen müsste. Für einen 20-Jährigen, der bei der EM bescheidene 13 Minuten das Trikot der Nationalmannschaft getragen hat, ist das aus Schalker Sicht ein glänzendes Geschäft. Andere werden sagen, es sei wahnsinnig, unanständig – wenigstens aber pervers. Viele von denen, die sich erregen, halten keine drei Tage ohne Fußball aus und schauen alles, was hinter einem Ball herläuft. Damit machen sie das Spiel zu einem der wertvollsten Produkte, das auf diesem Planeten zu sehen ist. Über den Weg der Fernsehrechte schwappen so Milliardenbeträge in die Fußball-Ligen.
Die höchsten Wellen schlägt England, seit dort für die kommenden drei Spielzeiten sieben Milliarden Euro an die Klubs fließen. Die Engländer haben das Spiel eröffnet. Das Geld bahnt sich nun seinen Weg. Jammern hilft nicht. Würden dagegen alle, die sich über den Wahnsinn aufregen, FernsehFußball ignorieren, hätte der Irrsinn bald ein Ende. Aber wer will das schon? Also holt sich Manchester United Sané oder Wolfsburg Blasczcykowski – und die einzigen die wahnsinnig werden, sind wir Sportredakteure.