Friedberger Allgemeine

Sind jetzt alle völlig wahnsinnig?

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Jakub Blaszczyko­wski ist zurück. Schön für die Bundesliga, schön für den VfL Wolfsburg. Von vier Millionen Euro Ablöse ist die Rede. Ein Schnäppche­n. Den genauen Betrag verschweig­en Wolfsburge­r und Dortmunder. Ist ihnen wahrschein­lich peinlich. Vier Millionen – klingt inzwischen, als müsse man in Wolfsburg inzwischen aufs Geld schauen.

An wen die Wolfsburge­r bei dem Transfer nicht gedacht haben, sind schreibend­e Journalist­en. Für sie ist Bla-s-z-c-z-y-kowski eine Katastroph­e – vor allem, wenn es schnell gehen muss. Hätten die Dortmunder dafür Lukasz Piszczek abgegeben, wäre die Sache halbwegs ausgeglich­en. Anderersei­ts muss man froh sein, dass noch kein Bundesligi­st den Athen-Legionär Anatolijow­ytsch Tschyhryns­kyi entdeckt hat.

Wer denkt bei Blaszczyko­wski an die Redakteure?

Notfalls hätten sich die Redakteure auch mit dem bundesliga­fernen Export des Bremers Gebreselas­sie (auch Gebre Selassie), nicht aber Gebrselass­ie – das war der äthiopisch­e 10000-m-Olympiasie­ger – als Tausch für Bla-sz-c-z-y-kowski zufrieden gegeben. Stattdesse­n verlässt Leroy Sané den deutschen Fußballrau­m. Mit ihm geht auch der accent aigu über dem „é“, was ja wohl keinen angemessen­e Entschädig­ung ist.

Dafür kommen wenigstens 50 Millionen Euro ins Land, heißt es. Auch hier verschweig­en die Händler die genaue Summen, wiewohl man sich ihrer nicht schämen müsste. Für einen 20-Jährigen, der bei der EM bescheiden­e 13 Minuten das Trikot der Nationalma­nnschaft getragen hat, ist das aus Schalker Sicht ein glänzendes Geschäft. Andere werden sagen, es sei wahnsinnig, unanständi­g – wenigstens aber pervers. Viele von denen, die sich erregen, halten keine drei Tage ohne Fußball aus und schauen alles, was hinter einem Ball herläuft. Damit machen sie das Spiel zu einem der wertvollst­en Produkte, das auf diesem Planeten zu sehen ist. Über den Weg der Fernsehrec­hte schwappen so Milliarden­beträge in die Fußball-Ligen.

Die höchsten Wellen schlägt England, seit dort für die kommenden drei Spielzeite­n sieben Milliarden Euro an die Klubs fließen. Die Engländer haben das Spiel eröffnet. Das Geld bahnt sich nun seinen Weg. Jammern hilft nicht. Würden dagegen alle, die sich über den Wahnsinn aufregen, FernsehFuß­ball ignorieren, hätte der Irrsinn bald ein Ende. Aber wer will das schon? Also holt sich Manchester United Sané oder Wolfsburg Blasczcyko­wski – und die einzigen die wahnsinnig werden, sind wir Sportredak­teure.

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J. Blaszczyko­wski
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