Er hat Augsburgs Wälder umgebaut
Bilanz Hartmut Dauner hat die Forstbestände vergrößert, verändert und zu einer starken Einnahmequelle für die Fuggerstadt und ihre Stiftungen gemacht. Wie davon heute viele Menschen profitieren
Augsburg Augsburgs kommunaler Waldbesitz ist einer der größten in Deutschland. Der Baumbestand hat sich gewandelt, sodass er wärmere Temperaturen und Trockenheit im Zuge des Klimawandels verkraften kann. Die Erlöse aus dem Holzverkauf sind rasant in die Höhe geschossen. Verantwortlich dafür war vor allem Hartmut Dauner und sein Team. Über elf Jahre hat er die städtische Forstverwaltung geleitet. Bei der Stadt ist er nun in den Ruhestand gegangen. Forstmann ist Dauner nach wie vor – ein sehr ungewöhnlicher, mit einer Leidenschaft für Gärten und Poesie.
„Aus meiner 60-Stunden-Woche ist eine 15-Stunden-Woche geworden“, sagt Dauner. Auch mit 65 hat er viele Jobs und Energie. Aktuell leitet er noch den Forstbetrieb der Fugger’schen Stiftungen. Außerdem ist er Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung in der Region Augsburg. Dort werden die Forste vieler Kommunen mit betreut, etwa von Gersthofen, Königsbrunn, Aichach oder Gablingen.
Beruf und Privates sind bei Dauner nur durch eine Tür getrennt. Er wohnt auf dem Land in einem historischen Patrizierschlösschen mit Stuckdecken im Inneren und einem riesigen Garten draußen. In dem Gebäude ist auch das Fürstlich und gräfliche Fugger’sche Stiftungsforstamt in Laugna untergebracht. „Alte Häuser haben eine gute Atmosphäre, ich fühle mich hier wohl.“
Dauner braucht nur über seine Gartenmauer ins Land zu schauen. Dann sieht er, wofür er sich in den vergangenen elf Jahren eingesetzt hat. Am Horizont kann man die Wälder „Büchelberg“und „Offenbach“erkennen. „Die habe ich 2005 zu einem Sensationspreis für die Stadt angekauft, heute sind sie das Fünffache wert.“Warum?
Das hat mit der Wirtschaftslage in Deutschland und Europa zu tun. In Zeiten niedriger Zinsen sind bei Investoren nicht nur Wohnimmobilien gefragt, sondern vermehrt auch landwirtschaftliche Flächen und Wälder. Viele Kommunen kaufen zu, um Flächenreserven für Tauschgeschäfte zu haben, etwa bei großen Straßenbauvorhaben. Dauner hat fast 300 Hektar Wald für die Stadt zugekauft. Damit ist Augsburg bundesweit vom dritten auf den zweiten Platz der größten kommunalen Waldbesitzer aufgerückt.
Nach dem Abschied aus städti- schen Diensten hat Dauner mehr Zeit, schönen Dingen des Lebens nachzugehen. Gerne betätigt er sich als Gärtner. In dem 6000 Quadratmeter großen Grünbereich das Forstamtes in Laugna gibt es jede Menge zu tun: Rosen und Buchsbäume schneiden, Hortensien pflegen, Rasen mähen. Und natürlich sind da noch die vielen Bäume im Garten. Dauners Liebling ist eine gewaltige Rosskastanie. Ihr Laub ist makellos. Duftfallen für Miniermotten sorgen dafür, dass der Baum nicht befallen wird. Nebenan stehen Bäume aus anderen Ländern, etwa ein Tulpenbaum und eine kaukasische Flügelnuss.
Was Dauner im Garten veränderte, entwickelte er auch im Wald. Früher waren die Landwälder in der Region oft Fichtenmonokulturen. Inzwischen habe ein Umbau hin zu Mischwäldern mit einheimischen Arten wie Buchen und Tannen und fremdländischen Arten wie Douglasien oder Roteichen stattgefunden, sagt er. „Gerade Letztere können den Klimawandel gut abfedern, wenn er sich in Grenzen hält.“
Im Landwald erwirtschaftet die städtische Forstverwaltung die Gewinne, die beim Holzverkauf anfallen. Was Dauner besonders freut: Die Erlöse seien in seiner Amtszeit um das bis zu 50-fache gestiegen – auf bis zu 1,3 Millionen Euro pro Jahr. Ein Grund für diesen Erfolg waren die steigenden Holzpreise, weil die Kapazitäten von Sägewerken ausgebaut wurden und Holz als Brennstoff gefragter geworden ist. Dauner konnte aber auch die Marktmacht der Augsburger erheblich stärken. „Ein Meilenstein war der Beitritt der Stadt zur Waldbesitzervereinigung“, sagt er. Die Erlöse aus den städtischen Wäldern fließen wiederum an die ehemals waldbesitzenden Stiftungen, also für viele gesellschaftlich wichtige Einrichtungen in Augsburg – auch und gerade im sozialen und kulturellen Bereich. Dauner sah in seiner Amtszeit den Wald nicht nur als Wirtschaftsfaktor. Auch auf die Zusammenarbeit mit dem Naturschutz und der Landschaftspflege sei ihm wichtig gewesen. Davon sollte vor allem der Augsburger Stadtwald profitieren. Er ist eines der wichtigsten Freizeitziele für die Bürger.
Die Schönheit der Natur wirkt auf die Seele. Dem kann sich auch ein altgedienter Forstmann nicht entziehen. Bei Dauners Führungen bekommt man passende Lyrik deutscher Dichter zu hören, die er besonders liebt. Nur das Wild müsse sich in Acht nehmen, seit er mehr Freizeit hat. „Früher bin ich beim Ansitzen immer eingeschlafen.“