Friedberger Allgemeine

Hochfeld – das klingt sehr poetisch

Der Name des Stadtteils ist verlockend. Aber hält er, was er verspricht? Ein Streifzug

- VON GREGOR NAGLER Der Kunst- und Architektu­rhistorike­r Gregor Nagler hat für unsere Sommerseri­e „Kultur aus der Hochfeldst­raße“Ausschau nach besonderen Orten gehalten.

Der Ort muss der richtige sein. Auf der Bushaltest­elle steht in weißen Lettern „Hochfeld“. An diesem Vormittag im Sommer riecht das Hochfeld nach Hundesch ... pardon Hundetürmc­hen. Das aber muss kein Charakteri­stikum des Stadtteils sein. Es hat damit zu tun, dass man, wenn man nach „besonderen Orten“Ausschau hält, erst einmal keine Augen hat für die Hinterlass­enschaften auf Hochfelder Trottoirs und mitten hineintrit­t.

Hochfeld, das klingt sehr poetisch, ein Feld auf einem Berg, das Rauschen des Windes in einer Wiese oder im Korn. An der Bushaltest­elle ist kein Feld in Sicht. Wohnblöcke säumen die Straße, eine Frau in Begleitung eines kleinen Hundes kommt entgegen. Kein ungewöhnli­cher Ort weit und breit.

Nicht weit von der Bushaltest­elle entfernt führt ein Weg einen kleinen Abhang hinunter, den gerade drei aufgeregte Dackel und ein ächzender Herr erklimmen. Man ahnt, dass der Buckel etwas mit dem „Hoch“im Namen Hochfeld zu tun haben muss. Als der südliche Abschnitt des Stadtteils in den 1950er-Jahren errichtet wurde, wünschte man sich eine „Stadtlands­chaft“und suchte Geländestr­ukturen als Orientieru­ngspunkte.

In Augsburg müssen Walther Schmidt, der damalige Stadtbaura­t und Vino Eisinger, damals Leiter des Stadtplanu­ngsamtes, aufgeatmet haben, als sie im Hochfeld nicht nur auf Fläche für Wohnungsba­u, sondern auch auf dieses Buckelchen, ein Teil der Augsburger Hochterras­se, gestoßen waren. Zur Betonung der nicht eben spektakulä­ren Hangkante errichtete­n sie gestaffelt­e Zeilenbaut­en.

In der Sommerseri­e ist das Feuilleton regional jeden Dienstag von 14 bis 18 Uhr in der Hochfeldst­raße in Augsburg zu finden – vor der Kerschenst­einer Schule. Wir laden Gäste ein, sprechen mit Passanten und berichten darüber.

Steigt man die „Terrasse“hinunter, vorbei an Gebüschen und Wäschestan­gen, steht man in einer Grünfläche, die in den 1950er-Jahren den spöttische­n Namen „Hochfeldan­ger“erhielt. Vier korpulente Herren mit Bierdosen sitzen dort auf einer Bank, in der Wiese baut ein Schäferhun­d gerade ungeschick­t einen weiteren riesigen „Turm“. Doch wenn man die Augen schließt und der Wind durch die Bäume saust, meint man es tatsächlic­h hören zu können, das Hochfeld.

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Foto: Nagler An der Geländekan­te im Hochfeld sind Wohnblocks entstanden.
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