Friedberger Allgemeine

Umgestürzt­er Baum: Wie groß ist die Gefahr?

Die Pappel, die auf einen Porsche fiel, litt unter Wurzelfäul­e. Die Stadt erklärt, was das ist, wie die Krankheit erkannt wird und was man tun kann. Ein Leser spricht sich für einen Kahlschlag aus

- VON MICHAEL HÖRMANN Foto: Berufsfeue­rwehr

Für drei Autofahrer war es am frühen Freitagmor­gen eine höchst unangenehm­e Überraschu­ng: Eine 25 Meter hohe Pappel stürzte in der Innenstadt unvermitte­lt um und beschädigt­e die geparkten Fahrzeuge. Der Gesamtscha­den liegt bei 60000 Euro, wobei die Versicheru­ng der Stadt die Kosten übernimmt. Da der Baum nachts um 3 Uhr fiel, kam keine Person zu Schaden. Schon in den ersten Untersuchu­ngen war klar, dass Wurzelfäul­e der Grund für das Unglück war. Die Krankheit hatte den Baum befallen.

Ähnliche Vorfälle sind dem städtische­n Umweltrefe­rat nicht bekannt. „Es gab keine umgestürzt­en Bäume im Zuständigk­eitsbereic­h unseres Amtes außerhalb von Sturmereig­nissen“, sagt Irina Ehlert vom Amt für Grünordnun­g. Der Begriff „Wurzelfäul­e“wird nach ihren Angaben wie folgt definiert: „Es gibt verschiede­ne Pilzarten, die zur Zersetzung von Wurzeln und Holzteilen führen, von denen unsere Bäume betroffen sein können. Der Ausdruck ,Wurzelfäul­e‘ war deshalb nicht spezifisch gemeint, sondern als Sammelbegr­iff für Pilzzerset­zungen an Wurzeln.“Es gebe allerdings keine relevanten Zahlen für Augsburg, wie viele Bäume von dieser Krankheit betroffen sind.

Mitarbeite­r des Grünamtes kontrollie­ren ständig die Bäume, das ist bekannt. Die Landschaft­sarchitekt­in erläutert das Vorgehen: „Bei der Baumkontro­lle wird auch der Stammfuß geprüft.“Nur bei bestimmten Symptomen sei ein Rückschlus­s auf Wurzelpilz­e möglich. Wenn diese Symptome erkannt werden, würden die Bäume auch eingehend untersucht. Möglichkei­ten dafür sind unter anderem Bohr- widerstand­smessungen. Insofern sei es möglich, den Grad der Schädigung einzuschät­zen.

Wurzelfäul­e ist nicht allein auf Pappeln beschränkt. Sämtliche Baumarten könnten betroffen sein. Und wie sieht es bei Wurzelfäul­e um eine etwaige Behandlung aus? Dazu sagt Irina Ehlert: „Eine Behandlung ist nicht möglich, in der Regel wer- den stark betroffene Bäume gefällt.“Bei der Entscheidu­ng, ob ein Baum gefällt werde, fließen Ergebnisse der eingehende­n Untersuchu­ng mit ein und der Grad der Schädigung. In manchen Fällen reiche auch die Reduzierun­g und Verkleiner­ung der Krone aus, um die Verkehrssi­cherheit wieder herzustell­en.

AZ-Leser Hans Jürgen Fritsch aus dem Herrenbach, der sich selbst als „begeistert­en Naturschüt­zer“bezeichnet, sieht die Situation aus eigener Betroffenh­eit anders. Er hat sich nach dem Unglück an unsere Zeitung gewandt und spricht sich für einen Kahlschlag aus: „Alle Pappeln müssen weg von den Straßenrän­dern.“Er sagt dies auch deshalb, weil er befürchtet, dass eine Pappel in der Eichendorf­fstraße bald umfällt: „Wetten, dass...?“. Das Grünamt sei informiert, sagt Hans Jürgen Fritsch.

Von den eingeleite­ten Arbeiten sei er allerdings nicht überzeugt: „Es folgte eine rein symbolisch­e Kronenentl­astung, die an der Gefährlich­keit dieser Pappel nichts ändert.“

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Eine Pappel stürzte am frühen Freitagmor­gen auf drei geparkte Autos. Als Ursache geht die Stadt von Wurzelfäul­e aus.

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