Umgestürzter Baum: Wie groß ist die Gefahr?
Die Pappel, die auf einen Porsche fiel, litt unter Wurzelfäule. Die Stadt erklärt, was das ist, wie die Krankheit erkannt wird und was man tun kann. Ein Leser spricht sich für einen Kahlschlag aus
Für drei Autofahrer war es am frühen Freitagmorgen eine höchst unangenehme Überraschung: Eine 25 Meter hohe Pappel stürzte in der Innenstadt unvermittelt um und beschädigte die geparkten Fahrzeuge. Der Gesamtschaden liegt bei 60000 Euro, wobei die Versicherung der Stadt die Kosten übernimmt. Da der Baum nachts um 3 Uhr fiel, kam keine Person zu Schaden. Schon in den ersten Untersuchungen war klar, dass Wurzelfäule der Grund für das Unglück war. Die Krankheit hatte den Baum befallen.
Ähnliche Vorfälle sind dem städtischen Umweltreferat nicht bekannt. „Es gab keine umgestürzten Bäume im Zuständigkeitsbereich unseres Amtes außerhalb von Sturmereignissen“, sagt Irina Ehlert vom Amt für Grünordnung. Der Begriff „Wurzelfäule“wird nach ihren Angaben wie folgt definiert: „Es gibt verschiedene Pilzarten, die zur Zersetzung von Wurzeln und Holzteilen führen, von denen unsere Bäume betroffen sein können. Der Ausdruck ,Wurzelfäule‘ war deshalb nicht spezifisch gemeint, sondern als Sammelbegriff für Pilzzersetzungen an Wurzeln.“Es gebe allerdings keine relevanten Zahlen für Augsburg, wie viele Bäume von dieser Krankheit betroffen sind.
Mitarbeiter des Grünamtes kontrollieren ständig die Bäume, das ist bekannt. Die Landschaftsarchitektin erläutert das Vorgehen: „Bei der Baumkontrolle wird auch der Stammfuß geprüft.“Nur bei bestimmten Symptomen sei ein Rückschluss auf Wurzelpilze möglich. Wenn diese Symptome erkannt werden, würden die Bäume auch eingehend untersucht. Möglichkeiten dafür sind unter anderem Bohr- widerstandsmessungen. Insofern sei es möglich, den Grad der Schädigung einzuschätzen.
Wurzelfäule ist nicht allein auf Pappeln beschränkt. Sämtliche Baumarten könnten betroffen sein. Und wie sieht es bei Wurzelfäule um eine etwaige Behandlung aus? Dazu sagt Irina Ehlert: „Eine Behandlung ist nicht möglich, in der Regel wer- den stark betroffene Bäume gefällt.“Bei der Entscheidung, ob ein Baum gefällt werde, fließen Ergebnisse der eingehenden Untersuchung mit ein und der Grad der Schädigung. In manchen Fällen reiche auch die Reduzierung und Verkleinerung der Krone aus, um die Verkehrssicherheit wieder herzustellen.
AZ-Leser Hans Jürgen Fritsch aus dem Herrenbach, der sich selbst als „begeisterten Naturschützer“bezeichnet, sieht die Situation aus eigener Betroffenheit anders. Er hat sich nach dem Unglück an unsere Zeitung gewandt und spricht sich für einen Kahlschlag aus: „Alle Pappeln müssen weg von den Straßenrändern.“Er sagt dies auch deshalb, weil er befürchtet, dass eine Pappel in der Eichendorffstraße bald umfällt: „Wetten, dass...?“. Das Grünamt sei informiert, sagt Hans Jürgen Fritsch.
Von den eingeleiteten Arbeiten sei er allerdings nicht überzeugt: „Es folgte eine rein symbolische Kronenentlastung, die an der Gefährlichkeit dieser Pappel nichts ändert.“