Die Sorge vor Sozialmietern ist übertrieben
Als die ersten Häuslebauer sich vor wenigen Jahren für ihr neues Eigenheim auf dem brachliegenden Reese-Areal entschieden, hatten sie das Bild eines anderen neuen Wohngebiets vor Augen: Schönes Wohnen sollte hier in Kriegshaber den als Vorbild empfundenen Verhältnissen auf dem neu entwickelten Sheridan-Gelände in Pfersee entsprechen. Dann verschärfte sich in Augsburg die Wohnungsnot. Unbezahlbare Mieten werden für immer mehr Menschen zum drückenden Problem. Man kann der Stadt nicht vorwerfen, dass sie reagiert und mit dem Bau vieler Sozialwohnungen die Not zu lindern versucht.
Auf dem Reese-Gelände führt dies zu einer relativ hohen Quote an sozialem Wohnungsbau, die manche Anwohner an ihrer Lebensqualität und dem Wert ihrer Immobilie zweifeln lässt. Sie sind enttäuscht, manche schimpfen, sie seien hereingelegt worden. Angehörige sozialer Randgruppen stehen nicht immer im Ruf, die besten Nachbarn zu sein.
Die Sorgen sind übertrieben. Auf dem Reese-Areal wird kein Sozialgetto entstehen. Zwei Drittel der geförderten Wohnungen gehen an besserverdienende Mieter. Bei einem Ehepaar mit zwei Kindern hat auch ein alleinverdienender Bauingenieur oder Bankkaufmann die Chance, in eine Sozialwohnung zu ziehen. Überhaupt sollte sozial Schwächeren nicht von vornherein unterstellt werden, dass sie mehr Probleme machen als andere. Für die Einführung des Begriffes „Geldpöbel“muss es ja Gründe geben. Solche Leute sind auch nicht immer die Traumnachbarn.
Grundsätzlich bleibt anzumerken: Die Entwicklung eines neuen Stadtviertels in der Großstadt hat komplexeren Anforderungen zu genügen, als eine Reihenhaussiedlung auf dem Land. Das vielfältige Leben einer Metropole wird sich eben auch im künftigen ReeseViertel niederschlagen.