Friedberg – ein teures Pflaster
Für neue Bauflächen ist ein hoher technischer und finanzieller Aufwand nötig. Die Reaktionen der Politik darauf reichen von Pragmatismus bis zu Ernüchterung
Friedberg Wenn Friedberg wachsen soll, dann geht das vor allem im Süden bis zum Bressuirering hin. Der Flächennutzungsplan weist dort bereits Bauerwartungsland aus. Doch die Umsetzung erweist sich als schwierig. Technisch möglich, aber aufwendig – so lautete das Ergebnis der Entwässerungsstudie, die jetzt im Planungs- und Umweltausschuss des Friedberger Stadtrats vorgestellt wurde. Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) wagte darum die Prognose. „Es wird noch etliche Zeit dauern, bis wir hier zum Bauen kommen.“
Vor allem die Beseitigung des Oberflächenwassers ist in dem hügeligen Gelände schwierig und teuer. Der Boden ist teilweise wenig Was nicht auf den einzelnen Grundstücken versickert, muss abgeleitet werden, zum Teil nach Westen in das bestehende Rückhaltebecken am Hundesportplatz, das bei einer höheren Einstautiefe das nötige Volumen erreicht. Das meiste Wasser aber würde nach Südosten hin in Richtung Rederzhausen fließen. Das dortige Regenrückhaltebecken müsste darum auf die doppelte Kapazität vergrößert werden.
Und dennoch warnen die Stadtwerke: Bei außergewöhnlichem Starkregen reichen Kanalisation, Verkehrs- und Freiflächen nicht aus, um das gesamte Niederschlagswasser schadlos abzuleiten. Dann helfe nur ein gezielter Objektschutz. Das heißt, auch die Grundstückseigentümer müssen Vorsorge leisten, es nicht zu Überflutungen in ihren Häusern kommt, also durch erhöhte Eingänge, durch wasserdichte Abdeckungen von Kellerschächten und durch die Wahl unempfindlicher Baumaterialien.
Aber nicht nur technisch, sondern auch finanziell ist die Erschließung von Friedberg-Süd ein Kraftakt. Bisher war es üblich, Neubauflächen in überschaubaren Größen von wenigen Hektar auszuweisen. Die Stadtwerke müssten aber bereits jetzt Leitungen verlegen, an denen möglicherweise über Jahre hinweg keine Baugrundstücke angeschlossen werden.
„Ernüchternd“fand Bürgermeister Eichmann diese Aussichten. Nach seiner Einschätzung müsste das gesamte Gebiet auf einmal bebaut werden, um angesichts der hodurchlässig. hen Erschließungskosten die Wirtschaftlichkeit zu erhalten. Immerhin war der Aufwand auch im deutlich einfacheren Baugebiet am Mezgerwäldchen so hoch, dass der Quadratmeterpreis zwischen 300 Euro im Einheimischenmodell und 550 Euro für die Filetgrundstücke an der Lechleite liegt. „Wir kommen nicht sehr einfach vorwärts – unabhängig von den Eigentümern“, sagte Eichmann.
Mehr Zuversicht forderte CSUFraktionschef Thomas Kleist. Es sei klar gewesen, dass es Schwierigkeiten gebe. Er sei aber nicht bereit, dieses Gebiet schlecht zu reden, sagte er. Dann müsse man die Neubauflächen eben größer ausweisen. Sein Kollege von der SPD, Roland Fuchs, fürchtet, dass sich Friedberg mit diesen Plänen von der Vorsteldamit lung bezahlbaren Wohnraums verabschieden könne. Es sei auch eine Gesamtsicht der Folgekosten nötig. Dennoch steht für den SPD-Chef fest: „Friedberg braucht Raum, um sich weiterzuentwickeln.“
Claudia Eser-Schuberth (Grüne) fragte: „Wo ist es denn überhaupt noch einfach? Irgendwo gibt es immer einen Haken.“Sie sieht zu Friedberg-Süd keine Alternative. „Wir haben kein anderes stadtnahes Gebiet, das so viele Vorteile bietet“, stellte sie fest. Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger) bezweifelte, dass unter diesen Umständen große Verkaufsbereitschaft bei den Eigentümern besteht. Angesichts der teuren Erschließung bleibe für den Quadratmeter nur noch ein zweistelliger Betrag, der nicht sehr hoch sei. »Kommentar