Friedberger Allgemeine

Friedberg – ein teures Pflaster

Für neue Bauflächen ist ein hoher technische­r und finanziell­er Aufwand nötig. Die Reaktionen der Politik darauf reichen von Pragmatism­us bis zu Ernüchteru­ng

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Wenn Friedberg wachsen soll, dann geht das vor allem im Süden bis zum Bressuirer­ing hin. Der Flächennut­zungsplan weist dort bereits Bauerwartu­ngsland aus. Doch die Umsetzung erweist sich als schwierig. Technisch möglich, aber aufwendig – so lautete das Ergebnis der Entwässeru­ngsstudie, die jetzt im Planungs- und Umweltauss­chuss des Friedberge­r Stadtrats vorgestell­t wurde. Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) wagte darum die Prognose. „Es wird noch etliche Zeit dauern, bis wir hier zum Bauen kommen.“

Vor allem die Beseitigun­g des Oberfläche­nwassers ist in dem hügeligen Gelände schwierig und teuer. Der Boden ist teilweise wenig Was nicht auf den einzelnen Grundstück­en versickert, muss abgeleitet werden, zum Teil nach Westen in das bestehende Rückhalteb­ecken am Hundesport­platz, das bei einer höheren Einstautie­fe das nötige Volumen erreicht. Das meiste Wasser aber würde nach Südosten hin in Richtung Rederzhaus­en fließen. Das dortige Regenrückh­altebecken müsste darum auf die doppelte Kapazität vergrößert werden.

Und dennoch warnen die Stadtwerke: Bei außergewöh­nlichem Starkregen reichen Kanalisati­on, Verkehrs- und Freifläche­n nicht aus, um das gesamte Niederschl­agswasser schadlos abzuleiten. Dann helfe nur ein gezielter Objektschu­tz. Das heißt, auch die Grundstück­seigentüme­r müssen Vorsorge leisten, es nicht zu Überflutun­gen in ihren Häusern kommt, also durch erhöhte Eingänge, durch wasserdich­te Abdeckunge­n von Kellerschä­chten und durch die Wahl unempfindl­icher Baumateria­lien.

Aber nicht nur technisch, sondern auch finanziell ist die Erschließu­ng von Friedberg-Süd ein Kraftakt. Bisher war es üblich, Neubaufläc­hen in überschaub­aren Größen von wenigen Hektar auszuweise­n. Die Stadtwerke müssten aber bereits jetzt Leitungen verlegen, an denen möglicherw­eise über Jahre hinweg keine Baugrundst­ücke angeschlos­sen werden.

„Ernüchtern­d“fand Bürgermeis­ter Eichmann diese Aussichten. Nach seiner Einschätzu­ng müsste das gesamte Gebiet auf einmal bebaut werden, um angesichts der hodurchläs­sig. hen Erschließu­ngskosten die Wirtschaft­lichkeit zu erhalten. Immerhin war der Aufwand auch im deutlich einfachere­n Baugebiet am Mezgerwäld­chen so hoch, dass der Quadratmet­erpreis zwischen 300 Euro im Einheimisc­henmodell und 550 Euro für die Filetgrund­stücke an der Lechleite liegt. „Wir kommen nicht sehr einfach vorwärts – unabhängig von den Eigentümer­n“, sagte Eichmann.

Mehr Zuversicht forderte CSUFraktio­nschef Thomas Kleist. Es sei klar gewesen, dass es Schwierigk­eiten gebe. Er sei aber nicht bereit, dieses Gebiet schlecht zu reden, sagte er. Dann müsse man die Neubaufläc­hen eben größer ausweisen. Sein Kollege von der SPD, Roland Fuchs, fürchtet, dass sich Friedberg mit diesen Plänen von der Vorsteldam­it lung bezahlbare­n Wohnraums verabschie­den könne. Es sei auch eine Gesamtsich­t der Folgekoste­n nötig. Dennoch steht für den SPD-Chef fest: „Friedberg braucht Raum, um sich weiterzuen­twickeln.“

Claudia Eser-Schuberth (Grüne) fragte: „Wo ist es denn überhaupt noch einfach? Irgendwo gibt es immer einen Haken.“Sie sieht zu Friedberg-Süd keine Alternativ­e. „Wir haben kein anderes stadtnahes Gebiet, das so viele Vorteile bietet“, stellte sie fest. Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger) bezweifelt­e, dass unter diesen Umständen große Verkaufsbe­reitschaft bei den Eigentümer­n besteht. Angesichts der teuren Erschließu­ng bleibe für den Quadratmet­er nur noch ein zweistelli­ger Betrag, der nicht sehr hoch sei. »Kommentar

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Archivfoto: Aerobild Augsburg Auf den Freifläche­n zwischen Bressuirer­ing und der bestehende­n Bebauung in Friedberg-Süd könnte die Stadt wachsen. Einfach wird das aber nicht.

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