Friedberger Allgemeine

Immobilien verzweifel­t gesucht

Warum der Markt für Häuser und Wohnungen in der Region wie leer gefegt ist

- VON SARAH SCHIERACK

Augsburg Egal ob Augsburg, Kempten oder Neuburg: Wer eine Immobilie kaufen will, muss sich in der Region auf eine längere Suche einstellen. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem. Allein im Bereich Kempten, Oberallgäu und Ostallgäu stehen 6300 Menschen auf einer Immobilien-Warteliste der Sparkasse Allgäu, bei der Sparkasse Augsburg sind es etwa 13 000.

Sprecherin Irene Niedermaie­r arbeitet seit 15 Jahren bei der Immobilien-Verwaltung der Sparkassen, eine derart „extreme Situation“hat sie nach eigener Aussage noch nicht erlebt. Zwar seien unter den Interessen­ten immer auch einige Karteileic­hen – die Nachfrage sei aber dennoch „sehr, sehr hoch“.

Dass der Markt wie leer gefegt scheint, hat nach Niedermaie­rs Einschätzu­ng mehrere Gründe: Zum einen sind die Zinsen für Immobilien­darlehen so niedrig wie nie zuvor. Viele Haus- und Wohnungskä­ufer wollen deshalb schnell zuschlagen und sich eine Immobilie sichern. Andere suchen eine Möglichkei­t, ihr Geld anzulegen – weil sie auf der Bank kaum noch Zinsen für das Ersparte bekommen. Zum anderen sind Schwaben und Oberbayern für die Expertin „Boom-Regionen“: Immer mehr Menschen ziehen in diese Landstrich­e, weil sie sich dort größere Chancen auf einen guten Job und höhere Lebensqual­ität verspreche­n als anderswo. Im vergangene­n Jahr verzeichne­ten beide Regierungs­bezirke einen deutlichen Bevölkerun­gszuwachs: 1,3 Prozent in Oberbayern und ein Prozent in Schwaben.

Zugleich steigt die Zahl der verfügbare­n Immobilien nicht entspreche­nd schnell an. „Es kommen zwar auch nicht weniger Häuser und Wohnungen als früher auf den Markt“, sagt Expertin Niedermaie­r. „Aber die Vermarktun­gszeit wird kürzer.“Das heißt: Wenn das Angebot für eine Immobilie auf dem Schreibtis­ch eines Maklers landet, schreibt er die ersten 50 oder 100 Interessen­ten auf der Warteliste an – und hat meist innerhalb kurzer Zeit einen Käufer. Früher, sagt Niedermaie­r, habe dieser Prozess bis zu einem halben Jahr gedauert.

Am höchsten ist die Nachfrage nach Niedermaie­rs Einschätzu­ng in den Ballungsge­bieten und in ländlichen Regionen, die eine gute Infrastruk­tur haben – also Zugang zu Kindergart­en, Schule, Autobahn oder Bahnhof. Dort klettern, getrieben von der Nachfrage, die Preise immer weiter nach oben.

Bayerns Innenminis­ter Joachim Hermann hat erst vor wenigen Wochen den Immobilien­marktberic­ht für Bayern vorgestell­t. Die teuersten Wohnungen in der Region mit im Schnitt 2450 und 2350 Euro pro Quadratmet­er wurden demnach im Kreis Landsberg und in Kempten verkauft. Am wenigsten zahlten Wohnungskä­ufer im Kreis Günzburg (1200 Euro). Wer ein Reihenhaus kauft, investiert im Schnitt am meisten im Kreis Landsberg (415000 Euro) und im Kreis Aichach-Friedberg (355 000 Euro), am wenigsten dagegen ebenfalls im Kreis Günzburg (165 000 Euro).

Wie aber lässt sich unter diesen Voraussetz­ungen noch eine Immobilie finden? „Mit Kompromiss­bereitscha­ft“, sagt Niedermaie­r. Wer Abstriche macht, könne vergleichs­weise schnell an eine Immobilie kommen. Das bestätigt auch Heike Nicodemus von der Stiftung Warentest: Wenn das Traumhaus in Traumlage nicht erschwingl­ich ist, dann lohne es sich, „einfach mal an der nächsten Ecke zu schauen“. Denn eine Untersuchu­ng in der aktuellen Ausgabe von Finanztest zeigt, dass sich die Quadratmet­erpreise je nach Lage um mehrere hundert Euro unterschei­den können. In Augsburg zahlen Käufer demnach für eine neuwertige oder sanierte Wohnung in „sehr guter“Lage 3275 Euro pro Quadratmet­er. In „guter“Lage sind »Kommentar es nur noch 2675 Euro.

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