Friedberger Allgemeine

Polnische Familie rettet Strenesse

Das Nördlinger Unternehme­n hat einen Investor gefunden. Alle Mitarbeite­r sollen übernommen werden. Nun ist auch klar, wer hinter der Holding steht

- VON JAN KANDZORA Foto: Andreas Gebert, dpa

Nördlingen „Family Office“, das hört sich nett an, irgendwie kuschelig. Familienbü­ro. Papa geht die Akten durch, Sohnemann schaut ihm über die Schultern und lernt. Tatsächlic­h allerdings hat die Bezeichnun­g Family Office nicht unbedingt etwas mit einem Büro zu tun. Es handelt sich um eine Art der Vermögensv­erwaltung wohlhabend­er Familien. Es geht um Beteiligun­gen, um Investitio­nen.

Ein solches Family Office, die Maeg Holding, hat den Geschäftsb­etrieb des insolvente­n Nördlinger Unternehme­ns Strenesse übernommen und das Unternehme­n damit wohl gerettet. Alle 240 Mitarbeite­r werden übernommen. Sie sind erleichter­t. Der Betriebsra­tsvorsitze­nde sprach von einem „sehr guten Tag für Strenesse“. Es war für das Unternehme­n das Ende einer Hängeparti­e, nun gibt es wieder Zukunftspe­rspektiven. Mit Reiner Unkel kommt ein neuer Geschäftsf­ührer, der große Pläne hat. Er will die Zweitlinie „Strenesse Blue“wieder einführen, neue Märkte erschließe­n. Das alles weiß man seit Dienstag.

Was man bislang nicht wusste: Wer sich hinter dem Investor eigentlich genau verbirgt. Die Menschen hinter der Maeg Holding, die Familie hinter dem Familienbü­ro, sie wollte anonym bleiben. Nun ist klar: Es handelt sich um die polnische Familie Kucharczyk, die bislang unter anderem in den Energiesek­tor investiert­e. Sie stammt aus der Stadt Elblag im Nordosten des Landes, in Deutschlan­d trat sie vor einigen Jahren als Eigentümer­in eines Anbieters von Immobilien­fonds in München in Erscheinun­g. Eines ihrer Mitglieder wird im holländisc­hen Handelsreg­ister im Eintrag der „MAEG Trading B.V.“mit Sitz in Amsterdam genannt. Er ist der Geschäftsf­ührer der Holding. Ein Sprecher von Strenesse bestätigte, dass die Familie hinter Maeg steht.

Erreichbar waren die Investoren bislang nicht, eine Telefonnum­mer der Holding führt ins Nirgendwo. Generell, heißt es von Strenesse, seien die neuen Eigentümer nicht erpicht darauf, mit der Presse zu reden und in die Öffentlich­keit zu drängen. Mit dem Modegeschä­ft hatten die Investoren in der Vergangenh­eit offenbar wenig zu tun, nun bereiten sie nach Auskunft von Strenesse allerdings zwei weitere Akquisitio­nen vor.

Bei dem Nördlinger Modeherste­ller ist man davon überzeugt, den richtigen Investor gefunden zu haben. Die Maeg Holding, teilt der neue Geschäftsf­ührer Unkel mit, sei ein Eigentümer, der „strategisc­h denkt und langfristi­g orientiert ist“.

Gerd Strehle, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Strenesse AG, sieht für Strenesse „eine solide finanziell­e Basis für die Rückkehr zu internatio­nalem Wachstum und wieder konsequent­em Markenauft­ritt“. Strehle, der das Unternehme­n 45 Jahre leitete, ehe er 2012 in den Aufsichtsr­at wechselte, wird in der Strenesse GmbH, unter der die Marke künftig firmiert, wohl keine Rolle mehr spielen.

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Für Strenesse gibt es eine Zukunft: Eine polnische Familie hat mit ihrer Maeg Holding den Geschäftsb­etrieb des Modeherste­llers übernommen.

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