Polnische Familie rettet Strenesse
Das Nördlinger Unternehmen hat einen Investor gefunden. Alle Mitarbeiter sollen übernommen werden. Nun ist auch klar, wer hinter der Holding steht
Nördlingen „Family Office“, das hört sich nett an, irgendwie kuschelig. Familienbüro. Papa geht die Akten durch, Sohnemann schaut ihm über die Schultern und lernt. Tatsächlich allerdings hat die Bezeichnung Family Office nicht unbedingt etwas mit einem Büro zu tun. Es handelt sich um eine Art der Vermögensverwaltung wohlhabender Familien. Es geht um Beteiligungen, um Investitionen.
Ein solches Family Office, die Maeg Holding, hat den Geschäftsbetrieb des insolventen Nördlinger Unternehmens Strenesse übernommen und das Unternehmen damit wohl gerettet. Alle 240 Mitarbeiter werden übernommen. Sie sind erleichtert. Der Betriebsratsvorsitzende sprach von einem „sehr guten Tag für Strenesse“. Es war für das Unternehmen das Ende einer Hängepartie, nun gibt es wieder Zukunftsperspektiven. Mit Reiner Unkel kommt ein neuer Geschäftsführer, der große Pläne hat. Er will die Zweitlinie „Strenesse Blue“wieder einführen, neue Märkte erschließen. Das alles weiß man seit Dienstag.
Was man bislang nicht wusste: Wer sich hinter dem Investor eigentlich genau verbirgt. Die Menschen hinter der Maeg Holding, die Familie hinter dem Familienbüro, sie wollte anonym bleiben. Nun ist klar: Es handelt sich um die polnische Familie Kucharczyk, die bislang unter anderem in den Energiesektor investierte. Sie stammt aus der Stadt Elblag im Nordosten des Landes, in Deutschland trat sie vor einigen Jahren als Eigentümerin eines Anbieters von Immobilienfonds in München in Erscheinung. Eines ihrer Mitglieder wird im holländischen Handelsregister im Eintrag der „MAEG Trading B.V.“mit Sitz in Amsterdam genannt. Er ist der Geschäftsführer der Holding. Ein Sprecher von Strenesse bestätigte, dass die Familie hinter Maeg steht.
Erreichbar waren die Investoren bislang nicht, eine Telefonnummer der Holding führt ins Nirgendwo. Generell, heißt es von Strenesse, seien die neuen Eigentümer nicht erpicht darauf, mit der Presse zu reden und in die Öffentlichkeit zu drängen. Mit dem Modegeschäft hatten die Investoren in der Vergangenheit offenbar wenig zu tun, nun bereiten sie nach Auskunft von Strenesse allerdings zwei weitere Akquisitionen vor.
Bei dem Nördlinger Modehersteller ist man davon überzeugt, den richtigen Investor gefunden zu haben. Die Maeg Holding, teilt der neue Geschäftsführer Unkel mit, sei ein Eigentümer, der „strategisch denkt und langfristig orientiert ist“.
Gerd Strehle, Aufsichtsratsvorsitzender der Strenesse AG, sieht für Strenesse „eine solide finanzielle Basis für die Rückkehr zu internationalem Wachstum und wieder konsequentem Markenauftritt“. Strehle, der das Unternehmen 45 Jahre leitete, ehe er 2012 in den Aufsichtsrat wechselte, wird in der Strenesse GmbH, unter der die Marke künftig firmiert, wohl keine Rolle mehr spielen.