Friedberger Allgemeine

Der Schweizer Diplomat

Marwin Hitz fühlt sich wohl beim FC Augsburg, lässt seine Zukunft aber offen. Nach der EM ist für den 28-Jährigen beim Bundesligi­sten nicht nur der Trainer neu

- Aus dem FCATrainin­gslager berichtet Wolfgang Langner

bei Marwin Hitz auf einen unüberlegt­en Satz wartet, der kann auch darauf warten, dass Weihnachte­n auf Ostern fällt. Dazu ist der 28-jährige Keeper des FC Augsburg viel zu introverti­ert und zu clever. Als Hitz vor einigen Wochen von der Europameis­terschaft zurückkehr­te, wollte er nicht über das Turnier sprechen. Hitz machte sich rar.

Vielleicht ist es nur eine Spekulatio­n, aber es lag auf der Hand, dass der gebürtige St. Gallener gefrustet war. Schließlic­h musste die Schweiz nach dem Achtelfina­le gegen Polen im Elfmetersc­hießen die Koffer packen, und außerdem kam Hitz keine Minute zum Bei seinem Ehrgeiz muss das schmerzhaf­t gewesen sein, zumal er in der vergangene­n Saison zu den besten Torhütern der Liga zählte.

Egal, was an diesen Tagen in ihm vorging, Hitz kramt das Positive hervor: „Die EM war für mich eine schöne Erfahrung, die mir keiner nimmt. Dass wir gegen Polen im Elfmetersc­hießen verloren haben, ist einfach nur Pech.“Hitz beeindruck­te die Stimmung im Stadion, zu der die Schweizer Anhänger beitrugen. Aber auch der Rückhalt aus der Heimat. „Das ganze Land hat uns unterstütz­t.“

Als er nach der EM wieder zurück nach Augsburg kam, war auch schon der neue Trainer da. Hitz, der die vergangene­n drei Jahre unter Markus Weinzierl trainiert hatte, musste sich unter Dirk Schuster umgewöhWer nen: „Es hat sich viel verändert. Jeder muss wieder um seinen Platz kämpfen.“Schuster lege sehr viel Wert auf Fitness, erklärt Hitz. „Er macht ein hartes, gutes Training.“

Das sind nicht die einzigen Veränderun­gen. In den jüngsten Jahren waren er und Alexander Manninger ein eingespiel­tes Team. Es hat sich dabei eine Freundscha­ft entwickelt. Der Vertrag des 39-jährigen Österreich­ers wurde nicht mehr verlängert. „Mit Alex hat es perfekt geklappt. Er war für mich schon eine Art Vorbild.“Dass Manninger noch im hohen Fußballera­lter einen VerEinsatz. trag in der Premier League beim FC Liverpool bekommen hat, ist für Hitz eine tolle Sache: „Das freut mich unwahrsche­inlich für ihn. Aber wir haben auch einen super Typen dazubekomm­en.“Gemeint ist damit Andreas Luthe, der vom VfL Bochum nach Augsburg kam und beim FCA mit einem Vier-Jahres-Vertrag ausgestatt­et wurde.

Vor zwei Tagen wechselte überrasche­nd Hitz’ Mitspieler Tobias Werner zum VfB Stuttgart. Der Torhüter findet das bedauerlic­h, sieht es aber auch von der pragmatisc­hen Seite: „Tobi hatte zuletzt kein einfaches Jahr. Er hatte nur noch ein Jahr Vertrag in Augsburg. Da muss man immer wissen, dass sich etwas ändern kann.“

Nach den Abgängen von Ragnar Klavan und Jeong-Ho Hong muss Hitz sich künftig auf eine neue Hintermann­schaft einstellen. Klavan und Hong trauert Hitz nach: „Es ist so, dass wir gute Innenverte­idiger verloren haben. Man hat sich ja aneinander gewöhnt. Jetzt haben andere die Chance, sich zu beweisen.“

Hitz selbst hat in Augsburg noch einen Vertrag bis 2018. Wie sieht er seine Zukunft? Seine Antwort ist eher diplomatis­ch: „Ich lebe nicht ins Blaue und mache mir immer Gedanken. Stand jetzt bin ich hier, aber im Fußball kann alles immer schnell gehen. Das hat man ja zuletzt oft gesehen.“Am ersten Spieltag startet der FCA zu Hause gegen seinen Ex-Verein VfL Wolfsburg in die Bundesliga­saison. Hitz rechnet mit einer schweren Spielzeit: „Es wäre schön, wenn wir den Klassenerh­alt früher schaffen als im vergangene­n Jahr. Eine andere Zielsetzun­g wäre nicht realistisc­h.“

„Stand jetzt bin ich hier, aber im Fußball kann alles immer schnell gehen.“Marwin Hitz über seine Zukunft

 ?? Foto: Klaus-Rainer Krieger ?? Marwin Hitz bei der täglichen Arbeit (rechts Torwarttra­iner Zdenko Miletic, im Hintergrun­d Torwartkol­lege Andreas Luthe). Nach der Europameis­terschaft bereitet sich der 28-Jährige inzwischen mit dem FC Augsburg auf die kommende Bundesliga­saison vor.
Foto: Klaus-Rainer Krieger Marwin Hitz bei der täglichen Arbeit (rechts Torwarttra­iner Zdenko Miletic, im Hintergrun­d Torwartkol­lege Andreas Luthe). Nach der Europameis­terschaft bereitet sich der 28-Jährige inzwischen mit dem FC Augsburg auf die kommende Bundesliga­saison vor.
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