Friedberger Allgemeine

„Ich hatte jeden Tag Angst“

Tamer Bakiner ist Detektiv und Wirtschaft­sermittler. Nach einem Buch-Bestseller löste er nun seinen ersten Fernseh-Fall. Es war ein riskanter Auftrag

- Foto: Dreh-WG

Herr Bakiner, Sie haben sich als Privatdete­ktiv ins Fernsehen gewagt. Im Sender Vox konnte man Sie kürzlich drei Stunden lang dabei beobachten, wie Sie ein nach Russland entführtes Kind wieder zurück zum Vater bringen. Mitunter kommt es einem vor wie in einem Spielfilm. Es war aber alles echt, oder? Tamer Bakiner: Ja. Im Unterschie­d zu vielen anderen sogenannte­n gescriptet­en Serien oder Dokus machen wir es echt. Das war auch mein Wunsch – obwohl es natürlich deutlich schwierige­r ist. Es gibt kein Drehbuch und keine Schauspiel­er. Ich habe ein versteckte­s Team dabei, dass mich dabei filmt, wie ich meine Fälle löse. Es war eine Herausford­erung. Ich trete als Detektiv oft unter einer Legende auf. Dieses Mal musste ich zusätzlich meine Kamerafrau verstecken. Als ich den Auftrag angenommen habe, habe ich mich gefragt, ob ich das leisten kann – aber es hat funktionie­rt.

Die Mutter hatte das Kind nach Russland entführt – ohne Wissen des Vaters, obwohl das Sorgerecht allein bei ihm lag. Hatten Sie keine Angst, als Sie in Russland gearbeitet haben? Bakiner: Ich hatte jeden Tag Angst. Es gelten ja dort andere Rechte. In der Regel wird bei Sorgerecht­sfällen in Russland so entschiede­n, dass die Mutter im Recht ist. Mit diesem Risiko bin ich da hingefloge­n. Da muss man mit Vorwänden und einer guten Legende arbeiten. Es war eine große psychische und physische Belastung.

Letztlich ist es Ihnen gelungen, Mutter und Kind aus Russland wegzulocke­n und das Kind wieder in die Obhut des Vaters zu übergeben. Sie haben sich dazu mit der Mutter angefreund­et. Bakiner: Ja. Das Entscheide­nde ist die Vorbereitu­ng und die Konzentrat­ion. Meine Legende als Detektiv darf nicht auffliegen. Und die Kamerafrau darf nicht auffallen.

Mit Ihrer Arbeit machen Sie sich ja nicht nur Freunde. Haben Sie keine Angst vor Racheakten? Bakiner: Nein. Angst habe ich nicht. Ich habe schon Drohbriefe und Drohanrufe bekommen. Aber das lasse ich nicht zu sehr an mich heran. Ich bin ein Aufdecker. Da gehört das dazu. Und in meinen Fällen habe ich das Recht auf meiner Seite.

Wie geht es nach der Premiere weiter? Bakiner: Meine Produktion­sfirma, die Dreh-WG, und ich arbeiten derzeit an drei bis vier weiteren Fällen. Zwei sind schon fast fertig. In einem Fall geht es um einen internatio­nalen Betrug, der mich ebenfalls wie- der ins Ausland führt. Es ist mir gelungen, eine mit Haftbefehl gesuchte Frau ausfindig zu machen. Derzeit laufen die Gespräche, wo und wann das zu sehen sein wird. Das Gespräch führte Jörg Heinzle.

Tamer Bakiner, geboren 1972, ist ein Privatdete­ktiv und Wirtschaft­sermittler aus Augsburg. Voriges Jahr hat er den Bestseller „Der Wahrheitsj­äger“veröffentl­icht, in dem er spannende Fälle beschreibt.

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Mit einer passenden Legende holte Tamer Bakiner ein Kind aus Russland zurück und übergab es in die Obhut seines Vaters, der das alleinige Sorgerecht hat.

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