Friedberger Allgemeine

Gerne macht er sich auch mal zum Affen

Peter Simonische­k ist ein Tausendsas­sa. Er spielt nicht nur auf großen Bühnen und im Fernsehen. Derzeit sorgt er auch im Kino für Furore – mit schiefem Gebiss

-

Drei-Tage-Bart, buschige Augenbraue­n, einnehmend­er Blick – das sind die Markenzeic­hen von Peter Simonische­k. An dem österreich­ischen Schauspiel­er ist derzeit kaum vorbeizuko­mmen. Bei den Salzburger Festspiele­n steht er in Shakespear­es „Sturm“auf der Bühne, in TV-Kanälen taucht sein Gesicht regelmäßig auf, im Kino macht er derzeit mit „Toni Erdmann“Furore. In der Tragikomöd­ie über eine Entfremdun­g zwischen Vater und Tochter versucht er mit Spaß-Gebiss, zauseliger Perücke und unpassende­n Scherzen, seiner Film-Tochter wieder näher zu kommen. „Als Schauspiel­er bin ich es gewöhnt, mich täglich zum Affen zu machen“, sagte Simonische­k über die Rolle – und legte die schiefen Zähne auch bei den Premieren-Feiern, ob in Cannes oder in Wien, nicht ab. Ohne Humor, findet der gebürtige Grazer, kann man heutzutage sowieso nicht überleben.

Simonische­k ist schon lange ein geschätzte­r Akteur auf großen Bühnen. Aufmerksam­keit beim breiten Publikum errang er jedoch erst mit dem „Jedermann“bei den Salzburger Festspiele­n. Von 2002 bis 2009 spielte er die Paraderoll­e 108 Mal – so oft wie niemand zuvor. Dabei hätte Simonische­k, wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, gar kein Schauspiel­er, sondern Zahnarzt werden sollen. Doch seine wahre Leidenscha­ft ließ sich nicht lange unterdrück­en. Nach dem Akademiest­udium in Graz und ersten Auftritten am dortigen Schauspiel­haus ging es über mehrere Stationen nach Berlin, wo er ab 1979 an der Schaubühne engagiert war. Dort machte er sich einen Namen, arbeitete mit Regie-Größen wie Peter Stein, Luc Bondy oder Andrea Breth. Seine Antrittsro­lle am ehrwürdige­n Wiener Burgtheate­r 1999 war gleichzeit­ig eine Rückkehr in die Heimat. Während der Theaterspi­elzeiten stand der umtriebige Mime stets auf der Bühne, in den kurzen Pausen dazwischen aber vor der Kamera. In zahlreiche­n, wenn auch nicht immer hochkaräti­gen Fernsehrol­len einerseits, immer wieder aber auch mal für die große Leinwand, etwa im Heimat-Melodram „Hierankl“. Während seine berufliche Karriere wie im Bilderbuch verlief, gab es privat durchaus turbulente­re Zeiten. Simonische­ks erste Ehe mit der Schauspiel­erin Charlotte Schwab soll an seiner Untreue zerbrochen sein. Er sei, sagte der Frauenschw­arm einmal über sich, in einem patriarcha­lischen System aufgewachs­en: „Mein Vater war die Instanz und die Mutter der dienende Teil. So bin ich auf die Frauenwelt losgelasse­n worden und habe peu à peu Lehrgeld gezahlt.“Das zweite Ja-Wort gab er 1989 seiner Kollegin Brigitte Karner.

An diesem Samstag wird Simonische­k 70. Ans Aufhören verschwend­et der Schauspiel­er, der zu Premieren gerne mit dem Fahrrad vorfährt, keine Gedanken. „Ich kann mir gar nicht vorstellen“, bekannte er jüngst, „dass ich einmal keine Kraft mehr zum Spielen habe.“(dpa, sd)

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany