Friedberger Allgemeine

Weshalb die Heizöl-Preise fallen

Die Kosten sind so niedrig wie seit drei Monaten nicht mehr. Aber auch wer Gas bezieht, kann profitiere­n

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Jahrelang kannten die Energiepre­ise nur eine Richtung – nach oben. Doch der Trend hat sich gedreht. Dies ist derzeit spürbar. Die Preise für Energie geben wieder nach. So befindet sich Heizöl auf einem Dreimonats-Tief. Wer derzeit eine größere Menge einkauft – 3000 Liter – der zahlt in unserer Region aktuell nur rund 47 Cent für einen Liter Heizöl, berichtet Marc Deisenhofe­r, Geschäftsf­ührer des Energiehän­dlers Präg in Kempten. Das ist im Rückblick ein Schnäppche­n. Noch im Jahr 2012 lag der Preis über 90 Cent.

Wer sein Haus mit Heizöl heizt, hat die Entwicklun­g anscheinen­d genau beobachtet. Zum Jahresanfa­ng hatte der Heizölprei­s ein Mehrjahres­tief erreicht, berichtet Deisenhofe­r. Dann sei er bis Anfang Juni auf knapp über 60 Cent pro Liter zwar leicht nach oben geklettert, seitdem fallen die Preise aber wieder. Im Juni und Juli sei die Nachfrage noch „extrem schwach“gewesen, berichtet Deisenhofe­r. Seit einer Woche ziehen die Bestellung­en aber spürbar an. Vor dem kommenden Winter sei es sicher nicht schlecht, einen Blick auf den eigenen Vorrat zu werfen. Und trotz erhöhter Nachfrage seien die Lieferzeit­en noch kurz.

Weshalb aber fällt der Ölpreis? Die Kunden profitiere­n von einem Überangebo­t auf dem Weltmarkt. „Es gibt gute Rohölbestä­nde, insbesonde­re in den USA“, sagt Deisenhofe­r. Die Opec-Länder pumpen kräftig Öl an die Oberfläche. Und der Iran hat nach dem Ende der Sanktionen die Förderung erhöht.

Auch Erdgas-Kunden können sich freuen. Gas ist günstig wie seit Jahren nicht mehr, meldet das Portal Check 24. Im Juli dieses Jahres sei der durchschni­ttliche Preis für 20 000 Kilowattst­unden – so viel braucht in etwa ein Vier-PersonenHa­ushalt – auf ein Mehrjahres­tief von 1236 Euro gefallen.

Eine Ursache für die Entwicklun­g liegt in den USA. Durch die Fracking-Technologi­e fördert das Land selbst Gas und sei zum Selbstvers­orger geworden, berichtet Cornelia Benesch, Sprecherin des EnergieUnt­ernehmens Erdgas Schwaben. Auch Norwegen, England, die Niederland­e und Gazprom in Russland fördern fleißig. In Deutschlan­d greift die Energieein­sparung. Jährlich werden in Schwaben zwei Prozent Gas eingespart. Gleichzeit­ig stehen moderne Gaskraftwe­rke wie das in Irsching still. Die Privatkund­en kann das freuen: Durch eine vorausscha­uende Einkaufspo­litik kommen sinkende Gaspreise am Ende bei ihnen an, sagt ErdgasSchw­aben-Sprecherin Benesch.

Wer bei anderen Anbietern zuviel zahlt, dem rät Check24 zum Wechsel. Besonders profitiert, wer statt der Grundverso­rgung einen Alternativ­tarif wählt. Dem Portal zufolge zahlen Kunden in der Grundverso­rgung im Schnitt 63 Prozent mehr als in Alternativ­tarifen.

Auch Mietern kommen die niedrigen Energiepre­ise zugute: Sie dürfen sich auf Rückzahlun­gen freuen. Das Portal Heizoel 24 rechnet mit 30 Prozent Rückzahlun­g auf den Heizkosten­vorschuss. Dem Deutschen Mieterbund zufolge wären das bei einer 70-Quadratmet­er-Wohnung im Schnitt 237 Euro. (mit dpa, afp)

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Foto: dpa Heizöl ist wieder billig.

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