Weshalb die Heizöl-Preise fallen
Die Kosten sind so niedrig wie seit drei Monaten nicht mehr. Aber auch wer Gas bezieht, kann profitieren
Augsburg Jahrelang kannten die Energiepreise nur eine Richtung – nach oben. Doch der Trend hat sich gedreht. Dies ist derzeit spürbar. Die Preise für Energie geben wieder nach. So befindet sich Heizöl auf einem Dreimonats-Tief. Wer derzeit eine größere Menge einkauft – 3000 Liter – der zahlt in unserer Region aktuell nur rund 47 Cent für einen Liter Heizöl, berichtet Marc Deisenhofer, Geschäftsführer des Energiehändlers Präg in Kempten. Das ist im Rückblick ein Schnäppchen. Noch im Jahr 2012 lag der Preis über 90 Cent.
Wer sein Haus mit Heizöl heizt, hat die Entwicklung anscheinend genau beobachtet. Zum Jahresanfang hatte der Heizölpreis ein Mehrjahrestief erreicht, berichtet Deisenhofer. Dann sei er bis Anfang Juni auf knapp über 60 Cent pro Liter zwar leicht nach oben geklettert, seitdem fallen die Preise aber wieder. Im Juni und Juli sei die Nachfrage noch „extrem schwach“gewesen, berichtet Deisenhofer. Seit einer Woche ziehen die Bestellungen aber spürbar an. Vor dem kommenden Winter sei es sicher nicht schlecht, einen Blick auf den eigenen Vorrat zu werfen. Und trotz erhöhter Nachfrage seien die Lieferzeiten noch kurz.
Weshalb aber fällt der Ölpreis? Die Kunden profitieren von einem Überangebot auf dem Weltmarkt. „Es gibt gute Rohölbestände, insbesondere in den USA“, sagt Deisenhofer. Die Opec-Länder pumpen kräftig Öl an die Oberfläche. Und der Iran hat nach dem Ende der Sanktionen die Förderung erhöht.
Auch Erdgas-Kunden können sich freuen. Gas ist günstig wie seit Jahren nicht mehr, meldet das Portal Check 24. Im Juli dieses Jahres sei der durchschnittliche Preis für 20 000 Kilowattstunden – so viel braucht in etwa ein Vier-PersonenHaushalt – auf ein Mehrjahrestief von 1236 Euro gefallen.
Eine Ursache für die Entwicklung liegt in den USA. Durch die Fracking-Technologie fördert das Land selbst Gas und sei zum Selbstversorger geworden, berichtet Cornelia Benesch, Sprecherin des EnergieUnternehmens Erdgas Schwaben. Auch Norwegen, England, die Niederlande und Gazprom in Russland fördern fleißig. In Deutschland greift die Energieeinsparung. Jährlich werden in Schwaben zwei Prozent Gas eingespart. Gleichzeitig stehen moderne Gaskraftwerke wie das in Irsching still. Die Privatkunden kann das freuen: Durch eine vorausschauende Einkaufspolitik kommen sinkende Gaspreise am Ende bei ihnen an, sagt ErdgasSchwaben-Sprecherin Benesch.
Wer bei anderen Anbietern zuviel zahlt, dem rät Check24 zum Wechsel. Besonders profitiert, wer statt der Grundversorgung einen Alternativtarif wählt. Dem Portal zufolge zahlen Kunden in der Grundversorgung im Schnitt 63 Prozent mehr als in Alternativtarifen.
Auch Mietern kommen die niedrigen Energiepreise zugute: Sie dürfen sich auf Rückzahlungen freuen. Das Portal Heizoel 24 rechnet mit 30 Prozent Rückzahlung auf den Heizkostenvorschuss. Dem Deutschen Mieterbund zufolge wären das bei einer 70-Quadratmeter-Wohnung im Schnitt 237 Euro. (mit dpa, afp)