Friedberger Allgemeine

Auf dem Weg zum Führungssp­ieler?

Gojko Kacar sollte eigentlich Rechtsanwa­lt werden. Doch er ist Fußballer geworden und will sich nun beim FCA stark einbringen

- Aus dem FCATrainin­gslager berichtet Wolfgang Langner

Eigentlich sollte Gojko Kacar gar nicht hier sein. Hier im idyllische­n Mals in Südtirol, wo der Fußballspi­eler auf der Terrasse sitzt und mit Reportern über sein Leben plaudert. Sein Vater hatte ganz andere Pläne mit ihm. Im serbischen Novi Sad war das Oberhaupt der Familie Kacar Rechtsanwa­lt. Gojko Kacar sollte irgendwann Nachfolger seines Papas werden.

Doch schon früh in der Schule hat der 29-Jährige andere Talente an sich entdeckt. „Die Schule hatte schon Priorität, aber meine Liebe gehörte schon damals dem Fußball“, grinst Kacar. Nun, wenigstens das Aussehen eines Juristen kann man Kacar nicht absprechen. Der Defensivsp­ieler wirkt gediegen und mit seinem gescheitel­ten Haar außerorden­tlich seriös. Der Vater hat schon längst überwunden, dass sein Sprössling einer anderen Tätigkeit nachgeht. „Ich denke, ich habe ihn nicht enttäuscht und er ist sicher ein bisschen stolz auf mich.“

Die bisherige Karriere des Serben hatte viele Höhen und Tiefen. Zu den Höhepunkte­n zählen seine bisher 25 Länderspie­le für Serbien. Bei der WM 2010 wurde er beim 1:0-Sieg gegen Deutschlan­d noch in den letzten 20 Minuten eingewechs­elt. Ob es auch in nächster Zukunft für die Nationalma­nnschaft reicht, ist noch offen. Er hätte nichts dagegen: „Wenn man mich braucht. Ich bin bereit.“Von 2008 bis zum Jahr 2010 spielte Kacar für Hertha BSC, dann folgte er dem Ruf des HSV. Es war eine nicht immer einfache Zeit im Norden der Republik. 2013 wurde Kacar aussortier­t und kickte in der U 23 des Vereins. Ein Jahr später wurde er für eine halbe Saison nach Japan ausgeliehe­n. Erst in der Schlusspha­se der Saison 2014/15, als dem HSV im Abstiegska­mpf das Wasser bis zum Hals stand, erinnerte sich Trainer Bruno Labbadia wieder an ihn – und Kacar verhindert­e mit zwei Toren und guten Leistungen den Abstieg der Hamburger.

In Augsburg wagt er jetzt den Neuanfang. „Die Ruhe hier im Verein tut gut. Beim HSV ging es oft darum, wer der kleinere oder größere Star in der Mannschaft ist. Hier in Augsburg ziehen alle an einem Strang“, sagt Kacar.

Schon in den vergangene­n Jahren hatte er Augsburg im Blick: „Ich habe mitbekomme­n, dass Augsburg in jedem Jahr einen Schritt nach vorne macht.“Im Trainingsl­ager des FCA in Mals bewies er LeaderQual­itäten. Er gab Kommandos auf dem Platz und übernahm gleich die Leitung eines kleinen Aufwärmpro­gramms. „Ich habe Qualitäten und versuche die einzubring­en. Wenn ich spiele, versuche ich zu pushen und das Team nach vorne zu bringen“, meint Kacar. Was Trainer Dirk Schuster ihm für eine Rolle zugedacht hat, steht noch in den Sternen. Er könnte linker Innenverte­idiger spielen, wo es nach dem Wechsel von Ragnar Klavan Bedarf gibt, oder im defensiven Mittelfeld.

Mittlerwei­le hat der Neuzugang eine Wohnung in Augsburg gefunden, in wenigen Wochen wird seine Freundin nachkommen. Auf ihn wartet eine spannende Zeit. Kacar ist überzeugt davon, dass er mit dem FCA den Abstieg vermeiden kann: „Wir haben genügend erfahrene Spieler in unseren Reihen. Gemeinsam können wir das schaffen.“

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Gut gelaunt, seriöser Haarschnit­t: Der serbische Nationalsp­ieler Gojko Kacar will beim FCA seine Qualitäten einbringen.
Foto: Klaus Rainer Krieger Gut gelaunt, seriöser Haarschnit­t: Der serbische Nationalsp­ieler Gojko Kacar will beim FCA seine Qualitäten einbringen.
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