Friedberger Allgemeine

„Ein schönes Bild. Aber nicht von mir.“

Der berühmte Maler Peter Doig muss in den USA beweisen, dass er eine Wüstenland­schaft nicht gemalt hat

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Chicago Auf den ersten Blick erfüllt das Gemälde einige Kriterien für einen echten Peter Doig: Eine magische, weite, leere Landschaft, ein Wasserloch und abgestorbe­ne Bäume. So erinnert das Werk an manche der Gemälde des schottisch­en Malers, die sich teils für hohe zweistelli­ge Millionenb­eträge verkaufen. „Es ist ein schönes Bild“, sagt auch der 57-jährige Peter Doig selbst, „aber es ist nicht von mir.“

Genau das jedoch sieht Robert Fletcher anders. Der Kanadier und frühere Gefängnisa­ufseher besitzt das Bild. In den 1970er Jahren habe er es einem Insassen für 100 Dollar abgekauft, so Fletcher. Viele Jahre später habe ihm ein Bekannter gesagt, der das mit „Peter Doige 76“signierte Gemälde an der Wand hängen sah, dass es von einem berühmten Künstler stamme. Fletcher suchte sich Videos von Peter Doig im Internet und fühlte sich beim Betrachten an den Gefängnis-Insassen von damals erinnert: „Ich bin mir 100 Prozent sicher, dass er der Mann ist.“

Fletcher und Doig treffen sich nun ab kommenden Montag vor Gericht in Chicago zu einem der kurioseste­n Kunstproze­sse der vergangene­n Jahre. Mindestens eine Woche, wenn nicht länger, dürfte das Verfahren Beobachter­n zufolge dauern. Experten für Kunstrecht können sich an keinen vergleichb­aren Fall erinnern. „Widerlegen zu müssen, dass man ein Werk geschaffen hat, scheint irgendwie falsch und unfair“, sagt etwa Amy Adler, Professori­n an der Jura-Fakultät der New York University.

Im Prozess nun will Fletcher beweisen, dass sein Bild wirklich von Peter Doig ist. Der Maler müsse verwirrt sein, oder lügen, heißt es in der Anklagesch­rift. In jedem Fall habe seine Leugnung der Urhebersch­aft dazu geführt, dass Fletcher das Bild nicht wie geplant für eine stattliche Summe über eine Galerie in Chicago verkaufen konnte. „Wir erwarten, dass das Gericht sehen wird, dass Peter Doig einen an dem Bild interessie­rten Käufer bedroht hat, und uns um eine erwartete Summe von rund sieben Millionen Dollar gebracht hat. Wir erwarten, dass das Gericht anordnet, dass Doig uns sieben Millionen Dollar Schadeners­atz zahlt. Wir erwarten, dass das Gericht sagt, dass Doig der Maler ist, der das Bild geschaffen hat.“Al das sagt Galerist Peter Bartlow.

„Der ganze Fall sei Betrug“, meint dagegen Peter Doig, der an der Kunstakade­mie Düsseldorf lehrt und hauptsächl­ich in Trinidad und New York lebt. „Ich werde gezwungen, Himmel und Erde in Bewegung zu setzen, um zu beweisen, wo ich vor mehr als 40 Jahren war.“Auf jeden Fall nicht in Kanada im Gefängnis, so viel sei sicher. Er habe zwar als junger Mann einige Zeit in Kanada gelebt, aber er sei überhaupt noch nie im Gefängnis gewesen und auch noch nie in der Stadt Thunder Bay in der Provinz Ontario, wo sein Prozessgeg­ner Fletcher das Bild gekauft haben will.

Gleichzeit­ig glaubt Doig, den wahren Urheber des umstritten­en Bildes gefunden zu haben, einen Mann namens Peter Edward Doige, der auch malte und zeitweise sogar im Gefängnis in Thunder Bay saß. Doi kann für seine Annahme mehrere Zeugen aufbieten. (dpa)

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Foto: dpa Von welchem Maler stammt dieses Bild? Ein Prozess soll’s klären.

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