Eine Chance für Jessica
Was die Schülerin aus Augsburg bei der Sommerakademie auf dem Elite-Internat Schloss Salem erlebt
Jessica Sterklow ist neugierig: „Ich interessiere mich für so viele Dinge. Noch vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich das jetzt alles ausprobieren kann.“Jessica Sterklow ist seit einem Dreivierteljahr Stipendiatin des Programms „Talent im Land“der Baden-WürttembergStiftung und der Robert-BoschStiftung. Das Projekt fördert Jugendliche aus schwierigen finanziellen Verhältnissen bei der Schulausbildung auf dem Weg zum Abitur oder der Fachhochschulreife. Einmal jährlich bietet es die Sommerakademie in dem Elite-Internat Schloss Salem in Überlingen an. Dort lernen die Stipendiaten in Kursen und Projekten viele Gebiete der Wissenschaft kennen.
Ihre Mutter stammt aus Kasachstan, ihr Vater aus der Ukraine, sie selbst ist in Deutschland geboren. Die junge Frau interessiert sich besonders für Biochemie und möchte später vielleicht einmal Medizin studieren. Aber auch die Wirtschaft und das Reisen haben es ihr angetan, weswegen sie ein Studium der Tourismuswirtschaft ebenfalls in Erwägung zieht. Sie möchte sich ihren Horizont aber offen halten.
Die 16-Jährige hatte es nicht leicht, da ihre Mutter als Konditorin die Alleinverdienerin in der fünfköpfigen Familie ist. Da musste das Geld zum Beispiel für Schulausflüge anders organisiert werden. Ihre Oberstufenkoordinatorin, die über die schwierigen Umstände Bescheid wusste, und eine Stipendiatin aus dem Jahrgang vor ihr machten sie auf das Programm aufmerksam. Am stärksten erlebt die Schülerin des Maria-Ward-Gymnasiums den Einfluss auf ihren Alltag durch ihre neu gewonnenen sozialen Kontakte. „Ich habe so viele nette und offene Menschen aus so vielen unterschiedlichen Kulturen kennengelernt. Wir sind alle auf der gleichen Wellenlänge und haben enge Freundschaften geschlossen. Das hat mich wirklich überwältigt“, berichtet sie.
In ihrer Freizeit spielt Jessica gerne Tennis und Klavier. Ihren Unterricht kann sie dank des Stipendiums nun selber bezahlen und so ihre Mutter entlasten. In der Sommerakademie konnte sie auch mehr Erfahrungen für Auftritte sammeln. „Ich habe schon so viel gelernt, dafür bin ich dankbar. Und jetzt ist auch so viel mehr Musik in meinem Leben“, erzählt die begeisterte Klavierspielerin. Am Abend der Kulturen, einem weiteren Projekt der Sommerakademie, möchte sie ein Stück von Tschaikowsky spielen.