Friedberger Allgemeine

Ciao Ragazza

Bella Italia geht auch billiger: Die Alfa Romeo Giulietta setzt auf starke Gefühle

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Romantik hat in dem bis zur Perfektion aufgerüste­ten Kompaktseg­ment nicht mehr viel zu suchen. Umso schöner, wenn ein italienisc­her Hersteller (wer sonst) mehr auf Gefühl setzt als auf Verstand. Der Alfa Romeo Giulietta ist der Liebreiz förmlich ins Gesicht geschnitte­n: eine verspielte Frontparti­e mit lustigen Knopfaugen, sinnliche Linien, in die C-Säule integriert­e Türgriffe und der hübsche Hintern mit der unverwechs­elbaren Heckleucht­en-Grafik.

Während andere das Design „schärfen“, wo es nur geht, greift Alfa beherzt in den guten alten Koffer voller Schminke. Irgendwie passt das auch, ist doch das Auto in positivem Sinne aus der Zeit gefallen. Es trägt tatsächlic­h noch eine Stummelant­enne; und zum Start muss man einen richtigen Schlüssel in ein richtiges Zündschlos­s stecken und ihn herumdrehe­n. Dazu gibt es herrlich pixelige Animatione­n im Monochrom-Display. Was für eine bewegende Rückkehr in eine längst vergessene Zeit!

Spätestens bei der technische­n Ausstattun­g allerdings sollte es mit der Nostalgie so langsam finito sein. Der Testwagen war denn auch mit dem topaktuell­en 1.6-Liter-Dieselmoto­r (Daten siehe Kasten) ausgerüste­t, der nur ein bisschen nagelte und das Turboloch gut kaschierte. Ansonsten machte der Diesel der Giulietta ordentlich Beine, gerade in der innovative­n Kombinatio­n mit dem knackig abgestimmt­en Sechsgang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe.

Stellt der Fahrer die „DNA“der Giulietta zudem auf „Dynamik“, fühlt sie sich fast an wie ein kleiner Sportwagen. 6,8 Liter betrug der Spritkonsu­m im Test. Damit war der Alfa vom Normverbra­uch so weit entfernt wie Italien vom Polarkreis. Reichweite­n von 800, 900 Kilometern pro Tankfüllun­g machen einen Oberitalie­n-Trip dennoch ohne Tankstopp möglich.

Und trotz der Qualitäten des Selbstzünd­ers fragt man sich, ob ein Dieseltrie­bwerk die richtige Motorisier­ung für eine quirlige Giulietta darstellt. Oder ob ein leichter, drehfreudi­ger und kernig klingender Benziner nicht die bessere Wahl wäre. Den hätte die Fiat-Tochter Alfa auch im Programm – etwa als eine Variante, die 30 PS mehr leistet als der 120-PS-Diesel und obendrein 500 Euro weniger kostet.

Endgültig auf der Höhe der Zeit angekommen ist man im Innenraum, von der etwas plastiklas­tigen Materialau­swahl einmal abgesehen. Die Smartphone-Integratio­n inklusive Musikübert­ragung via Bluetooth funktionie­rt tadellos. Die Platzverhä­ltnisse sind für das Segment akzeptabel. Lediglich auf der Rückbank geht es beengter zu. Dafür bietet die kleine Italieneri­n einen erstaunlic­h tiefen Kofferraum.

Vergleiche mit der (deutschen) Premium-Konkurrenz hinken, da die Giulietta anders positionie­rt ist. Emotionale­r eben. Preislich zumindest hat sie aber die Nase um etwa 2000 Euro vorn. Der Einstieg beginnt bei 21 400 Euro.

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Foto: Alfa Romeo Amore auf Rädern: die Alfa Romeo Giulietta.

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