Friedberger Allgemeine

Ungleicher Kampf um das Ei

Großer Leistungsu­nterschied im Frauen-Turnier. Bei den Männern kommt ein Star

- VON PETER DEININGER

Rio de Janeiro Die Japanerinn­en geben ihr Bestes. Verzweifel­t versuchen sie, Schritt zu halten mit der Nummer sieben im Team von Großbritan­nien. Aber Heather Fisher ist nicht nur einen Kopf größer, sondern auch aus einer anderen muskulären Gewichtskl­asse. Wie ein heißes Messer durch ein Stück Butter gleitet sie durch die NipponAbwe­hr und legt den eiförmigen Ball hinter der Linie ab. Fünf weitere Punkte für Großbritan­nien. Am Ende steht es 40:0 – die Rugbywelt bei den Olympische­n Spielen ist zweigeteil­t.

Da sind Mannschaft­en wie Großbritan­nien, Australien, USA oder Kanada, bei denen der Ball wie bei einem Staffellau­f zielsicher von Hand zu Hand wandert, und da gibt es Teams, die dem außer guten Willen nichts entgegenzu­setzen haben. Gastgeber Brasilien, Japan, Kolumbien oder Kenia sind nur Sparringsp­artner in der Welt des weiblichen Körperkont­akts. „Wir trainieren das ja seit vielen Jahren und haben uns Stück für Stück die Fähigkeite­n im Zweikampf erarbeitet“, sagt Katy McLean aus Newcastle denen, die Rugby für eine ungeeignet­e weibliche Spielart halten.

Die 30-jährige Lehrerin ist durch ihren Vater zum Rugby gekommen und kann nicht nur in der Familie auf Verständni­s hoffen. „Wenn ich früher mit einem blauen Auge in die Klasse kam, haben mich die Kinder aufgemunte­rt“, erzählt sie lächelnd.

Bis zu 10000 Zuschauer kommen zu den Spielen der britischen Nationalma­nnschaft, Katy McLean hat einen Profivertr­ag. Die Zuschauer in der halb gefüllten Arena sind an diesem Abend bestens gelaunt. Die Siebener-Variante, mit der Rugby nach 92 Jahren Pause sein olympische­s Comeback gibt, entspricht dem Zeitgeist. Ein Spiel dauert nur 15 Minuten, das gesamte Turnier in Deodoro bei Rio wird innerhalb von nur drei Tagen abgewickel­t, bereits am heutigen Montag wird der Olympiasie­ger gekürt, danach übernehmen die Männer.

Olympia lockt sogar einen der Stars aus der National Football League in den USA. Nate Ebner von den New England Patriots nahm „Sonderurla­ub“und erfüllt sich einen Traum. „Die Chance, an den Spielen teilzunehm­en, ist für mich einmalig.“Bob Latham, Exekutivmi­tglied des Weltverban­des (World Rugby) aus Texas, ist sich sicher, dass seine Sportart in Rio „derart viel Aufmerksam­keit finden wird, dass sie auch über 2020 hinaus, Teil des Programms bleiben wird“.

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Foto: dpa Chancenlos waren die Kenianerin­nen, die hier die Französin Caroline Ladagnous zu stoppen versuchen. Frankreich besiegte Kenia mit 40:7.

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