Friedberger Allgemeine

Wo günstige Mietwohnun­gen entstehen

Die städtische WBG kommt mit ihrem Bauprogram­m erst langsam in die Gänge. In den kommenden Jahren werden mehrere Projekte gleichzeit­ig angepackt. Doch der Bedarf ist noch größer

- VON STEFAN KROG

Günstige Wohnungen werden in Augsburg dringend gesucht. Aber die städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft (WBG) kommt mit ihrem 600-Wohnungen-Programm bis zum Jahr 2020 beim Bau noch nicht recht in die Gänge. „Wir haben noch nicht viel gebaut, weil die Planung etwas dauert. Aber wir sind dran“, so WBG-Geschäftsf­ührer Mark Dominik Hoppe. Die WBG ist auf dem Augsburger Mietmarkt ein gewichtige­r Spieler: Mit mehr als 9900 Wohnungen besitzt sie mehr als zehn Prozent aller Mietwohnun­gen in Augsburg. Die durchschni­ttliche Miete liegt bei sehr günstigen 5,34 Euro pro Quadratmet­er.

Wie berichtet hat die WBG vom Stadtrat den Auftrag bekommen, bis zum Jahr 2020 jedes Jahr umgerechne­t 100 Wohnungen neu zu bauen. Aus dem Stand ist das aber nicht möglich, schon allein, weil Grundstück­e fehlen. Dafür, so Hoppe, werde man in den kommenden Jahren mehrere Projekte gleichzeit­ig abwickeln. Diese sind angesichts des Zuzugs nach Augsburg auch drin- gend nötig und eigentlich sogar zu wenig. Doch bei einem jährlichen Gewinn von 1,3 Millionen Euro – bedingt durch die niedrigen Mieten – ist mehr nicht möglich.

Die Mieten auf dem freien Markt – zehn Euro pro Quadratmet­er sind bei Neubauten inzwischen üblich – können sich aber immer weniger Augsburger leisten. Dabei sind die Vermieter nicht raffgierig – die Kosten für den Neubau von Wohnungen sind durch hohe Grundstück­spreise in Verbindung mit gestiegene­n Baupreisen und energetisc­hen Anforderun­gen auch massiv gestiegen.

Das Modell der WBG ist, staatlich geförderte Wohnungen zu errichten: Ein Drittel wird mit Menschen belegt, die im Bereich des Sozialhilf­esatzes liegen, die anderen zwei Drittel mit Besserverd­ienenden bis hin zum Akademiker. Die Mieter bekommen je nach Einkommen einen staatliche­n Zuschuss zwischen vier und einem Euro pro Quadratmet­er und Monat. Deswegen sind die Wohnungen begehrt. Die Warteliste wächst, gleichzeit­ig ist die Fluktuatio­n 2015 mit 6,1 Pro- auf den niedrigste­n Wert seit Jahren gesunken.

Aktuell werden 40 Wohnungen an der Donauwörth­er Straße gebaut, im Herbst sollen 45 Wohnungen an der Offinger Straße (nahe Reese-Areal) und in der Bärenstraß­e begonnen werden. In Planung sind 45 Wohnungen in der früheren Flak-Kaserne, 60 auf dem Areal der ehemaligen Spicherer-Schule (Pfersee), 190 im Sheridan-Areal. Der größte Brocken sind die Gebäude an der Ulmer Straße mit 141 Wohnungen, für das 2017 die Bagger rollen sollen, und daran anschließe­nd in der Langemarck­straße. Diese Projekte hatten im Reese-Areal bei einigen Bewohnern für Verstimmun­g gesorgt. Bis 2022 habe man insgesamt 750 Wohnungen in Planung, so Hoppe.

In die Diskussion­en auf dem Reese-Gelände hat sich inzwischen auch Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) eingeschal­tet. WBG-Wohnungen gebe es in so gut wie allen Stadtteile­n. „Und überall sind sie in die Viertel eingebette­t, ohne dass es Probleme gibt.“Bei den Bewohnern achte man auf einen guten Mix und soziale Tragfähigk­eit. „Wir gestalten das so, dass keine Schieflage­n entstehen. Es gibt keinen Grund zur Stigmatisi­erung.“Die Diskussion in Kriegshabe­r könne er nicht nachvollzi­ehen. Gleichwohl wolle man mit den Wortführer­n im Gespräch bleiben. „Es sind Ängste da, und die lassen sich nicht verbieten.“

Dabei ist klar, dass es in Augsburg zu wenig geförderte Wohnungen, gemeinhin Sozialwohn­ungen genannt, gibt. Deren Zahl sank in den vergangene­n Jahren, weil die 25-jährige Mietpreisb­indung, die bei solchen Häusern gilt, ablief. Von knapp 23000 Sozialwohn­ungen im Jahr 1990 sank die Zahl auf 6000 im Jahr 2015 und wird bis 2020 auf 4900 zurückgehe­n. Diese Zahlen beziehen sich auf Sozialwohn­ungen des sogenannte­n ersten Förderwegs, bei denen die Bewohner ausschließ­lich aus finanziell schwachen Verhältnis­sen stammen. Seit 2001 setzt man auf die einkommens­gezent staffelte Belegung, um soziale Brennpunkt­e zu vermeiden. Allerdings wurden seit 2002 nur 700 derartige Wohnungen gebaut. Die WBG setzte in den vergangene­n Jahren vor allem darauf, ihren Bestand zu erneuern, statt neu zu bauen. Insgesamt sollen, Projekte privater Investoren mitgerechn­et, bis 2020 mehr als 1000 neue Wohnungen entstehen.

„Es ist eine Trendwende eingeläute­t, aber das reicht noch nicht“, sagt Sozialrefe­rent Stefan Kiefer (SPD). Die SPD drängt nach wie vor darauf, dass die Stadt eine fixe 30-Prozent-Regel für geförderte Wohnungen in Bebauungsp­länen vorsieht. Das CSU-geführte Baureferat sieht dabei aber diverse rechtliche Probleme. Das Thema ist auch in der Kooperatio­nsvereinba­rung zwischen CSU, SPD und Grünen angesproch­en, allerdings mit dem Zusatz „soweit möglich“.

Die Linken hatten vor Kurzem gar gefordert, dass die WBG 1000 Wohnungen jährlich bauen soll. Das gilt aber als finanziell nicht leistbar, zumal es dafür auch nicht genügend bezahlbare Grundstück­e gibt.

Gribl schaltet sich in die Reese-Diskussion ein

 ?? Foto: Ralf Lienert (Symbol) ?? Augsburg braucht dringend neue und günstige Wohnungen. Die städtische WBG will in den nächsten Jahren rund 750 bauen.
Foto: Ralf Lienert (Symbol) Augsburg braucht dringend neue und günstige Wohnungen. Die städtische WBG will in den nächsten Jahren rund 750 bauen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany