Wo günstige Mietwohnungen entstehen
Die städtische WBG kommt mit ihrem Bauprogramm erst langsam in die Gänge. In den kommenden Jahren werden mehrere Projekte gleichzeitig angepackt. Doch der Bedarf ist noch größer
Günstige Wohnungen werden in Augsburg dringend gesucht. Aber die städtische Wohnungsbaugesellschaft (WBG) kommt mit ihrem 600-Wohnungen-Programm bis zum Jahr 2020 beim Bau noch nicht recht in die Gänge. „Wir haben noch nicht viel gebaut, weil die Planung etwas dauert. Aber wir sind dran“, so WBG-Geschäftsführer Mark Dominik Hoppe. Die WBG ist auf dem Augsburger Mietmarkt ein gewichtiger Spieler: Mit mehr als 9900 Wohnungen besitzt sie mehr als zehn Prozent aller Mietwohnungen in Augsburg. Die durchschnittliche Miete liegt bei sehr günstigen 5,34 Euro pro Quadratmeter.
Wie berichtet hat die WBG vom Stadtrat den Auftrag bekommen, bis zum Jahr 2020 jedes Jahr umgerechnet 100 Wohnungen neu zu bauen. Aus dem Stand ist das aber nicht möglich, schon allein, weil Grundstücke fehlen. Dafür, so Hoppe, werde man in den kommenden Jahren mehrere Projekte gleichzeitig abwickeln. Diese sind angesichts des Zuzugs nach Augsburg auch drin- gend nötig und eigentlich sogar zu wenig. Doch bei einem jährlichen Gewinn von 1,3 Millionen Euro – bedingt durch die niedrigen Mieten – ist mehr nicht möglich.
Die Mieten auf dem freien Markt – zehn Euro pro Quadratmeter sind bei Neubauten inzwischen üblich – können sich aber immer weniger Augsburger leisten. Dabei sind die Vermieter nicht raffgierig – die Kosten für den Neubau von Wohnungen sind durch hohe Grundstückspreise in Verbindung mit gestiegenen Baupreisen und energetischen Anforderungen auch massiv gestiegen.
Das Modell der WBG ist, staatlich geförderte Wohnungen zu errichten: Ein Drittel wird mit Menschen belegt, die im Bereich des Sozialhilfesatzes liegen, die anderen zwei Drittel mit Besserverdienenden bis hin zum Akademiker. Die Mieter bekommen je nach Einkommen einen staatlichen Zuschuss zwischen vier und einem Euro pro Quadratmeter und Monat. Deswegen sind die Wohnungen begehrt. Die Warteliste wächst, gleichzeitig ist die Fluktuation 2015 mit 6,1 Pro- auf den niedrigsten Wert seit Jahren gesunken.
Aktuell werden 40 Wohnungen an der Donauwörther Straße gebaut, im Herbst sollen 45 Wohnungen an der Offinger Straße (nahe Reese-Areal) und in der Bärenstraße begonnen werden. In Planung sind 45 Wohnungen in der früheren Flak-Kaserne, 60 auf dem Areal der ehemaligen Spicherer-Schule (Pfersee), 190 im Sheridan-Areal. Der größte Brocken sind die Gebäude an der Ulmer Straße mit 141 Wohnungen, für das 2017 die Bagger rollen sollen, und daran anschließend in der Langemarckstraße. Diese Projekte hatten im Reese-Areal bei einigen Bewohnern für Verstimmung gesorgt. Bis 2022 habe man insgesamt 750 Wohnungen in Planung, so Hoppe.
In die Diskussionen auf dem Reese-Gelände hat sich inzwischen auch Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) eingeschaltet. WBG-Wohnungen gebe es in so gut wie allen Stadtteilen. „Und überall sind sie in die Viertel eingebettet, ohne dass es Probleme gibt.“Bei den Bewohnern achte man auf einen guten Mix und soziale Tragfähigkeit. „Wir gestalten das so, dass keine Schieflagen entstehen. Es gibt keinen Grund zur Stigmatisierung.“Die Diskussion in Kriegshaber könne er nicht nachvollziehen. Gleichwohl wolle man mit den Wortführern im Gespräch bleiben. „Es sind Ängste da, und die lassen sich nicht verbieten.“
Dabei ist klar, dass es in Augsburg zu wenig geförderte Wohnungen, gemeinhin Sozialwohnungen genannt, gibt. Deren Zahl sank in den vergangenen Jahren, weil die 25-jährige Mietpreisbindung, die bei solchen Häusern gilt, ablief. Von knapp 23000 Sozialwohnungen im Jahr 1990 sank die Zahl auf 6000 im Jahr 2015 und wird bis 2020 auf 4900 zurückgehen. Diese Zahlen beziehen sich auf Sozialwohnungen des sogenannten ersten Förderwegs, bei denen die Bewohner ausschließlich aus finanziell schwachen Verhältnissen stammen. Seit 2001 setzt man auf die einkommensgezent staffelte Belegung, um soziale Brennpunkte zu vermeiden. Allerdings wurden seit 2002 nur 700 derartige Wohnungen gebaut. Die WBG setzte in den vergangenen Jahren vor allem darauf, ihren Bestand zu erneuern, statt neu zu bauen. Insgesamt sollen, Projekte privater Investoren mitgerechnet, bis 2020 mehr als 1000 neue Wohnungen entstehen.
„Es ist eine Trendwende eingeläutet, aber das reicht noch nicht“, sagt Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD). Die SPD drängt nach wie vor darauf, dass die Stadt eine fixe 30-Prozent-Regel für geförderte Wohnungen in Bebauungsplänen vorsieht. Das CSU-geführte Baureferat sieht dabei aber diverse rechtliche Probleme. Das Thema ist auch in der Kooperationsvereinbarung zwischen CSU, SPD und Grünen angesprochen, allerdings mit dem Zusatz „soweit möglich“.
Die Linken hatten vor Kurzem gar gefordert, dass die WBG 1000 Wohnungen jährlich bauen soll. Das gilt aber als finanziell nicht leistbar, zumal es dafür auch nicht genügend bezahlbare Grundstücke gibt.
Gribl schaltet sich in die Reese-Diskussion ein