Wie bewegen sich die Augsburger in der Stadt?
Neue Untersuchungen zeigen: Es wird mehr Fahrrad gefahren und zu Fuß gegangen, aber das Auto bleibt am wichtigsten. Und es gibt weniger Stau, als man denkt
Die Augsburger setzen im Vergleich zu früheren Jahren offenbar stärker auf das Fahrrad und die eigenen Füße als Verkehrsmittel: Das geht aus der Studie „Mobilität in Städten“hervor, die regelmäßig die Verkehrsaufteilung in deutschen Großstädten untersucht. Detailergebnisse der Umfrage aus dem Jahr 2013 für einzelne Großstädte sind nun bekannt. Hier einige ausgewählte Ergebnisse – und was sie für den Alltag der Augsburger bedeuten.
Autos Das Auto ist nach wie vor das wichtigste Verkehrsmittel der Augsburger. 75 Prozent der Haushalte verfügen über mindestens ein Auto. Innerhalb der Stadt werden 36 Prozent aller Wege mit dem Auto zurückgelegt. 4,1 Kilometer ist der Augsburger im Schnitt unterwegs, wenn er sich mit dem Auto aufmacht, und sitzt dafür 14,5 Minuten im Auto. Das ist in Städten vergleichbarer Größe und Struktur in etwa ein Mittelwert. Bei der vorangegangenen Welle der Studie im Jahr 2008 waren es übrigens noch knapp 38 Prozent aller Wege, die mit dem Auto zurückgelegt wurden.
Die Zahl der Autos und der Autodichte in Augsburg steigt. Das hat Folgen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit pro Weg ist von 21,3 Kilometern pro Stunde (2008) auf 17 Kilometer pro Stunde im Stadtverkehr gesunken. Größere Straßenbaustellen gab es im Jahr 2013 zumindest keine.
Auch wenn die Augsburger viel über den Stau schimpfen: Daten von Firmen, die anhand von Handydaten der Autofahrer auswerten, wo Stau entsteht, sagen eher das Gegenteil. In einer Rangliste der Firma Inrix, die etwa Daten für den Verkehrsfunk sammelt, stand Augsburg bisher immer sehr gut da, was die Stauhäufigkeit betrifft. Und auch eine Auswertung von Google-Verkehrsdaten durch die Postbank für eine Studie zum Pendlerverhalten sagt: Wer aus umliegenden Landkreisen nach Augsburg fährt, ist im Städtevergleich mit einer halben Stunde kurz unterwegs und verliert mit zwei Minuten Stauverzögerung täglich kaum Zeit. Zum Vergleich: In Stuttgart sind es 14 Minuten.
Neue Straßen sind in den vergangenen Jahren in Augsburg eher wenig gebaut worden. Die große Ostumgehung/AIC 25 neu von Fried- berg bis zur A8 nach Derching hat den Osten entlastet, dafür wurde die Friedberger Straße verengt. Der Kö-Umbau hatte einige Verkehrsverlagerungen zur Folge. Rosenaustraße und Graben sind seitdem stauanfälliger. Langfristig geplante Großprojekte wie die sogenannte Entlastungsstraße parallel zur Rosenaustraße entlang der Bahn stehen ebenso in den Sternen wie die MAN-Spange, die die Sebastianstraße entlasten würde. Immerhin gibt es einen Lichtblick für Autofahrer aus dem südlichen Umland: Die B 17 als allmorgendliche Staufalle soll kommendes Jahr zwischen Haunstetten und Messe eine dritte Spur bekommen. Zudem wird es variable Tempoanzeigen geben, um Stau zu vermeiden.
Fahrrad 17,2 Prozent der Wege innerhalb der Stadt wurden bei der Umfrage 2013 mit dem Rad zurück- 2008 lag dieser Wert noch bei 15 Prozent. Bis 2020 will die Stadt diesen Anteil auf 25 Prozent befördern, indem sie das Projekt Fahrradstadt umsetzt.
So recht vom Fleck kommt die Fahrradstadt bisher nicht. Immer noch klaffen Lücken im Radverkehrsnetz. Die Stadt macht geltend, dass man relativ langen Planungsvorlauf hatte, um die Ist-Situation zu erfassen, doch Partner wie der ADFC werden ungeduldig. Immerhin scheinen die Voraussetzungen günstig: Im Vergleich mit anderen Städten ist die Ausstattung mit Fahrrädern relativ gut. Knapp 80 Prozent der Augsburger haben ein Rad.
Bus und Tram 16,4 Prozent der Wege werden mit Bus und Straßenbahn zurückgelegt. Das ist im Binnenverkehr somit das Fortbewegungsmittel mit dem geringsten Anteil. Der Anteil sank gegenüber dem Jahr 2008 sogar, was vermutlich daran liegt, dass 2013 der Kö-Ersatzfahrplan noch in Kraft war. Zumindest verzeichneten die Stadtwerke seit der Kö-Eröffnung immer Fahrgastzuwächse.
Allerdings darf man sich vom niedrigen ÖPNV-Anteil an den Wegen nicht täuschen lassen. Denn längere Strecken werden bevorzugt mit Bus und Tram zurückgelegt. Die durchschnittliche Weglänge ist mit knapp fünf Kilometern länger als bei allen anderen Verkehrsmitteln.
Allerdings sind Nutzer von Bus und Tram für die gleiche Strecke fast doppelt so lange unterwegs wie Autofahrer. Bei der Geschwindiggelegt. keit von Bus und Tram schneidet Augsburg unter den Vergleichsstädten in der Studie mit 9,6 Kilometern pro Stunde am schlechtesten ab. Das war gegenüber 2008 eine Verschlechterung, die aber wohl auch durch den Ersatzverkehr wegen des Kö-Umbaus ausgelöst wurde.
Fußgänger Sie sind die unterschätzte Größe im städtischen Verkehrsgeschehen. Gut 30 Prozent aller Wege legen die Augsburger pro Tag auf den eigenen zwei Beinen zurück, wobei die Kilometerleistung bei dieser Fortbewegungsart naturgemäß am geringsten ist – sie liegt pro Weg bei 1,2 Kilometer. Gehwege gibt es an allen öffentlichen Straßen, allerdings tun sich Fußgänger an Hauptverkehrsstraßen mitunter schwer, die Fahrbahn bei Grünlicht zu überqueren. Um Stau zu vermeiden, sind die Grünphasen teils relativ kurz. »Kommentar
Fußgänger gehen täglich 1,2 Kilometer