Friedberger Allgemeine

Wie bewegen sich die Augsburger in der Stadt?

Neue Untersuchu­ngen zeigen: Es wird mehr Fahrrad gefahren und zu Fuß gegangen, aber das Auto bleibt am wichtigste­n. Und es gibt weniger Stau, als man denkt

- VON STEFAN KROG Foto: Silvio Wyszengrad

Die Augsburger setzen im Vergleich zu früheren Jahren offenbar stärker auf das Fahrrad und die eigenen Füße als Verkehrsmi­ttel: Das geht aus der Studie „Mobilität in Städten“hervor, die regelmäßig die Verkehrsau­fteilung in deutschen Großstädte­n untersucht. Detailerge­bnisse der Umfrage aus dem Jahr 2013 für einzelne Großstädte sind nun bekannt. Hier einige ausgewählt­e Ergebnisse – und was sie für den Alltag der Augsburger bedeuten.

Autos Das Auto ist nach wie vor das wichtigste Verkehrsmi­ttel der Augsburger. 75 Prozent der Haushalte verfügen über mindestens ein Auto. Innerhalb der Stadt werden 36 Prozent aller Wege mit dem Auto zurückgele­gt. 4,1 Kilometer ist der Augsburger im Schnitt unterwegs, wenn er sich mit dem Auto aufmacht, und sitzt dafür 14,5 Minuten im Auto. Das ist in Städten vergleichb­arer Größe und Struktur in etwa ein Mittelwert. Bei der vorangegan­genen Welle der Studie im Jahr 2008 waren es übrigens noch knapp 38 Prozent aller Wege, die mit dem Auto zurückgele­gt wurden.

Die Zahl der Autos und der Autodichte in Augsburg steigt. Das hat Folgen. Die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit pro Weg ist von 21,3 Kilometern pro Stunde (2008) auf 17 Kilometer pro Stunde im Stadtverke­hr gesunken. Größere Straßenbau­stellen gab es im Jahr 2013 zumindest keine.

Auch wenn die Augsburger viel über den Stau schimpfen: Daten von Firmen, die anhand von Handydaten der Autofahrer auswerten, wo Stau entsteht, sagen eher das Gegenteil. In einer Rangliste der Firma Inrix, die etwa Daten für den Verkehrsfu­nk sammelt, stand Augsburg bisher immer sehr gut da, was die Stauhäufig­keit betrifft. Und auch eine Auswertung von Google-Verkehrsda­ten durch die Postbank für eine Studie zum Pendlerver­halten sagt: Wer aus umliegende­n Landkreise­n nach Augsburg fährt, ist im Städteverg­leich mit einer halben Stunde kurz unterwegs und verliert mit zwei Minuten Stauverzög­erung täglich kaum Zeit. Zum Vergleich: In Stuttgart sind es 14 Minuten.

Neue Straßen sind in den vergangene­n Jahren in Augsburg eher wenig gebaut worden. Die große Ostumgehun­g/AIC 25 neu von Fried- berg bis zur A8 nach Derching hat den Osten entlastet, dafür wurde die Friedberge­r Straße verengt. Der Kö-Umbau hatte einige Verkehrsve­rlagerunge­n zur Folge. Rosenaustr­aße und Graben sind seitdem stauanfäll­iger. Langfristi­g geplante Großprojek­te wie die sogenannte Entlastung­sstraße parallel zur Rosenaustr­aße entlang der Bahn stehen ebenso in den Sternen wie die MAN-Spange, die die Sebastians­traße entlasten würde. Immerhin gibt es einen Lichtblick für Autofahrer aus dem südlichen Umland: Die B 17 als allmorgend­liche Staufalle soll kommendes Jahr zwischen Haunstette­n und Messe eine dritte Spur bekommen. Zudem wird es variable Tempoanzei­gen geben, um Stau zu vermeiden.

Fahrrad 17,2 Prozent der Wege innerhalb der Stadt wurden bei der Umfrage 2013 mit dem Rad zurück- 2008 lag dieser Wert noch bei 15 Prozent. Bis 2020 will die Stadt diesen Anteil auf 25 Prozent befördern, indem sie das Projekt Fahrradsta­dt umsetzt.

So recht vom Fleck kommt die Fahrradsta­dt bisher nicht. Immer noch klaffen Lücken im Radverkehr­snetz. Die Stadt macht geltend, dass man relativ langen Planungsvo­rlauf hatte, um die Ist-Situation zu erfassen, doch Partner wie der ADFC werden ungeduldig. Immerhin scheinen die Voraussetz­ungen günstig: Im Vergleich mit anderen Städten ist die Ausstattun­g mit Fahrrädern relativ gut. Knapp 80 Prozent der Augsburger haben ein Rad.

Bus und Tram 16,4 Prozent der Wege werden mit Bus und Straßenbah­n zurückgele­gt. Das ist im Binnenverk­ehr somit das Fortbewegu­ngsmittel mit dem geringsten Anteil. Der Anteil sank gegenüber dem Jahr 2008 sogar, was vermutlich daran liegt, dass 2013 der Kö-Ersatzfahr­plan noch in Kraft war. Zumindest verzeichne­ten die Stadtwerke seit der Kö-Eröffnung immer Fahrgastzu­wächse.

Allerdings darf man sich vom niedrigen ÖPNV-Anteil an den Wegen nicht täuschen lassen. Denn längere Strecken werden bevorzugt mit Bus und Tram zurückgele­gt. Die durchschni­ttliche Weglänge ist mit knapp fünf Kilometern länger als bei allen anderen Verkehrsmi­tteln.

Allerdings sind Nutzer von Bus und Tram für die gleiche Strecke fast doppelt so lange unterwegs wie Autofahrer. Bei der Geschwindi­ggelegt. keit von Bus und Tram schneidet Augsburg unter den Vergleichs­städten in der Studie mit 9,6 Kilometern pro Stunde am schlechtes­ten ab. Das war gegenüber 2008 eine Verschlech­terung, die aber wohl auch durch den Ersatzverk­ehr wegen des Kö-Umbaus ausgelöst wurde.

Fußgänger Sie sind die unterschät­zte Größe im städtische­n Verkehrsge­schehen. Gut 30 Prozent aller Wege legen die Augsburger pro Tag auf den eigenen zwei Beinen zurück, wobei die Kilometerl­eistung bei dieser Fortbewegu­ngsart naturgemäß am geringsten ist – sie liegt pro Weg bei 1,2 Kilometer. Gehwege gibt es an allen öffentlich­en Straßen, allerdings tun sich Fußgänger an Hauptverke­hrsstraßen mitunter schwer, die Fahrbahn bei Grünlicht zu überqueren. Um Stau zu vermeiden, sind die Grünphasen teils relativ kurz. »Kommentar

Fußgänger gehen täglich 1,2 Kilometer

 ??  ?? Auto, Straßenbah­n, Fahrrad oder zu Fuß – wie sind die Augsburger in ihrer Stadt unterwegs? Eine neue Studie gibt Aufschlüss­e.
Auto, Straßenbah­n, Fahrrad oder zu Fuß – wie sind die Augsburger in ihrer Stadt unterwegs? Eine neue Studie gibt Aufschlüss­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany