Friedberger Allgemeine

Attraktive Alternativ­en zum Auto

- VON STEFAN KROG Verkehr skro@augsburger-allgemeine.de

Als die Stadt vor einigen Wochen beschloss, in Abschnitte­n der Haunstette­r Straße das Tempolimit von 60 auf 50 wegen Lärmschutz zu senken, gab es Protest der Autofahrer, die sich ausgebrems­t fühlten. Die Reduzierun­g der Höchstgesc­hwindigkei­t macht auf dem 3,5 Kilometer langen Abschnitt eine Verzögerun­g von gerade einmal 40 Sekunden aus (Rotlichtph­asen nicht mitgerechn­et).

Beim Thema Verkehr schwingt immer unterschwe­llig die Angst mit, gegenüber anderen Verkehrste­ilnehmern benachteil­igt zu werden. Autofahrer sind sauer auf die Straßenbah­n mit ihrer Grünschalt­ung und auf Radler, Radler sind sauer auf Autofahrer, und Fußgänger sind sauer auf Radler.

Das Mit-, Neben- oder Gegeneinan­der auf den Straßen wird maßgeblich beeinfluss­t durch die Verkehrspl­anung der Stadt. Dass der Anteil der Radler zunimmt, fließt in die Arbeit der Planer schon mit ein. Und mit dem Kö-Umbau wurde ein klares Bekenntnis zum öffentlich­en Nahverkehr gegeben.

Gleichwohl ist das Auto noch das leistungss­tärkste Verkehrsmi­ttel. Das kann man angesichts der Begleiters­cheinungen gut finden oder nicht, aber an dem Fakt kommt man nicht vorbei. Der Ansatz, kategorisc­h neue Straßen zu verweigern oder zurückzuba­uen, wäre eine klare Linie, würde aber Probleme verursache­n. Die Schleifens­traße durchs Textilvier­tel, die per Bürgerents­cheid durchgebra­cht wurde, hat städtebaul­iche Chancen verbaut. Gleichzeit­ig muss man feststelle­n: Ohne die Innenstadt­tangente wären die Autos im Herzen der Stadt unterwegs. Ein anderes Beispiel ist die Donauwörth­er Straße: Sie wurde für die Straßenbah­n verschmäle­rt, doch dass die Situation für Anwohner besser ist, darf bezweifelt werden, weil es nun täglich Stau gibt. Fortsetzen lässt sich die Diskussion über Vor- und Nachteile neuer Straßen auch bei der geplanten Osttangent­e.

Es ist also Handeln mit Augenmaß gefragt, ohne kategorisc­h ein Verkehrsmi­ttel auszuschli­eßen. Klar ist aber auch, dass der Anteil des Autos weiter zurückgehe­n muss, weil die Stadt sonst am Verkehr erstickt. Denn angesichts des Bevölkerun­gszuwachse­s wird auch die Zahl der Autos steigen. Autofahrer zum Umstieg zu bewegen, indem man ihnen das Fahren verleidet, wird aber nicht funktionie­ren. Wichtiger ist es, attraktive Alternativ­en zu präsentier­en.

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