Attraktive Alternativen zum Auto
Als die Stadt vor einigen Wochen beschloss, in Abschnitten der Haunstetter Straße das Tempolimit von 60 auf 50 wegen Lärmschutz zu senken, gab es Protest der Autofahrer, die sich ausgebremst fühlten. Die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit macht auf dem 3,5 Kilometer langen Abschnitt eine Verzögerung von gerade einmal 40 Sekunden aus (Rotlichtphasen nicht mitgerechnet).
Beim Thema Verkehr schwingt immer unterschwellig die Angst mit, gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern benachteiligt zu werden. Autofahrer sind sauer auf die Straßenbahn mit ihrer Grünschaltung und auf Radler, Radler sind sauer auf Autofahrer, und Fußgänger sind sauer auf Radler.
Das Mit-, Neben- oder Gegeneinander auf den Straßen wird maßgeblich beeinflusst durch die Verkehrsplanung der Stadt. Dass der Anteil der Radler zunimmt, fließt in die Arbeit der Planer schon mit ein. Und mit dem Kö-Umbau wurde ein klares Bekenntnis zum öffentlichen Nahverkehr gegeben.
Gleichwohl ist das Auto noch das leistungsstärkste Verkehrsmittel. Das kann man angesichts der Begleiterscheinungen gut finden oder nicht, aber an dem Fakt kommt man nicht vorbei. Der Ansatz, kategorisch neue Straßen zu verweigern oder zurückzubauen, wäre eine klare Linie, würde aber Probleme verursachen. Die Schleifenstraße durchs Textilviertel, die per Bürgerentscheid durchgebracht wurde, hat städtebauliche Chancen verbaut. Gleichzeitig muss man feststellen: Ohne die Innenstadttangente wären die Autos im Herzen der Stadt unterwegs. Ein anderes Beispiel ist die Donauwörther Straße: Sie wurde für die Straßenbahn verschmälert, doch dass die Situation für Anwohner besser ist, darf bezweifelt werden, weil es nun täglich Stau gibt. Fortsetzen lässt sich die Diskussion über Vor- und Nachteile neuer Straßen auch bei der geplanten Osttangente.
Es ist also Handeln mit Augenmaß gefragt, ohne kategorisch ein Verkehrsmittel auszuschließen. Klar ist aber auch, dass der Anteil des Autos weiter zurückgehen muss, weil die Stadt sonst am Verkehr erstickt. Denn angesichts des Bevölkerungszuwachses wird auch die Zahl der Autos steigen. Autofahrer zum Umstieg zu bewegen, indem man ihnen das Fahren verleidet, wird aber nicht funktionieren. Wichtiger ist es, attraktive Alternativen zu präsentieren.