Von Putin lernen?
Die Wiederannäherung zwischen der Türkei und Russland kann man mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten: Lachend, weil ein Konfliktherd entschärft wird; in dem vergifteten Klima nach dem Abschuss des russischen Militärjets durch die Türkei schienen selbst kriegerische Verwicklungen zwischen beiden Ländern möglich. Weinend, weil sich da zwei zusammentun, die beide keine „lupenreinen Demokraten“sind.
Für Erdogan muss Putin schon seit langem ein Vorbild sein. So autoritär zu regieren wie der russische Präsident, das scheint auch das Ziel des türkischen Politikers zu sein. Seit langem verfolgt Erdogan den Plan, die Verfassung zu ändern und ein Präsidialsystem einzuführen. Der überstandene Putsch vom 15. Juli hat ihn in dieser Absicht nur bestärkt.
Für den Westen könnte es unbequem werden. Das Nato-Land Türkei Seit’ an Seit’ mit dem schärfsten Kritiker des westlichen Bündnisses? Das wird in Washington und Brüssel Stirnrunzeln hervorrufen. Die USA, die Nato und die EU müssen aber auch selbst aktiv werden und der Türkei aufzeigen, dass ihre Interessen im westlichen Lager besser aufgehoben sind. Eine freie Wirtschaft und eine freie Gesellschaft werden langfristig die Türkei eher voranbringen als ein Rückfall in autoritäre Strukturen.