Schröder konnte das besser
Das Bundeswirtschaftsministerium hat sich in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nicht als politischer Schleudersessel entpuppt. Dafür taugen andere Ämter wie das Verteidigungsministerium besser. Doch Sigmar Gabriel wird längst den Tag verfluchen, als er sich für das einst von Ludwig Erhard populär gemachte Ressort entschieden hat.
Denn für den gelegentlich ungestümen und unkontrollierten Niedersachsen, der an sich ein großes politisches Talent ist, entwickelt sich ausgerechnet das seit Jahrzehnten an einem Bedeutungsverlust leidende Wirtschaftsministerium zur giftigen Karrierefalle. Dabei ist Gabriel selbst in die Falle getappt, weil in ihr der für einen wieder etwas mehr nach links schielenden Sozialdemokraten verlockende Köder lag, sich als Retter von Tengelmann-Jobs zu brüsten. Der SPD-Mann griff beherzt zu und übersah wohl die Komplexität des Falls, in dem man sich nur allzu leicht die Finger in der Falle einklemmen kann. Beim Spiel um die Übernahme von Tengelmann sind zu viele Interessen mit von der Partie. Da kämpft Rewe gegen Edeka, die Gewerkschaft Verdi will sich profilieren und Juristen nutzen den Fall ebenso als Bühne. Mit dem Wirrwarr konnten Gabriels strategische Talente nicht mithalten.
Am Ende könnte die Causa Tengelmann bei allen tapferen Versuchen juristischer Gegenwehr zur Katastrophe für den Politiker werden. Der frühere SPD-Kanzler Gerhard Schröder verfügte über einen besseren Instinkt in solchen Wirtschaftsdramen. Als der Bau-Riese Holzmann im November 1999 darniederlag, ließ er sich als Retter feiern. Das zahlte sich für Schröder lange aus. Der Konzern war zwar im März 2002 dennoch endgültig am Ende, es dachten aber dann nur noch wenige an den SPD-Zampano. So viel Glück hätte Gabriel gerne.