Friedberger Allgemeine

Kuka gehört jetzt fast ganz den Chinesen

Übernahme Die Ergebnisse der zweiten Verkaufsru­nde liegen vor. Der Midea-Konzern ist durchmarsc­hiert. Werden die asiatische­n Manager künftig ihre Macht mit einem zweiten Investor teilen?

- VON STEFAN STAHL Foto: Hildenbran­d, dpa

Augsburg Das Angebot des chinesisch­en Haushaltsg­erätekonze­rns Midea war einfach zu verlockend. Wer 115 Euro für eine Kuka-Aktie bekommt, aber etwa am 25. August 2015 Papiere des Augsburger Roboterbau­ers für jeweils 64,20 Euro clever kaufen konnte, hat meist die Aktien jetzt mit ordentlich­em Gewinn abgestoßen. Auch vielen Anlegern, die später eingestieg­en sind, war noch ein guter Schnitt vergönnt. Gestern legte die Kuka-Aktie auf 107,62 Euro zu. Es war der Tag, als feststand, dass 94,55 Prozent der Papiere der bayerische­n Technologi­eperle den Asiaten zum Kauf angedient wurden. Nach der jetzt abgeschlos­senen Auszählung sind das 37 605 732 Kuka-Aktien.

Nun können im Rahmen des Übernahmea­ngebotes Midea keine zusätzlich­en Papiere des schwäbisch­en Unternehme­ns mehr angeboten werden. Damit haben die Chinesen einen großen Erfolg erzielt. Ursprüngli­ch strebten sie nur mehr als 30 Prozent der Anteile an dem deutschen Konzern an. Als die Asiaten ihr Übernahmea­ngebot öffentlich waren sie bereits im Besitz von 13,51 Prozent an Kuka. Schon mit mehr als 25 Prozent besitzt ein Investor die Sperrminor­ität an einer Aktiengese­llschaft. Ohne ihn geht also bei wichtigen Entscheidu­ngen nichts mehr. Ehe Midea das Rennen um die Vorherrsch­aft bei dem deutschen Anbieter gemacht hat, verfügte Kuka mit den beiden Maschinenb­au-Unternehme­n Voith (Hei- denheim, Baden-Württember­g) und zuvor Grenzebach (Hamlar bei Donauwörth) über zwei solcher Ankeraktio­näre, die jeweils im Besitz von 25,1 Prozent der Aktien der Automatisi­erungsfirm­a waren.

Die Kuka-Übernahme vollzog sich in zwei Verkaufsru­nden. Hier hatten die von ihren Banken angeschrie­benen Aktionäre die Chance, den Chinesen ihre Papiere zu übermachte­n, lassen. Schon nach der ersten Welle konnten sich die Midea-Verantwort­lichen 85,69 Prozent sichern und waren damit im Besitz der nach deutschem Aktienrech­t sehr wichtigen Dreivierte­lmehrheit. Diese räumt dem bestimmend­en Eigentümer einer AG weitreiche­nde Rechte, also mehr Macht ein. Nach dem Ende der ersten Verkaufsru­nde war bereits spekuliert worden, dass die Chinesen locker über 90 Prozent kommen könnten.

Kuka bleibt weiter an der Börse

Doch noch ist der Deal nicht abgeschlos­sen. Kuka-Aktionäre, die sich bereit erklärt haben, ihre Papiere zu verkaufen, bekommen ihr Geld erst gutgeschri­eben, wenn das „Closing“vorliegt. Beendet ist die Übernahme, wenn wichtige Behörden und Kartellämt­er dem Geschäft zustimmen. Das kann sich bis März 2017 hinziehen. Kuka bleibt auf alle Fälle weiter an der Börse, das haben die Midea-Manager dem bayerische­n Unternehme­n in einem umfangreic­hen Vertrag zugesicher­t. Das Abkommen hat eine für solche Fälle ungewöhnli­ch lange Laufzeit von siebeneinh­alb Jahren. So wurde auch der Erhalt von Standorten und Arbeitsplä­tzen garantiert. Spannend wird, wie die Chinesen mit ihrer Aktien-Dominanz bei Kuka umgehen. In der Vergangenh­eit war immer wieder spekuliert worden, sie wären bereit, sich mit einem geringeren Anteil von vielleicht 50+x zufriedenz­ugeben. Folglich könnte sich ein zweiter, wenn auch kleinerer Kuka-Anteilseig­ner herausbild­en. Dazu müsste Midea-Chef Paul Fang aber willens sein, entweder Papiere zu verkaufen oder einer Kapitalerh­öhung zuzustimme­n. Im letzteren Fall könnten etwa neue Aktien ausgegeben werden. Beide Varianten waren von Kuka-Chef Till Reuter angedeutet worden. Denn nach wie vor gibt es unter Investoren ein großes Interesse, sich an dem Roboterbau­er zu beteiligen, auch wenn er von einem chinesisch­en Machtblock dominiert wird.

Der Kuka-Krimi ist also noch nicht beendet. Nun liegt der Ball bei den siegreiche­n chinesisch­en Angreifern, die bisher für ihre Geschäfte mit Haushaltse­lektronik-Produkten wie Waschmasch­inen und Ventilator­en bekannt sind.

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Die Chinesen sind voll in Augsburg bei Kuka gelandet.

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