Kuka gehört jetzt fast ganz den Chinesen
Übernahme Die Ergebnisse der zweiten Verkaufsrunde liegen vor. Der Midea-Konzern ist durchmarschiert. Werden die asiatischen Manager künftig ihre Macht mit einem zweiten Investor teilen?
Augsburg Das Angebot des chinesischen Haushaltsgerätekonzerns Midea war einfach zu verlockend. Wer 115 Euro für eine Kuka-Aktie bekommt, aber etwa am 25. August 2015 Papiere des Augsburger Roboterbauers für jeweils 64,20 Euro clever kaufen konnte, hat meist die Aktien jetzt mit ordentlichem Gewinn abgestoßen. Auch vielen Anlegern, die später eingestiegen sind, war noch ein guter Schnitt vergönnt. Gestern legte die Kuka-Aktie auf 107,62 Euro zu. Es war der Tag, als feststand, dass 94,55 Prozent der Papiere der bayerischen Technologieperle den Asiaten zum Kauf angedient wurden. Nach der jetzt abgeschlossenen Auszählung sind das 37 605 732 Kuka-Aktien.
Nun können im Rahmen des Übernahmeangebotes Midea keine zusätzlichen Papiere des schwäbischen Unternehmens mehr angeboten werden. Damit haben die Chinesen einen großen Erfolg erzielt. Ursprünglich strebten sie nur mehr als 30 Prozent der Anteile an dem deutschen Konzern an. Als die Asiaten ihr Übernahmeangebot öffentlich waren sie bereits im Besitz von 13,51 Prozent an Kuka. Schon mit mehr als 25 Prozent besitzt ein Investor die Sperrminorität an einer Aktiengesellschaft. Ohne ihn geht also bei wichtigen Entscheidungen nichts mehr. Ehe Midea das Rennen um die Vorherrschaft bei dem deutschen Anbieter gemacht hat, verfügte Kuka mit den beiden Maschinenbau-Unternehmen Voith (Hei- denheim, Baden-Württemberg) und zuvor Grenzebach (Hamlar bei Donauwörth) über zwei solcher Ankeraktionäre, die jeweils im Besitz von 25,1 Prozent der Aktien der Automatisierungsfirma waren.
Die Kuka-Übernahme vollzog sich in zwei Verkaufsrunden. Hier hatten die von ihren Banken angeschriebenen Aktionäre die Chance, den Chinesen ihre Papiere zu übermachten, lassen. Schon nach der ersten Welle konnten sich die Midea-Verantwortlichen 85,69 Prozent sichern und waren damit im Besitz der nach deutschem Aktienrecht sehr wichtigen Dreiviertelmehrheit. Diese räumt dem bestimmenden Eigentümer einer AG weitreichende Rechte, also mehr Macht ein. Nach dem Ende der ersten Verkaufsrunde war bereits spekuliert worden, dass die Chinesen locker über 90 Prozent kommen könnten.
Kuka bleibt weiter an der Börse
Doch noch ist der Deal nicht abgeschlossen. Kuka-Aktionäre, die sich bereit erklärt haben, ihre Papiere zu verkaufen, bekommen ihr Geld erst gutgeschrieben, wenn das „Closing“vorliegt. Beendet ist die Übernahme, wenn wichtige Behörden und Kartellämter dem Geschäft zustimmen. Das kann sich bis März 2017 hinziehen. Kuka bleibt auf alle Fälle weiter an der Börse, das haben die Midea-Manager dem bayerischen Unternehmen in einem umfangreichen Vertrag zugesichert. Das Abkommen hat eine für solche Fälle ungewöhnlich lange Laufzeit von siebeneinhalb Jahren. So wurde auch der Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen garantiert. Spannend wird, wie die Chinesen mit ihrer Aktien-Dominanz bei Kuka umgehen. In der Vergangenheit war immer wieder spekuliert worden, sie wären bereit, sich mit einem geringeren Anteil von vielleicht 50+x zufriedenzugeben. Folglich könnte sich ein zweiter, wenn auch kleinerer Kuka-Anteilseigner herausbilden. Dazu müsste Midea-Chef Paul Fang aber willens sein, entweder Papiere zu verkaufen oder einer Kapitalerhöhung zuzustimmen. Im letzteren Fall könnten etwa neue Aktien ausgegeben werden. Beide Varianten waren von Kuka-Chef Till Reuter angedeutet worden. Denn nach wie vor gibt es unter Investoren ein großes Interesse, sich an dem Roboterbauer zu beteiligen, auch wenn er von einem chinesischen Machtblock dominiert wird.
Der Kuka-Krimi ist also noch nicht beendet. Nun liegt der Ball bei den siegreichen chinesischen Angreifern, die bisher für ihre Geschäfte mit Haushaltselektronik-Produkten wie Waschmaschinen und Ventilatoren bekannt sind.