Friedberger Allgemeine

Auf Mallorca wird das Wasser knapp

Weil es auf der spanischen Insel im Winter kaum geregnet hat, sind Stauseen und Speicher leer. Und das in diesem Sommer, in dem so viele Feriengäst­e wienoch nie kommen

- VON RALPH SCHULZE

Palma de Mallorca Mallorca steckt mitten in seiner schlimmste­n Wasserkris­e. In zehn Orten im Inselzentr­um haben die Behörden schon Alarm ausgelöst. Denn dort sind die Brunnen nahezu leer. In den großen Ferienhoch­burgen an der Küste rund um Palma und im Süden der Insel ist die Lage noch ein wenig entspannte­r. Dort gilt bisher nur „Voralarm“. Das Wasser fließt – noch. Denn die Aussichten für die ganze Insel sind düster: „Es wird immer schlimmer“, sagte Joana María Garau, Chefin des Wasserwirt­schaftsamt­s auf den Balearenin­seln.

In den Sommermona­ten wächst die Bevölkerun­g auf der beliebtest­en Ferieninse­l Europas um ein Vielfaches. Normalerwe­ise leben rund 850 000 Menschen auf Mallorca – im August werden dazu fast zwei Millionen Urlauber erwartet – so viel wie noch nie.

Im Schnitt verbrauche­n Inselbewoh­ner 120 Liter Wasser pro Kopf und Tag, die Urlauber mehr als doppelt so viel. Das hat das Wasserwerk Emaya in der Inselhaupt­stadt Palma ausgerechn­et. Andere Schätzunge­n, die auch den Wasserkons­um von Pools und Golfplätze­n einrechnen, gehen davon aus, dass der Verbrauch durch Touristen sogar noch höher ist. Immerhin wurden die neueren Golfplätze per Gesetz verpflicht­et, ihre Wiesen mit geklärtem Abwasser zu beregnen.

Viele Urlauber haben noch nicht einmal bemerkt, dass auf der Insel Wassernot herrscht – obwohl inzwischen in den meisten Hotels darüber informiert wird: „Jeden Tag werden Millionen Liter Wasser verschwend­et. Helfen Sie mit, dies zu ändern“, steht auf einem Schild, das an den Türgriffen vieler Gästezimme­r hängt.

Regenmange­l und der Rekordanst­urm der Touristen haben dafür ge- dass Mallorcas Talsperren und Wasserspei­cher auf dem niedrigste­n Stand seit zehn Jahren sind. Auf der Nachbarins­el Ibiza sieht es ähnlich aus.

In jenen Gemeinden im Landesinne­ren, in denen bereits Trinkwasse­ralarm ausgerufen wurde, sollen die Rathäuser das Wasser rationiere­n und so über die Runden kommen. Die Inselregie­rung empfahl den Bürgermeis­tern, das Füllen von Schwimmbäd­ern und das Gießen der Gärten zu verbieten.

Im Norden und Westen des Ferienpara­dieses, wo sich das traumhafte Tramuntana-Gebirge an der Küste entlangzie­ht, gelten schon länger Beschränku­ngen. Die Versorgung zahlreiche­r Ortschafte­n kann nur noch mit Wassertank­wagen aufrechter­halten werden. Bartomeu Jover, Bürgermeis­ter von Estellencs, geht schon konsequent gegen Wasservers­chwender vor: „Wer sich nicht an die Regeln hält, dem drehen wir das Wasser ab.“Auch im Bergdorf Valldemoss­a ist die Lage kritisch. Dort überwacht die Polizei die Sparanordn­ung.

Eine Lösung der Wasserkris­e ist nicht in Sicht. „Das Einzige, was wir machen können“, sagt Wasserexpe­rtin Joana María Garau, „ist, die vorhandene­n Reserven zu strecken“und auf den großen Regen zu warten. Doch der blieb schon vergangene­s Jahr aus.

Solange bleibt nur die Versorgung mithilfe von Meerwasser­entsorgt, salzungsan­lagen. Drei Stück gibt es auf der Insel. Sie laufen bereits auf Hochtouren, schaffen es aber nicht, die ganze Insel zu versorgen. Duschen kann man auch mit dem Meerwasser, aber zum Trinken lädt der immer noch salzige Geschmack nicht unbedingt ein.

Die Insel-Umweltgrup­pe GOB warnt schon vor dem Wasserkoll­aps. Und weist darauf hin, dass es nicht nur eine Trinkwasse­rkrise, sondern auch ein Abwasserpr­oblem gebe. Die Kläranlage­n seien jetzt im Sommer überlastet, was dazu führe, dass auch nicht gereinigte Abwässer ins Meer geleitet würden. Die Umweltschü­tzer warnen: „Die ökologisch­e Tragfähigk­eit Mallorcas ist überschrit­ten.“

 ?? Foto: Stephanie Schuster, dpa ?? Die Wasserrese­rven auf Mallorca gehen zur Neige. Weil es im Winter so wenig geregnet hat, sind Stauseen, wie hier der Gorg Blau, so gut wie leer. Das hat Folgen für die Inselbewoh­ner und könnte nun auch Urlauber treffen.
Foto: Stephanie Schuster, dpa Die Wasserrese­rven auf Mallorca gehen zur Neige. Weil es im Winter so wenig geregnet hat, sind Stauseen, wie hier der Gorg Blau, so gut wie leer. Das hat Folgen für die Inselbewoh­ner und könnte nun auch Urlauber treffen.

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