Auf Mallorca wird das Wasser knapp
Weil es auf der spanischen Insel im Winter kaum geregnet hat, sind Stauseen und Speicher leer. Und das in diesem Sommer, in dem so viele Feriengäste wienoch nie kommen
Palma de Mallorca Mallorca steckt mitten in seiner schlimmsten Wasserkrise. In zehn Orten im Inselzentrum haben die Behörden schon Alarm ausgelöst. Denn dort sind die Brunnen nahezu leer. In den großen Ferienhochburgen an der Küste rund um Palma und im Süden der Insel ist die Lage noch ein wenig entspannter. Dort gilt bisher nur „Voralarm“. Das Wasser fließt – noch. Denn die Aussichten für die ganze Insel sind düster: „Es wird immer schlimmer“, sagte Joana María Garau, Chefin des Wasserwirtschaftsamts auf den Baleareninseln.
In den Sommermonaten wächst die Bevölkerung auf der beliebtesten Ferieninsel Europas um ein Vielfaches. Normalerweise leben rund 850 000 Menschen auf Mallorca – im August werden dazu fast zwei Millionen Urlauber erwartet – so viel wie noch nie.
Im Schnitt verbrauchen Inselbewohner 120 Liter Wasser pro Kopf und Tag, die Urlauber mehr als doppelt so viel. Das hat das Wasserwerk Emaya in der Inselhauptstadt Palma ausgerechnet. Andere Schätzungen, die auch den Wasserkonsum von Pools und Golfplätzen einrechnen, gehen davon aus, dass der Verbrauch durch Touristen sogar noch höher ist. Immerhin wurden die neueren Golfplätze per Gesetz verpflichtet, ihre Wiesen mit geklärtem Abwasser zu beregnen.
Viele Urlauber haben noch nicht einmal bemerkt, dass auf der Insel Wassernot herrscht – obwohl inzwischen in den meisten Hotels darüber informiert wird: „Jeden Tag werden Millionen Liter Wasser verschwendet. Helfen Sie mit, dies zu ändern“, steht auf einem Schild, das an den Türgriffen vieler Gästezimmer hängt.
Regenmangel und der Rekordansturm der Touristen haben dafür ge- dass Mallorcas Talsperren und Wasserspeicher auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren sind. Auf der Nachbarinsel Ibiza sieht es ähnlich aus.
In jenen Gemeinden im Landesinneren, in denen bereits Trinkwasseralarm ausgerufen wurde, sollen die Rathäuser das Wasser rationieren und so über die Runden kommen. Die Inselregierung empfahl den Bürgermeistern, das Füllen von Schwimmbädern und das Gießen der Gärten zu verbieten.
Im Norden und Westen des Ferienparadieses, wo sich das traumhafte Tramuntana-Gebirge an der Küste entlangzieht, gelten schon länger Beschränkungen. Die Versorgung zahlreicher Ortschaften kann nur noch mit Wassertankwagen aufrechterhalten werden. Bartomeu Jover, Bürgermeister von Estellencs, geht schon konsequent gegen Wasserverschwender vor: „Wer sich nicht an die Regeln hält, dem drehen wir das Wasser ab.“Auch im Bergdorf Valldemossa ist die Lage kritisch. Dort überwacht die Polizei die Sparanordnung.
Eine Lösung der Wasserkrise ist nicht in Sicht. „Das Einzige, was wir machen können“, sagt Wasserexpertin Joana María Garau, „ist, die vorhandenen Reserven zu strecken“und auf den großen Regen zu warten. Doch der blieb schon vergangenes Jahr aus.
Solange bleibt nur die Versorgung mithilfe von Meerwasserentsorgt, salzungsanlagen. Drei Stück gibt es auf der Insel. Sie laufen bereits auf Hochtouren, schaffen es aber nicht, die ganze Insel zu versorgen. Duschen kann man auch mit dem Meerwasser, aber zum Trinken lädt der immer noch salzige Geschmack nicht unbedingt ein.
Die Insel-Umweltgruppe GOB warnt schon vor dem Wasserkollaps. Und weist darauf hin, dass es nicht nur eine Trinkwasserkrise, sondern auch ein Abwasserproblem gebe. Die Kläranlagen seien jetzt im Sommer überlastet, was dazu führe, dass auch nicht gereinigte Abwässer ins Meer geleitet würden. Die Umweltschützer warnen: „Die ökologische Tragfähigkeit Mallorcas ist überschritten.“