Zurück in die Zukunft
Nach dem Mittelalterfest Rabska Fjera sucht die Insel Rab neue Wege, um die Saison zu verlängern
Anreisen Übernachten Essen & Trinken Bezahlen verbirgt sich hinter einer Felskuppe. Hier wachsen auch die Rebstöcke von Petar. Eine kleine Oase neben dem Häusermeer von Barbat. Der großgewachsene 70-Jährige mit grauem Dreitagebart erinnert sich noch, wie es war, als er Kind war und sein Taschengeld damit verdiente, einen Esel an Touristen zu vermieten. Da gab es diesen Siedlungsbrei noch nicht. Da wuchsen noch Feigen, Oliven und Mandelbäume, wo heute gesichtslose Apartmenthäuser und Ferienwohnungen stehen. Da gab es noch große Weinberge mit Naturtrauben. Im Kleinen versucht Petar an die alte Tradition anzuknüpfen, seit er 2003 zurück auf die Insel kam.
„Die ersten fünf Jahre“, erinnert sich Petar ein bisschen wehmütig, „war es eine herrliche Welt. Vor allem das Mediterrane habe ich sehr genossen.“Aber dann sei der Alltag eingekehrt, „so, als wäre ich nie weg gewesen“. Obwohl er sich in Banjol sein Traumhaus hingestellt hat, mit großem Garten und Weinkeller. Da produziert Petar seine Weine, samtige Rote, die auch leicht gekühlt schmecken. Wenn nur einer seiner Söhne diese Leidenschaft teilen würde, würde er noch mehr Land dazukaufen. Doch da sieht der Winzer aus Leidenschaft schwarz.
In der Altstadt hat er ein baufälliges Haus saniert, das jetzt dank Tochter Larissa als Restaurant floriert. Mit den venezianischen Palästen und den schlanken Kirchtürmen wirkt die Altstadt wie eine bildschöne Kulisse. Wer ein bisschen dahinter schaut, sieht auch bröckelnde Fassaden und leere Fensterhöhlen. Denn Rab lebt nur während der Hochsaison. Dann spielt sich das Leben zwischen der alten Stadtmauer und dem Meer in drei Gassen ab, die erfüllt sind vom Duft nach den Genüssen des Mittelmeers und vom Lärm feiernder Menschen. Dann sind die Boutiquen und Souvenirshops einladend geöffnet, sitzen Touristen in und vor den Restaurants und Bars, arbeiten Künstler in den Ateliers und sind die Eisdielen belagert. Doch schon in der Nachsaison leeren sich die Strände, sind mehr und mehr der rasch hochgezogenen Apartemani zu vermieten, bleiben die Stühle vor den Restaurants leer. „Unsere Leute müssen sich überlegen, wie das in der Zukunft werden soll“, sagt Petar Ribaric. Vom Badetourismus allein könne die Insel nicht leben.
Vielleicht sollten sich die Urlauber aber auch mal auf den Weg machen, um die Insel kennenzulernen. Außerhalb Rabs gibt es etwa Geschichte in Kirchen und Klöstern. Wie in dem der heiligen Euphemia in Kampor, wo derzeit im Kreuzgang eine kleine Ausstellung an den 105 Jahre alten Priester, Pater Berard, erinnert, der 90 Jahre Franziskanermönch war, ein gelehrter Mann, der 13 Bücher schrieb. Die Kirche: Ein Schatzkästlein mit bemalter Kassettendecke. Im kleinen Klostermuseum sind kostbare alte Bücher, auf Pergament geschriebene Choräle, Kultgegenstände aus verschiedenen Epochen und Gebieten der Insel und eine Münzsammlung zu sehen. „Hier kann man wirklich zur Ruhe kommen,“notierte eine Touristin im Gästebuch.
Eine Entdeckung wert ist auch die wilde Natur im Geopark. Oder auch oberhalb der Altstadt auf dem höchsten Berg, dem Kamenjak. Von oben, wo in einer von der Bora zerzausten Natur neben Handymasten tausende von Steinmännern stehen, könnten sie hinunterschauen auf das Meer – und Titos Gefängnisinsel Golj sehen. Oder auch Rab, das von hier oben tatsächlich aussieht wie ein Schiff, das ausläuft zur großen Fahrt – und dabei hoffentlich nicht untergeht wie weiland die Titanic.