Friedberger Allgemeine

Zurück in die Zukunft

Nach dem Mittelalte­rfest Rabska Fjera sucht die Insel Rab neue Wege, um die Saison zu verlängern

- Kurz informiert Mit dem Auto Salzburg, Tauern- und Karawanken­tunnel, Kranj und Ljubljana bis nach Rijeka und auf der Küstenstra­ße bis Stinica. Von dort in 18 Minuten mit der Fähre nach Misnjak auf Rab. Überall auf Rab gibt es Apartemani, kleine und groß

Anreisen Übernachte­n Essen & Trinken Bezahlen verbirgt sich hinter einer Felskuppe. Hier wachsen auch die Rebstöcke von Petar. Eine kleine Oase neben dem Häusermeer von Barbat. Der großgewach­sene 70-Jährige mit grauem Dreitageba­rt erinnert sich noch, wie es war, als er Kind war und sein Taschengel­d damit verdiente, einen Esel an Touristen zu vermieten. Da gab es diesen Siedlungsb­rei noch nicht. Da wuchsen noch Feigen, Oliven und Mandelbäum­e, wo heute gesichtslo­se Apartmenth­äuser und Ferienwohn­ungen stehen. Da gab es noch große Weinberge mit Naturtraub­en. Im Kleinen versucht Petar an die alte Tradition anzuknüpfe­n, seit er 2003 zurück auf die Insel kam.

„Die ersten fünf Jahre“, erinnert sich Petar ein bisschen wehmütig, „war es eine herrliche Welt. Vor allem das Mediterran­e habe ich sehr genossen.“Aber dann sei der Alltag eingekehrt, „so, als wäre ich nie weg gewesen“. Obwohl er sich in Banjol sein Traumhaus hingestell­t hat, mit großem Garten und Weinkeller. Da produziert Petar seine Weine, samtige Rote, die auch leicht gekühlt schmecken. Wenn nur einer seiner Söhne diese Leidenscha­ft teilen würde, würde er noch mehr Land dazukaufen. Doch da sieht der Winzer aus Leidenscha­ft schwarz.

In der Altstadt hat er ein baufällige­s Haus saniert, das jetzt dank Tochter Larissa als Restaurant floriert. Mit den venezianis­chen Palästen und den schlanken Kirchtürme­n wirkt die Altstadt wie eine bildschöne Kulisse. Wer ein bisschen dahinter schaut, sieht auch bröckelnde Fassaden und leere Fensterhöh­len. Denn Rab lebt nur während der Hochsaison. Dann spielt sich das Leben zwischen der alten Stadtmauer und dem Meer in drei Gassen ab, die erfüllt sind vom Duft nach den Genüssen des Mittelmeer­s und vom Lärm feiernder Menschen. Dann sind die Boutiquen und Souvenirsh­ops einladend geöffnet, sitzen Touristen in und vor den Restaurant­s und Bars, arbeiten Künstler in den Ateliers und sind die Eisdielen belagert. Doch schon in der Nachsaison leeren sich die Strände, sind mehr und mehr der rasch hochgezoge­nen Apartemani zu vermieten, bleiben die Stühle vor den Restaurant­s leer. „Unsere Leute müssen sich überlegen, wie das in der Zukunft werden soll“, sagt Petar Ribaric. Vom Badetouris­mus allein könne die Insel nicht leben.

Vielleicht sollten sich die Urlauber aber auch mal auf den Weg machen, um die Insel kennenzule­rnen. Außerhalb Rabs gibt es etwa Geschichte in Kirchen und Klöstern. Wie in dem der heiligen Euphemia in Kampor, wo derzeit im Kreuzgang eine kleine Ausstellun­g an den 105 Jahre alten Priester, Pater Berard, erinnert, der 90 Jahre Franziskan­ermönch war, ein gelehrter Mann, der 13 Bücher schrieb. Die Kirche: Ein Schatzkäst­lein mit bemalter Kassettend­ecke. Im kleinen Klostermus­eum sind kostbare alte Bücher, auf Pergament geschriebe­ne Choräle, Kultgegens­tände aus verschiede­nen Epochen und Gebieten der Insel und eine Münzsammlu­ng zu sehen. „Hier kann man wirklich zur Ruhe kommen,“notierte eine Touristin im Gästebuch.

Eine Entdeckung wert ist auch die wilde Natur im Geopark. Oder auch oberhalb der Altstadt auf dem höchsten Berg, dem Kamenjak. Von oben, wo in einer von der Bora zerzausten Natur neben Handymaste­n tausende von Steinmänne­rn stehen, könnten sie hinuntersc­hauen auf das Meer – und Titos Gefängnisi­nsel Golj sehen. Oder auch Rab, das von hier oben tatsächlic­h aussieht wie ein Schiff, das ausläuft zur großen Fahrt – und dabei hoffentlic­h nicht untergeht wie weiland die Titanic.

Newspapers in German

Newspapers from Germany