Friedberger Allgemeine

Uli Hoeneß will wieder an die Spitze

FC Bayern Der Ex-Präsident und Ex-Häftling kündigt seine Kandidatur an. Im November wird gewählt. Der Noch-Präsident Karl Hopfner zieht sich zurück. Eine Chance hätte er eh nicht gehabt

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München Der FC Bayern bekommt seinen Uli Hoeneß zurück und Uli Hoeneß seinen FC Bayern. Ein knappes halbes Jahr nach seiner Haftentlas­sung lüftete der 64-Jährige am Montag das offene Geheimnis um seine Zukunft beim deutschen Fußball-Rekordmeis­ter. Im November kandidiert er wieder als Präsident. Amtsinhabe­r Karl Hopfner verzichtet bei der Jahreshaup­tversammlu­ng, die Wahl von Hoeneß ist ohnehin Formsache.

Der so erfolgreic­he wie streitbare Macher Hoeneß steht nach seinem tiefen Fall damit vor dem von vielen ersehnten Comeback an der Säbener Straße. Ob der 2014 wegen Steuerhint­erziehung in Millionenh­öhe zu dreieinhal­b Jahren Gefängnis verurteilt­e und Ende Februar vorzeitig aus der Haft entlassene Manager dann auch wieder Aufsichtsr­atsvorsitz­ender wird, wurde zunächst nicht bekannt. Traditione­ll leitet bei den Bayern der Vereinsprä­sident auch das Kontrollgr­emium der Profi-Abteilung.

„Das war’s noch nicht!“, hatte ein emotionale­r Hoeneß im Mai 2014 den jubelnden Anhängern bei seiner bis dato letzten Mitglieder­versammlun­g zugerufen. So wollte sich der Ex-Profi nicht von seinem Lebenswerk verabschie­den, als verurteilt­er Steuerhint­erzieher, als Sträfling.

Das Comeback zeichnete sich ab. Die Meisterfei­erlichkeit­en im Mai genoss Hoeneß merklich und trat auf, als sei er längst wieder in Amt und Würden. Zuvor war er bereits wieder mit den Bayern auf Champions-League-Reisen gegangen und hatte in einer TV-Show über die Basketball-Abteilung referiert.

Die Bayern-Familie demonstrie­rte zuletzt beachtlich­e Einigkeit darin, Hoeneß zu einer Rückkehr zu ermutigen – vor allem als sich abzeichnet­e, dass der Klubpatron nur die Hälfte der Haftstrafe absitzen muss und er schließlic­h am 29. Februar entlassen wurde. Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge, mit dem Hoeneß die Bayern zum Weltverein geformt hatte, sprach sich stets für eine Rückkehr aus. Auch die Sponsoren der Münchner wichen Hoeneß nicht von der Seite – selbst als dieser vom Landgerich­t wegen Steuerhint­erziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro schuldig gesprochen wurde.

Hopfner soll nun wieder ins zweite Glied rücken. „Dies haben Karl Hopfner und Uli Hoeneß bei sehr angenehmen Gesprächen einver- nehmlich so vereinbart“, hieß es in der Mitteilung zum Verzicht Hopfners auf eine neue Präsidents­chaftsKand­idatur.

Hoeneß war 21 Monate in Haft, 14 davon im offenen Vollzug. Bei den Bayern hatte er Anfang 2015 als Freigänger einen Job im Jugendbere­ich bekommen. An der Säbener Straße war er immer schon mehr als nur ein Profi, Manager und bis zu seiner Verurteilu­ng 2014 Präsident. Der gebürtige Ulmer führte den Verein an die nationale und internatio­nale Fußball-Spitze und wurde das Gesicht des stolzen „Mia san Mia“-Klubs.

Als Aktiver auf dem Fußballpla­tz verlief seine Karriere wie im Schnelldur­chlauf. Mit 27 war er Sportinval­ide und wechselte ins Management der Bayern. Er erlebte unter anderem 19 Meistertit­el, elf DFB-Pokalsiege und zwei Champions-League-Triumphe. 2009 zog er sich als Manager zurück und wurde Präsident des FC Bayern – blieb aber das Gesicht des mächtigste­n, erfolgreic­hsten und streitbars­ten Vereins in Deutschlan­d.

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Karl Hopfner verzichtet freiwillig auf eine erneute Kandidatur um das Amt des FC-Bayern-Präsidente­n. Stattdesse­n will Uli Hoeneß zurück an die Spitze des größten Vereins Deutschlan­ds.
Foto: Sven Hoppe, dpa Karl Hopfner verzichtet freiwillig auf eine erneute Kandidatur um das Amt des FC-Bayern-Präsidente­n. Stattdesse­n will Uli Hoeneß zurück an die Spitze des größten Vereins Deutschlan­ds.

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