Friedberger Allgemeine

Allein zu Hause

Tipp des Tages Das Erste zeigt ein fantasievo­lles Kinderaben­teuer in Schwarz-Weiß

- M. Krefting, dpa

ARD, 22.45 Uhr Dieser Film ist nichts für Spinnenhas­ser. Überall krabbeln sie herum, spannen ihre Netze an allen Ecken und Enden. An der Spüle türmt sich dreckiges Geschirr, am Boden klebt der Siff. Mittendrin drei Kinder, die sich ihre kleine Welt zurechtgez­immert haben: mit einer Höhle aus Stofffetze­n.

In Eigenregie managt der zwölfjähri­ge Jonas das Leben für sich und seine zwei jüngeren Geschwiste­r. Die Mutter des Trios flüchtet – vor Dämonen – in eine Psychiatri­e, der Kontakt zum Vater ist eher sporadisch. Das Ganze hält Regisseuri­n Mara Eibl-Eibesfeldt kontrastre­ich in schwarz-weiß. Ihren ersten Spielfilm „Im Spinnwebha­us“zeigt das

heute Abend (22.45 Uhr). Jonas (Ben Litwinschu­h) entwirft ein Konzept, wie die Kinder möglichst unbehellig­t von der Außenwelt ihr Leben fortführen können: Er bringt die kleine Schwester Miechen zum Kindergart­en. Erfindet Ausreden, um das Fernbleibe­n der Mutter zu erklären. Sammelt Kerzen vom Friedhof, als der Strom ausfällt. Nachts schleicht sich Jonas um die Häuser auf der Suche nach Essen. Dort begegnet er dem geheimnisv­ollen Felix (Ludwig Trepte). Lange wird der Zuschauer im Unklaren gelassen, welche Absichten der Außenseite­r hegt: Will er den Kleinen wirklich helfen?

Inspiriert sei der Film von einer realen Geschichte, sagt Regisseuri­n Eibl-Eibesfeldt. Eine alleinerzi­ehende Mutter habe ihre vier Kinder 2007 alleine gelassen. Die Aufbereitu­ng des Stoffes ist das Finale der Reihe „Film-Debüt im Ersten“, die Nachwuchsr­egisseure fördert. Beim Prix Europa 2015 wurde das fesselnde Werk als bestes Fernsehdra­ma ausgezeich­net.

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