Bald studieren in Augsburg die künftigen Ärzte
Ausbau Die Uni will ab dem Wintersemester 2018/19 die ersten Medizinstudenten aufnehmen. Aber schon jetzt laufen wichtige Vorbereitungen für das neue Studienangebot
Noch in diesem Jahr sollen an der Augsburger Universität die Weichen dafür gestellt werden, dass Studenten dort künftig Medizin studieren können. Die Vorarbeiten laufen seit Jahren, doch mit der Einsetzung eines Gründungsdekans soll der Prozess konkrete Formen annehmen. Für die Uni wird der Ausbau ein Kraftakt sein, denn im Vergleich zu bisherigen Fakultätsgründungen ist der Start eines Studienangebots für Mediziner deutlich komplizierter.
Sowohl von der zeitlichen Dimension als auch vom Gründungsund Ausbauprozess her sei die Medizinische Fakultät mit keiner anderen der bestehenden Fakultäten an der Uni Augsburg vergleichbar, sagen Fachleute. Gleichwohl ist UniPräsidentin Prof. Sabine DoeringManteuffel zuversichtlich. „Wir sind in jedem Jahrzehnt um eine neue Fakultät gewachsen. Insofern sind wir solche Prozesse gewohnt.“Zum Profil als Reform-Universität (die Augsburger Universität wurde 1970 gegründet) passe auch, dass Medizin in Augsburg in Form eines Modellstudiengangs gelehrt werde. Wie berichtet ist ein zentraler Punkt, dass Medizinstudenten anders als beim „traditionellen“Medizinstudium schon relativ früh Kontakt mit Patienten bekommen sollen und nicht erst einige Semester ohne Patientenkontakt studieren sollen (so genannte Vorklinik).
Der Wissenschaftsrat, das oberste wissenschaftliche Beratergremium in Deutschland, dessen Okay Voraussetzung für die Gründung einer Medizin-Fakultät in Augsburg war, wünscht auch eine derartige Reform des Medizinstudiums. „Wir wollen die Studenten so früh wie möglich an die Praxis heranführen“, sagt Doering-Manteuffel. Dieser generelle Trend in Bildung und Studium werde auch im Augsburger Medizinstudium aufgenommen.
Das Studium in Augsburg soll darüber hinaus etwas anders aufgebaut sein. „Es soll nicht das reine Organdefizit im Mittelpunkt stehen, sondern Krankheit soll als Störung der Interaktion von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren verstanden werden“, sagt der für Lehre und Studium zuständige Vize-Präsident Prof. Werner Schneider. Ein anderes Thema sei die Frage, was ein Arzt können muss. Es gehe nicht nur um fachliche Expertise, sondern auch etwa darum, wie man mit Patienten sprechen müsse oder sich im Team einfüge.
Die Augsburger Medizinstudenten werden nach ihrem Studium ganz „normale“Ärzte sein, trotz- dem hat sich die Uni Augsburg wie jede andere Uni-Klinik auch mehrere Forschungsschwerpunkte gegeben.
Medizininformatik Die Bezeichnung ist etwas irreführend, weil es nicht um Informatik im eigentlichen Sinn geht. Vielmehr geht es darum, wie große Datenmengen, wie sie etwa in einem Krankenhaus, aber auch durch Gesundheits-Apps auf dem Handy anfallen, sinnvoll verwendet werden können. „Die Idee dahinter ist, dass Daten der wichtigste Rohstoff der Zukunft sind, und die Medizin davon profitieren soll“, so Doering-Manteuffel. So soll etwa die Simulation von Krankheitsverläufen am Computer möglich sein. Patienten können von maßgeschneiderten Therapien profitieren.
Umweltmedizin Untersucht werden soll, welche äußeren Einflüsse wie auf die Gesundheit wirken. Dabei geht es nicht nur um ökologische Aspekte wie Luftschadstoffe oder Lärm, sondern etwa auch die Frage, sozialen Faktoren Gesundheit wie beeinflussen. Konkrete Fragestellungen können sein, wie sich der Klimawandel auf die Herzinfarktzahlen auswirkt oder durch welche Faktoren Demenz begünstigt wird.
Diese beiden Forschungsfelder seien auch deshalb gut für Augsburg geeignet, weil es Berührungspunkte mit bestehenden Forschungsfeldern wie der Informatik gebe. Starten soll der Lehrbetrieb mit 80 Studenten im Jahr 2019, jedes Jahr sollen dann 250 weitere Studenten dazukommen, bis im Endausbau nach fünf Jahren die Maximalzahl von 1500 Studierenden erreicht wird. Weil Medizin ein Studienfach ist, für das die Plätze zentral vergeben werden, dürfte der Anteil der auswärtigen Studenten eher steigen, weil Augsburg bislang eher als Universität gilt, die von Studierenden aus der Region besucht wird. Die Zahl der Professoren soll um 100 steigen, an weiterem Personal für Forschung und Lehre dürften 1000 Stellen hinwelche zukommen. Rund ums Klinikum soll ein Medizincampus im Bereich des alten Hubschrauberlandesplatzes entstehen. Welche Gebäude in welcher Reihenfolge entstehen, ist noch nicht geklärt, zumal noch Grundstücksverhandlungen zwischen Freistaat und Stadt sowie Landkreis anstehen. Sie sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen sein. Mehrere Fragen, etwa ob am Klinikum auch eine Mensa für die Studenten entsteht, müssen noch geklärt werden.
Auch unter den Studierenden wird die Entwicklung in Augsburg mit großem Interesse verfolgt. Markus Thomsen aus Schwabmünchen zum Beispiel studiert Medizin an der Universität in München „Ich freue mich, dass Augsburg nun Studienplätze bekommt, das ist seit Jahren überfällig“, sagt er. Aus seiner Sicht spiegelt die Anzahl der Studienplätze nicht den Bedarf und die Nachfrage wider. Falls möglich, will Thomsen auch noch in Augsburg studieren. »Meinung